Reinhard Döhl | Joditz - Hof - Stuttgart und zurück.
Nebenwege einer reproduktiven und produktiven Jean-Paul-Rezeption

Reinhard Döhl & Armin Elhardts "Streck Verse & lange Gesichter. Ein Wörterspiel (Mobile)" & die "Edition WUZ" im Jean-Paul-Museum Joditz unter Mitwirkung von Claus Henneberg anläßlich des 240. Geburtstages von Jean Paul
 

Nach Hof auf den Spuren Jean Pauls / fuhren wir eigentlich über Würzburg oder Pegnitz...
[Aus den Botnanger Sudelheften]

Ist nicht die ganze jetzige Welt zum Feldprediger Schmelzle auf der Reise nach Flätz geworden?
[Wilhelm Raabe: Aphorismen]


Elhardt: Einstieg mit Ton und Kommentar (1) und (2) ca. 3, nicht mehr als 4 Minuten. Ton und Kommentar (2): Der Schrei (Untertitel: für Freunde der neuen Empfindsamkeit)

Döhl: Daß sich die "Edition WUZ" mit der Präsentation ihrer neuesten Veröffentlichung, den "Streck Verse[n] & lange[n] Gesichter[n]", im Jean-Paul-Museum Joditz vorstellt, macht Sinn. Gibt es doch neben einer umfassenden reproduktiven durchaus eine, wenn auch weniger bekannte produktive Jean-Paul-Rezeption, im vorigen Jahrhundert einsetzend etwa mit der Cento-Dichtung Georg Kulkas über Arno Schmidts "Kaff" und "Abend mit Goldrand" bis zu den Hofer "Tagen für neue Literatur" und über sie hinaus.

Zum Beispiel Georg Kulka (1)

Georg Kulka [1897-1927] wurde v.a. durch Veröffentlichungen in der Zeitschrift "Die Dichtung" und durch den Band "Der Stiefbruder. Aufzeichnung und Lyrik", Wien 1920, in literarischen Kreisen der expressionistisch gestimmten Nachkriegsjahre bekannt. Er wurde von der Wiener Philosophischen Fakultät 1921 zum Dr. phil. promoviert mit einer Arbeit über den "Unsterblichkeitsgedanke[n] bei Jean Paul bis zum Jahre 1797, mit besonderer Berücksichtigung des Kampanerthales. Ein Beitrag zur Philosophiegeschichte des 18. Jahrhunderts", die mit dem Satz schließt: "Nie hatte die deutsche Philosophie vor Jean Paul und nie hat sie nach ihm wieder in der deutschen Dichtung solche Formen gefunden" [S.66f.].

Kurz nach Erscheinen des "Stiefbruders" beschuldigte Karl Kraus im Juli 1920 den jungen Autor in der "Fackel" des Plagiats an Jean Paul, deckte auf, daß Kulka in den "Blättern des Burgtheaters" [1, 8] Auszüge aus Jean Pauls "Vorschule der Ästhetik" unter seinem Namen als einen Aufsatz "Der Gott des Lachens" veröffentlicht hatte. Ohne den Sachverhalt zu bestreiten, verteidigte sich Kulka in einer Gegenschrift und erklärte, den ihm wichtigen Jean-Paul-Text unter eigenem Namen publiziert zu haben, um den Text überhaupt mit Sicherheit unterzubringen und ihm "tiefere Wirkung" zu verschaffen.

Heute noch aktuell lesen sich Erfahrungen wie:

"Verlage und Editoren, die ich [...] ermahnte, Ausgaben von Jean Pauls Werken zu veranstalten, und an den gewaltigen ungedruckten Nachlaß erinnerte [...] entschieden, Jean Paul dürfe und müsse warten [...] Wen solche Möglichkeit eines Unternehmens, in dem eine Arbeit von Kulka bereitwilliger und mit Aussicht auf tiefere Wirkung gedruckt wird als eine Jean Pauls, verwundert, der erwäge, daß die Exhumierung eines Toten [...] nur pflichtgemäße Neugierde erweckt, und erfahre, daß Fragmente über das Theater von Novalis, die ich für das 3. Heft jener Zeitschrift ausgewählt, und Szenen aus Claudels Agamemnon, die ich für ihr 9. Heft übersetzt hatte, zugunsten gegenwärtiger oder lokaler Belanglosigkeiten um die Hälfte gekürzt, ja daß Hölderlins [...] Anmerkungen zum Ödipus beschnitten wurden, weil die Dringlichkeit eines neunseitenlangen Inszenierungsplaidoyers es gebot." Zum Beispiel Georg Kulka (2)

Es besteht aber noch ein weiterer, weitgehend unbekannter Zusammenhang zwischen Jean Paul und Kulka, eine verblüffende Verwertung von Prosastellen aus dem epischen Werk des ersteren für eine Folge von Gedichten und "Aufzeichnungen" [so nannte Kulka eine Kurzform lyrischer Prosa] aus den Jahren 1920 und 1923, der Versuch, sich Jean Paulsche Sprachbestandteile [inbesondere die ins Metaphysische verweisenden Landschaftsvisionen] ostentativ anzueignen. So z.B. in "Szene" oder "Nebeneinander knieend", Aufzeichnungen, die beide auf dem "Hesperus" fußen.

