reinhard döhl | gedichte 
11 texte

für e.w.
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a

erörternd die zeit
im glas der stunde
bricht sich die ziffer
zeile um zeile
blatt
das sich wendet
rückstand im filter

(schulterblatt-
ziffer)

auf leichter schulter
nimmt eine stunde
abstand vom
rückstand
der zeit

b

die wasser sind überstimmt
die sich nicht reichen
muschel kalk augen
jagen krähen
in die luft
die erfüllt ist

blutundbeton

im dornbusch
über dem wasser
besprechen sich stimmen
in einfalt
versteint
dein herz

c

früh wenn
früh wenn
früh

du und ich
ich du und die andern

später
heute

früh wenn die hähne krähn
hähne krähn
hähne krähn
wenn schon

d

1 die iris zerrissen
blut unterlaufen
gelblich weiß

2 (morgenstunde
hat midas gold im munde)
kein hahn kräht danach

3 münden mundes
speit der durchzechte in rinnstein

4 die verbindung unterbrochen
gestörter text aus streuung zufall und codes

5 die ampel
blinkt mir ihre aussage zu
wahr falsch oder wahr unentscheidbar

6 ich sage nichts über die welt
darüber sage ich überhaupt nicht

7 früh wenn
früh wenn
früh

e

1 jede zeile
die ich schreibe
ist eine de
floration

2 ein man geht voraus und man folgt ihm
ein mann geht voraus und man folgt ihm

3 namenlos fällst du mir zu
und das wort ist unsere einzige abwesenheit

4 in der tiefe des sonnenschirms
sehe ich die wunderbaren prostituierten

5 ich mache etwas mit der sprache
und gehe in ihr um

6 ich bin dagegen
ich bin dagegen
ich bin

7 anwesend in der sprache
entnehme ich die unschuld
mit beiden händen

f

1 auf ansichtskarten wird
die lüge ins haus getragen
auf leisen händen

2 am radio das foto von eva
ich kommuniziere ich
thatthingcalledlove

3 zwischen den beinen das gewesene
zwischen den beinen das gewesene
irgendwanneinmal
bleibt was zurück

4 ich denke
daß das paradies da vorn liegt
irgendwo da vorne

5 es geht vorüber
es geht mir nach
ich sehe mich vor

6 auf ansichtskarten wird
am radio das foto von

7 that thing called love

1 schnee auf den lidern
schnee auf den lidern

2 liebe ist ein gespräch
ein gespräch
ein

3 jederzeit wird
mond regen winter
ein gespräch
ein gespräch
ein

4 schnee auf den lidern
ist eine zeile ist

h

wechselnd die straßenseite
schritt gegenwort gegengeld
es gelten die kurse

der schalterbeamte
wirft mit zeit um sich
mit leeren händen

wechseltiere auf feuchtem asphalt
wechseltiere auf feuchtem asphalt

den schein zu wahren
zahl ich es ihm heim
mit kleiner münze
geld gegen wort
wider wort

i

ich stelle mich vor
mich hin meinen schatten
mein schatten verfällt
mir

sommerbilletts sammeln sich
in meinen taschen an
ich spiele erinnern
hand in der tasche
hand vor augen

licht schneidet die straße
fällt ein meinem schatten
mein schatten verfällt mir

j

es war ganz einfach brach
irgendwie kaputt säte zähne
zerstoßenes glas auf die straße
etwas zerstreut das ganze man fährt
so leicht zusammen bricht ab
mitten im satz
oder irgendwie
sonst ein paar Nietzsche kreidestriche
klee mit leichter hand gezogen
fuß bei fuß in staubige augen
tritt kein erkennen sie sind und
mancher ist weiter darüber hinweg

k

(ludwig wittgenstein)

er nahm auf
sich silbe um letzten willen
worte für dieses und jenes gemünzt
auf die zeit (ohne gott
würde es leicht sein
geld gegen schweigen
zu wechseln)

er löschte das licht
und fremde gedanken aus
mit einer handbewegung be
hielt er das letzte wort und
die erschaffung der welt
sich vor (was alles
der fall ist)

da war unzerstörbares
spielzeug: aus ernst bezeichnet
in der sprache der kindheit: worüber man spricht
soll man schweigen) er sagte
worüber er schwieg
sein wesen aus

in einer grammatik
sprach er sich aus


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