Zur Aufzeichnung "Beschwichtigen"

"Lege dich auf dein Kissen voller Freudenblumen, die du zertreten hast [...]. Kleiner Sarg glitt aus zwei Armen in die weite Wiege wie in einen Blumenkelch - sinke nur gerne zurück"
vgl. aus dem dritten Bändchen der "Herbst-Blumine": "[...] zuweilen glitt aus zwei Armen ein kleiner Kindersarg in die zweite Wiege des Lebens wie in einen Blumenkelch [...] sinket nur gern zurück auf das letzte weichste Kissen, von Blumen angefüllt!" Daß heimlicher Diebstahl - in der Hoffnung, nicht entdeckt zu werden - nicht beabsichtigt war, bezeugt ein Gedichttitel wie "Ausfahrt Giannozzos", der unzweideutig auf "Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch" im Anhang des "Titan" verweist. Vergleicht man das Gedicht mit dem Text Jean Pauls, zeigt es wiederum weitgehende Übereinstimmung mit der Vorlage in Bild, Metapher und einzelnen Wörtern, speziell in der Landschaftsschilderung [den Abendbildern]. Ich beschränke mich auf die ersten beiden [von fünf] Strophen: Sonne dämmert hinter den Orkaden,
Aus dem Osten Menschenküsten nebeln,
Weite Länder in dem leeren Meere baden,
Weiße Wasservögel unterm Ferneschleier schnäbeln.

Über der erhabnen Wüstenei schlagen unsre Herzen größer.

Bleicher Engel Sonne geht hinter Eismauern des Pols,
Schwimmend blüht sein Brautgewand mit dem Wolkenflößer,
Luv und Ranke wogenden Symbols.

Und zitiere zum Vergleich aus "Des Luftschiffers Giannozzo Seebuch": In [sic] Norden dämmerte die Sonne hinter den Orkaden - rechts nebelten die Küsten der Menschen - als ein stilles, weites Land der Seelen stand das leere Meer unter dem leeren Himmel - vielleicht streiften Schiffe wie Wasservögel über die Fläche; aber sie liefen zu klein und weiß unter dem Schleier der Ferne - Erhabene Wüstenei! über dir schlägt das Herz größer! - Auch Du gehst fort, bleiche Sonne, und als ein weißer Engel hinab ins stille Kloster der Eismauern des Pols und ziehest Dein blühendes, auf den Wogen golden schwimmendes Brautgewand nach Dir und hüllst Dich ein! " Kulka beschränkt sich also nicht auf das Kunstmittel des "einmontierten" [lyrischen] Zitats sondern versucht, mit einem begrenzten Text Jean Pauls als dem Gesamtrepertoire des Gedichts auszukommen. Diese Intention ist erkennbar, wiewohl das Kunststück, eine Textvorlage in geformte Einzelteile zu zerlegen und centoartig wieder zusammenzufügen, Prosa zum Gedicht umzumontieren, nicht ganz glücken will, weil Kulka um des Reimes und der Strophe willen gezwungen war, auf zusätzliche "Materialien" auszugreifen.

Helmut Kreuzer / Reinhard Döhl | Georg Kulka und Jean Paul. Ein Hinweis auf expressionistische Centonen [Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Jg. 40 [1966] Heft 4, S. 567-576]

Zum Beispiel Arno Schmidt

"Ein singendes Wesen schwebte durch unser Tal [...]. Es sang schöner, als ich noch hörte: - - Niemand, nirgends, nie." [Die unsichtbare Loge, erschienen 1793]

167 Jahre später beginnt beginnt Arno Schmidt seinen Roman Kaff mit den Worten "Nichts Niemand Nirgends Nie." Die zwei Leerstriche vor dem "Niemand" der Vorlage erscheinen bei ihm verbalisiert als "Nichts". Im Kaff-Kontext singt allerdings keine engelsähnliche Gestalt - das Wörterquartett alliteriert im Arbeitstakt einer Dreschmaschine.

Ist die verneinende Stabreimkette ein Plagiat? Nein, eher eine Art Hommage. Und ganz bewußt erhält Schmidts letztes abgeschlossene Werk den Titel Abend mit Goldrand [in der Vorlage "Goldrand des Abends"]. Zitat und sprachliche Anlehnung drücken stille Anerkennung aus für einen Kollegen, der ihm am nächsten verwandt ist und in fast allen seinen Werken "präsent": Jean Paul. Auch er ein Mann der Zettelkästen, des enzyklopädischen Wissens, ein Wortmetz, Sprachbildner, Vollblutschriftsteller... lit-erratische Blöcke beide, und beide nun unter einem elysischen Dach.

Direkt oder indirekt verweisen immer wieder zeitgenössische Autoren auf jenen Wortweltenschöpfer, den Eckhard Henscheid "Deutschlands, vielleicht der Erde" Sprachmächtigsten nennt. Autoren von Profession kennen und schätzen ihn jedenfalls und lesen ihn schon von Berufs wegen. Wie aber steht es ums gemeine Lesevolk?

Armin Elhardt, Wann kommst du, schleichendes Volk? Plädoyer für einen wartenden Dichter. Edition WUZ Nr. 3, Freiberg 1997.

Zum Beispiel Stuttgarter Gruppe/Schule und Tage für neue Literatur in Hof

Ich kann hier nicht die vielfältigen Beziehungen Arno Schmidts zur Zeitschrift "augenblick", zum Kreis um Max Bense oder zum Radio-Essay des Süddeutschen Rundfunks, dessen Leiter damals Helmut Heißenbüttel war, auseinanderfalten, sondern beschränke mich auf die Feststellung, daß Schmidts "Kaff auch Mare Crisium" 1960 und seine Märchenposse "Abend mit Goldrand" 1975 erschienen. Sie bilden also, wenn man so will, einen zeitlichen Rahmen für die Stuttgarter Gruppe/Schule um Max Bense und die "Tage für neue Literatur" in Hof, die unter anderem ein wichtiges Podium dieser Stuttgarter Gruppierung waren.

Und ein roter Faden, der hier von Stuttgart nach Hof führt, heißt Georg Kulka. Literaturgeschichtlich längst in Vergessenheit geraten, edieren in der von Max Bense und Elisabeth Walther herausgegebenen Reihe "rot" Helmut Kreuzer und Hermann Kasack 1963 Georg Kulkas "Aufzeichnung und Lyrik", geben 1966 Helmut Kreuzer und ich in der Deutschen Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte" unter dem Titel "Georg Kulka und Jean Paul" einen "Hinweis auf expressionistische Centonen", aus dem ich einleitend referiert habe.

Günter Eich kannte beides, Edition und Hinweis, als er auf den ersten Hofer Literaturtagen frühe "Maulwürfe" liest, darunter "Dem Libanon", eine Unsinnsprosa, die mit einem Gedicht Kulkas aus "Aufzeichnung und Lyrik" spielt. Ich lese zunächst letzteres und dann in Auswahl den "Maulwurf" Eichs:

Georg Kulka | Dem Libanon

Dem Libanon, dem jüngst im Flügelkleide schwärmenden,
Wuchs heut der Regen bleicher aus der Stirne.
Knatternd, als man die Seide zerbrach.
O du hellhöriger höllhärener Morgen!
Der Tag blieb dir im Munde stecken.
Aber die Wolken poltern sich stauend.
Niemand ist beiläufig - wo Regen das Hirn perforiert,
Erschlagene Blutkörner aufpickt.

Günter Eich | Dem Libanon

Kulka, der Expressionist, erwachte morgens gegen vier von einigen Versen. Er trat ans Fenster, aber es gab nichts als einen höhnischen Nachklang und Luft unter Flügeln. Er wußte seit langem, daß seine Verse Nebelkrähen, manchmal auch Saatkrähen waren. Vierfüßer würden länger im Zimmer bleiben, jambische Hasen, trochäische Murmeltiere, all das Tierzeug, das soviel Platz wegnahm. Eigentlich wartete er zugleich auf Kolkraben und Damhirsche, aber die Verbindung war selten, z. B. ähnlich:

"Dem Libanon,
dem jüngst im Flügelkleide schwärmenden - "
Zwei Kolkraben, ein Elefant. Die Verbindung nicht so gut wie mit Damhirschen. Verse muß man immer im Brehm nachprüfen. Wann würde er endlich zu den Muränen kommen? Und Einzeller? Amöben? Das war alles zu weit. Es fehlte an Wasser. [...]
Im Winter war es dunkel und im Sommer hell, alles hatte seine eigenen Nachteile und die Kulkaschen dazu, diese Minuten, immer gegen vier und noch die stärksten, wenn dann unwiderruflich der Gedanke Karl Kraus auftauchte, und der tobende Lärm begann, Rohrdommeln und Ziegenmelkerschreie, Brunftgebrüll, Affenversammlungen, Löwenorchester, Hyänengesang, und alles unbrauchbar. Kulka hielt sich rechts den Ringfinger, links den Zeigefinger ins Ohr, es war nicht klar warum so, der Verschluß wohl am besten, besser als Wachs und gefettete Watte. Am besten und besser, aber nicht gut. Das Wort Plagiat klang immer durch.
Plagiat ist kein Wort aus dem Getreidehandel. Dennoch. Kulka war nicht wegen Jean Paul getroffen, aber ein Getreidekaufmann lebte vom Hunger, da war jedes Wort ein Vorwurf. Und man konnte die Frage stellen, ob nicht jedes Wort, ohne Getreide, ohne Handel, ohne Kulka, ob nicht jedes Wort ein Vorwurf war. Wie sollte man da schreibend weiterkommen? Dem Libanon undsofort undsofort? Einfach die Wörter nebeneinander? Keine Verse mehr? Einfach eine Gruppenaufnahme, dann hatte man sie, konnte mit einer Stecknadel jeden und jedes Wort durchbohren. [...]
Er, Kulka, lebte mit Jean Pauls Gesammelten Werken in einer Hagelwolke und atmete durch Kiemen. [...]
Immer unterwegs zu den Geräuschen, die es nicht gab. Immer unterwegs. "Knatternd, als man die Seide zerbrach." Immer zu den Geräuschen. Oder Hagelkörner? Und was gab es denn nicht? Alles gab es. Das hatten sie erreicht.

Neue Rundschau, Jg 77, 1966

Zum Beispiel Tage für neue Literatur in Hof

Die Besucher der ersten Hofer Literaturtage, 1966, könnten sich noch erinnern, daß Jean Paul, mit vor allem auf Hof bezogenen Exponaten, in einer Vitrine im Rathaus gleichsam zum Schutzheiligen der "Tage für neue Literatur" und damit der aktuellen Dichtung erklärt wurde. [Vgl. Hofer Anzeiger, 28.7.1966.]

Und vielleicht hat sich der eine oder andere auch die "Abendzeitung" / das "8 Uhr Blatt", Nürnberg/München vom 3.8.1966, aufgehoben: mit einem Bericht über die ersten Hofer Literaturtage, "Klöße um Zwölf", dessen Verfasser mit Eichs frühen "Maulwürfen" so gar nichts anzufangen wußte. Dieselbe Ausgabe bringt zusätzlich ein gekürztes Radiofeature Claus Hennebergs über seine Geburtsstadt, aus dem ich auszugsweise zitiere:

Hof ist ein "Kältenest" oder "Bayerisch-Sibirien", und der Weißdorn blüht vier Wochen später als zum Beispiel in München, und die Kastanien stecken ihre Kerzen erst auf, wenn sie anderswo längst abgefallen sind, und im Juni schneit es noch zuweilen.

"Heinrich zeigte ihm das um den Fuß des Berges aufgeschlagene Lager der Stadt, die wie eingeschlummert zusammengesunken schien, und in der nichts rege war als die flimmernden Lichter. Der Strom ringelte sich unter dem Monde mit einem schillernden Rücken wie eine Riesenschlange um die Stadt und streckte sich durch zwei Brücken aus. Der halbe Schimmer des Mondes und die weißen durchsichtigen Nebel der Nacht hoben die Berge und die Wälder und die Erde in den Himmel, und die Wasser auf der Erde waren gestirnt, wie die blaue Nacht darüber, und die Erde führte, wie Uranus, einen doppelten Mond, gleichsam an jeder Hand ein Kind."

Sie haben richtig auf den "Siebenkäs" von Jean Paul getippt, dessen Leib in Wunsiedel, dessen Gemüt in Joditz und dessen Geist in Hof geboren wurde, und in dessen Werk die Stadt Hof unter den Namen Scheerau, Flachsenfingen und Kuhschnappel eine bedeutsame Rolle spielt, und nicht nur die Stadt, sondern auch die "Höfer" und die schwärmerischen Mitglieder der "erotischen Akademie", die schönen und liebenswürdigen Mädchen, für die Hof berühmt ist.

Claus Henneberg hat Jean Paul in unterschiedlicher Form die Treue gehalten, noch für die Umschläge seiner letzten Publikationen Bild-Vorlagen Paul Krügers gewählt, die den Fensterblick freigeben auf den Schloßplatz mit dem Jean-Paul-Haus.

Ich habe im Nachwort zu Hennebergs "Zeitsprünge[n]" [2001] zu zeigen versucht, in welcher Form Jean Paul im Werk Claus Hennebergs immer wieder begegnet, wobei die Schilderung des "Fröhlichen Steins" im "Siebenkäs" ["Hof, der fröhliche Stein und Doppel-Abschied sammt Töpen"] Henneberg bereits 1969, also noch zur Zeit der Hofer Literaturtagen, als Vorlage für einen ersten experimentellen "Siebtext" diente, der so ganz anders mit einer Textvorgabe Jean Pauls umgeht als die Zitatmontagen Kulkas.

Zum Beispiel Siebtexte

Vorbemerkung.

Siebtexte entstehen durch eine vom Unterbewußtsein gesteuerte Reduktion eines fremden Textes auf einen - dem Text jedoch aufgrund seines Sprachmaterials bereits innewohnenden - [verborgenen] Sinn. Das Ergebnis solcher in strenger Folge wiederholter Reduktionen kann diesen Sinn in ihren einzelnen Stufen übertreibend verdeutlichen, in sein Gegenteil verkehren oder etwas in einem neuen Sinn herstellen. Entscheidend bei diesem Verfahren ist, daß der statische Grundtext aufgebrochen und der Leser in den Prozeß der Entstehung eines Textes mit einbezogen wird. Schließlich ergeben sich durch gelungene Reduktionen Sprachgebilde, die sowohl in den einzelnen Stufen, als auch im Endergebnis nicht nur etwas über den fremden Autor und seine Sprache, sondern vor allem etwas über den Bearbeiter und seine Sprache sagen.

Das Verfahren.

Stufe I
1. Man nehme als Material einen beliebigen Text.
2. Man überfliege diesen Text mit gespannter Unbeteiligtheit - ohne auf Sinnzusammenhänge zu achten.
3. Man notiere sich die dabei gemachten Funde in der Reihenfolge, in der sie aufgetaucht sind.

Stufe II
1. Man verfahre mit dem so entstandenen Text wie in Stufe I/2.
2. Man notiere die bei dieser zweiten Siebung übriggebliebenen Funde.

Stufe III
1. Man wiederhole den Vorgang, bis durch eine dritte, vierte usw. Siebung sich - ohne bewußte Steuerung - allmählich ein eigener Sinn ergibt.

Stufe IV
Man beende die Siebungen im richtigen Augenblick - spätestens aber dann, wenn nur noch ein einziges Wort des Grundtextes übriggeblieben ist.

Claus Henneberg | Hof, der fröhliche Stein

1
sondern gingen und
kletterten hinauf
und sahen die Gärten
vielleicht die künstlichen Wiesen
verdrängen mehr als andere das Vieh
denn die von der Natur geschmückte
und adoptierte
und von der Kunst enterbte
dehnte sich
ausgenommen die wenigen Gärten darin
und führte ihn
in der ganzen Gegend bewandert
einem andern Stein mit einem schönern entgegen
indem sie sich dazu gefasset unter dem Vorwand
leichter die Hand
und unter dem
wurde jede aus scheinbar-mechanischem Zufall
gedrückt mit wachsenden Wurzeln
und spaltete es weiter
wie Wurzeln Felsen
sie zeigten alles einander
was jeder sah
des Berges Stadt eingeschlummert zusammengesunken
in der nichts rege
ringelte sich streckte sich
durch halbe Schimmer
und hoben die Berge und die Wälder
und die Erde und die Wasser
auf der Erde und die Erde
gleichsam an jeder Hand

2
sondern gingen
und kletterten hinauf
und sahen die Gärten
vielleicht die Wiesen verdrängen
mehr als andere
denn die von der Natur geschmückte
und adoptierte
und von der Kunst enterbte
ausgenommen die wenigen
und führte ihn
einem schönern entgegen
 indem sie sich dazu unter dem Vorwand
leichter die Hand
aus scheinbar-mechanischem Zufall gedrückt
und spaltete es weiter
sie zeigten alles einander
was jeder sah
eingeschlummert zusammengesunken
die Berge und die Wälder und die
Erde und die Wasser auf der Erde
und die Erde an jeder Hand

3
sondern gingen und
sahen als andere
die von der Natur geschmückte
und adoptierte
und von der Kunst enterbte
und führte ihn
einem schönern entgegen
aus scheinbar-mechanischem Zufall
und spaltete es weiter
sie zeigten alles einander
was jeder sah
die Berge und die Wälder und die
Erde und die Wasser auf der Erde
und die Erde

4
sondern gingen und sahen
die von der Kunst enterbte
aus scheinbar-mechanischem Zufall
und spaltete weiter
was jeder sah
die Berge und die Wälder und die
Erde und die Wasser auf der Erde
und die Erde

5
sondern gingen
und sahen
was jeder sah
die Berge und die Erde und die
Wasser auf der Erde

Erstveröffentlichung im Katalog "Künstler sehen fränkische Städte - Eine Ausstellung des Kuratoriums Franken". Datierung des Grußwortes im Katalog 29. April 1969. Dauer der Wanderausstellung vom 16.5.1969 bis 6.1.1970.

Ich möchte ergänzen, daß Hennebergs "Siebtexte" in den damaligen Jahren, in denen wir nach Herzenslust experimentierten, kein singuläres Experiment waren und verweise als verwandte Gattung z.B. auf die "Dünnschliffe" bereits zu Beginn der 60er Jahre, in den Worten Max Benses: "Es kennzeichnet die bisherigen Verfahren des Schreibens, daß man von Worten zu Sätzen, von Sätzen zu Zeilen, von Zeilen zu Perioden, Abschnitten, Passagen, Kapiteln etc. übergeht und auf diese Weise vom Element zum Text gelangt. Das Schreiben entwickelt sich dabei als methodische Hinzufügung bzw. Adjunktion [...].

Das Schreiben als methodische Zerlegung bzw. Substraktion kommt vom Text zum Element. [...] Es geht von einem makroästhetisch hergestellten oder vorgefundenen Text aus und gewinnt daraus zerkleinernd ein abstraktes, konkretes, materiales oder intentionales kleinstes einheitliches Stück, das das statistisch oder intentional wesentliche strukturelle Element, eine ästhetische oder semantische Zelle, wie man sagen muß, aufzeigt. Solche mikroästhetischen Textstücke, zu deren Hervorbringung ebenso viel Methode wie Intuition der Auffindung gehört, sind echte minimale statistische Formen einer separierenden Schreibweise, die im Gegensatz zur adjunktierenden steht und deren Ergebnisse wir "Dünnschliffe" nennen."

Modelle. = rot 6. o.O. [Stuttgart] o.J. [1961].

Daß es etwa zeitgleich gegenteilige Versuche der Texterweiterung gab, erwähne ich zunächst nur, da ich später mit den "Streck Versen" noch einmal darauf zu sprechen komme.

Zum Beispiel die Stuttgarter Jean-Paul-Rezeption

Claus Henneberg ist heute aber auch deshalb mit von der Partie, weil die Hofer Literaturtage von Henneberg, mir und Helmut Heißenbüttel in Stuttgart konzipiert wurden, wohin eine weitere Jean-Paul-Spur führt. Nicht nur, weil Eduard Behrend † und Winfried Feifel die Grundlagenarbeit zur historisch-kritischen Jean-Paul-Ausgabe in Marbach leisteten, oder, weil das Werk Jean Pauls in Forschung und Lehre auch an der Stuttgarter Universität verhandelt wird [was Forschung, Lehre und Publikationen von mir einschließt], sondern vor allem, weil Armin Elhardt und ich ein eigenes kleines, wenn auch bescheidenes Kapitel der Stuttgarter Jean-Paul-Rezeption geschrieben haben.

So haben wir uns vor zwei Jahren, unabhängig voneinander, auf Spurensuche begeben, Armin Elhardt mit seinem Marbacher "Spuren"-Heft "Jean Pauls Besuch in Stuttgart" [= Spuren 53], ich in dem Kapitel "Jean Paul und Stuttgart" im Rahmen der Dokumentation "Von Briefstellern, Briefen und anderen schriftlichen Lustbarkeiten. Briefe und Kommentare aus einem noch zu schreibenden Kapitel Stuttgarter Kulturgeschichte". Bei dieser Spurensuche sind wir, unabhängig voneinander, auf eine Anekdote gestoßen, die der Heidelberger Professor Heinrich Voß Johann Christian Abeken in Dresden brieflich mitteilt und die wir Ihnen nicht vorenthalten möchten:

[27. Juni 1819]
Vor acht Tagen etwa kommt Jean Paul in einen Garten drei viertel Stunden von Stuttgart. Sehr viele genialische und in seinen Geist verliebte Damen, die schon Wind von seinem Kommen gehabt, stürmen auf ihn zu, umwinden ihn mit Rosen und setzen ihm Kränze von Nelken und aufgesparten Lilien auf sein heiliges Haupt. Er ist heiter, redselig, empfindungsvoller als je; alles drängt sich um ihn, seinen geistreichen Gesprächen [zu] horchen. Mancher Kuß wird ihm gestohlen, Clorinde und Celia führen ihn in eine schattige Sommerlaube, da muß er Rede stehn über Liane, Idoine, Klotilde; der Himmel verklärt sich den Damen, wie er die Geschöpfe seiner Phantasie ihnen gleichsam ins Leben zaubert. Eine große Kollation wird gebracht, nie hatte Bacchus schönere Gaben gespendet. Nach dem Essen spielt man Pfänder, alles dreht sich um Küsse von Jean Paul, seine Lippen sind die segnenden und gesegneten. Beim Zuhausefahren entspinnt sich Streit unter den Damen, wer ihn in ihren Wagen haben soll. Das Los entscheidet für die Glücklichste. Drei Damen setzen sich zu ihm, eine vierte springt schalkhaft nach, setzt sich dem großen Manne auf den Schoß und leidet es, daß er sie wonneglühend an sein warmes Herz drückt. Unter hochgeistigen Gesprächen kehren sie in Stuttgart ein. Beim Aussteigen dankt der edle Dichter weinselig und gefühlselig, für den genossenen unvergeßlichen Abend und schließt mit den furchtbaren Worten: "Aber Jean Paul bin ich nicht, meine Holdseligen, Sie müssen es dem Herrn N.N. gütigst verzeihen, daß er Jean Pauls Rolle übernahm, als Sie ohne sein Zutun ihn damit beehrten. Morgen früh reise ich von hier." Und so war es auch. Dieser Pseudojeanpaul war ein Professor Müller aus Bremen, den mir Professor Gatterer als einen Vierschrötigen, jovialischen, rundbackigen, schinkengenährten Sauphilister mit gutem Maulleder schildert. Jean Paul ist anfangs sehr entrüstet gewesen über sein nachgefälschtes Unebenbild; aber gleich darauf hat er's lustig gefunden [...]
Zum Beispiel WUZ 3

Eine weitere Stuttgarter Rezeptionsspur führt ins benachbarte Freiberg am Neckar, zu Armin Elhardt und seiner "Edition WUZ", die bereits von ihrer Firmierung her deutlich auf Jean Paul verweist, wenn auch ihr Herausgeber - Schulmeister wie der Namengeber - als "Attila Schmelzle" zeichnet und der Druck von "Fibel & Pelz" besorgt wird. Innerhalb dieser Edition sind es vor allem zwei Hefte, die im heutigen Zusammenhang zu nennen sind.

Als erstes Armin Elhardts Jean-Paul-Essay "Wann kommst du, schleichendes Volk?" [= WUZ 3], ein nachdrückliches "Plädoyer für einen wartenden Dichter" aus dem Jahr 1997, aus dessen Anfang wir bereits zitierten.

Jean Paul ist nicht nur der geborene Erzähler, sondern auch Deutschlands erster freier Schriftsteller. Unter schmerzlicheren Entbehrungen hat wohl kein Autor seinen Beruf begonnen und wohl keiner mit größerer Hingabe und Lust geschrieben als er. Nein, er kenne keine süßere Sache als ein Buch zu schreiben - außer: eines zu entwerfen. Und so erschafft er eine Wortwelt - das Register zählt 104 Werke -, in der er seine großen Romane ansiedelt: Die unsichtbare Loge, Hesperus, Siebenkäs, Titan, Flegeljahre, Leben Fibels und den Kometen.

Mit ihnen tritt der Roman als beliebteste Literaturgattung seinen Siegeszug in der deutschen Literatur an.

Damals. Der Verfasser betrachtet seine Bücher als "dickere Briefe an Freunde" [seine Briefe entsprechend als "dünnere Bücher" für die Welt]. Das intime Verhältnis zwischen Autor und Leser ist kein aufgesetztes, sondern unverwechselbares Kennzeichen Jean Pauls, des Erzählers wie des Menschen.

Zugegeben, diese "dickeren Briefe" machen es dem Adressaten, vor allem dem heutigen, nicht leicht. Immer wieder verführt - scheinbar - die überfließende Erzählfreude den Erzähler zu den witzigsten Abschweifungen, abwegig erscheinenden Einschüben, wahrlich phantastischen Visionen, skurrilen Nebensträngen, zu einem gelehrten Aufsatz, wie aus dem Stand verfaßt, oder zu einer wissenschaftlichen Abhandlung, wie aus der Hand geschüttelt - zu stillen Idyllen, meist der unheimlichen Art, absurden Grotesken und tränenschönen Träumen.

Der oberflächliche Leser wie auch der verbildete Fachmann stören sich oft daran und nennen's abwertend "Überladung", "Wucherung" oder "unnötiges Beiwerk". Es ist weder unnötig noch beigewirkt, sondern gehört als nicht nur stil- und strukturprägendes Element unverzichtbar zur jeweiligen Haupthandlung: Gerade die Fülle des "wuchernden Beiwerks" enthält satirische Seitenhiebe und politische Aussagen zu Mißständen der Gesellschaft, von denen einige bis heute andauern.

Zeitlebens republikanisch gesinnt [in des Wortes wahrer Bedeutung], bereitet Jean Paul literarisch den Weg, um die "Throne" einzuebnen. Dabei erweist er sich als engagierter Anwalt der Armen und aller, die im Pech der Welt kleben.

"Ich [...] sah, wie man euch schindet - und die Herren vom Hof haben eure Häute an. Seht einmal in die Stadt: gehören die Paläste euch, oder die Hundshütten?"

Diese Frage stellt nicht Büchner. Dessen Motto "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!" erschallt Jahre später. Und auch die folgenden Sätze stehen nicht im Hessischen Landboten; Flamin spricht sie im 40 Jahre zuvor erschienen Hesperus. "Die bleichen Großen haben überhaupt kein Blut, das wenige ausgenommen, was sie den Untertanen abschröpfen oder was ihnen an den Händen klebt, wie die Insekten kein rotes Blut bei sich führen als das den anderen Tieren abgezogene."

Anders als seine Zeitgenossen Goethe und Schiller begrüßt Jean Paul die Französische Revolution. Scharf distanziert er sich von ihrem Terror, nie jedoch von den postulierten Idealen. Nicht nur deshalb ist er den beiden Weimarer Dichtern suspekt: auch literarisch trennen sie Welten.

Vergleicht man Goethes Wilhelm-Meister-Romane mit dem Hesperus, werden die Unterschiede deutlicher.

Goethe spiegelt in seiner Erzählwelt den Spätfeudalismus; dabei sieht er die sozialen Verhältnisse meist als gegeben und die Anpassung des Individuums an die Gesellschaft als Zeichen der Reife. Sein Gesellschaftsbild spart das eigentlich Politische ebenso aus wie den Humor.

Nicht so die Romane Jean Pauls. Sie zeigen, daß die Gesellschaft eine Veränderung dringend nötig hat. [Und wer mehr über den politischen und philosophischen Dichter erfahren will, sollte bei Wolfgang Harich nachlesen].

Die positiven Helden beweisen ihre Reife dadurch, daß sie sich hohen Idealen verschreiben, z.B denen der Revolution. So suggeriert Jean Paul sittliche Vorbilder. Die "gebildete Persönlichkeit" als Goethesches Ideal ist ihm zu wenig. [Von einer Romanfigur heißt es: "Er war ein schöner Geist, hatte aber keinen anderen."]

Jean Paul hält die bürgerlichen Tugenden hoch, ohne dem Spießer das Wort zu reden. ["Ein Mensch von Talenten und ein Bürger von Talenten hassen einander gegenseitig."] Er plädiert für eine Gesellschaftsveränderung mit einer gerechteren Verteilung der Güter, setzt sich ein für Kultur und Menschlichkeit und stellt die Unterdrückung der Frau an den Pranger. Seine "Kriegserklärung gegen den Krieg" ist Teil der Erziehung zum Frieden und sollte neben den klassischen Dramen im Kanon der Schullektüre stehen.

Dem Tucholsky-Zitat "Soldaten sind Mörder" hätte er nicht widersprochen, wohl aber seines daneben gestellt: "Soldaten sind bezahlte Leichenmacher" - und damit der Zensur ein Schnippchen geschlagen. In Leben Fibels lesen wir vom Vater der Titelfigur und seiner Erziehung: "Um ihn [den Sohn] zum Offizier zu bilden, ließ er ihn nichts lernen." - Zur Masse Mensch macht er sich tiefe Gedanken und Hoffnungen. Aber keine Illusionen: "Denn, o Freund, was ist der Mensch, besonders mehr als einer!" - Und als Paar? "Frauen führen Männer nur dann auf Irrwege, wenn sie selber mitgehen."

Armin Elhardt, Wann kommst du, schleichendes Volk? Plädoyer für einen wartenden Dichter. Edition WUZ Nr. 3, Freiberg 1997.

Zum Beispiel WUZ 17

Die aktuelle Ausgabe der Edition WUZ, das "Wörterspiel" der "Streck Verse und lange[n] Gesichter" [= WUZ 17], die heute und hier anläßlich Jean Pauls 240stem Geburtstag und des 5jährigen Jubiläums des Jean-Paul-Museums vorgestellt werden soll, hat eine längere Vorgeschichte.

Ich habe mich immer wieder - auch spielerisch - mit Jean Paul eingelassen, dessen Name mir erstmals am Schluß der Erzählung "Deutscher Mondschein" von Wilhelm Raabe begegnet war:

"Als ich spät am Abend wieder bei meinem Bäcker saß, rauchte ich ein halb Dutzend Pfeifen über den Erlebnissen und Erfahrungen des Tages und kam gegen Mitternacht zu dem Entschluß, meinem augenblicklich in Göttingen studierenden Jungen ein Exemplar von Jean Paul Friedrich Richters sämtlichen Werken zu seinem nächsten Geburtstag zu schenken." Neugierig geworden, habe ich mir in meinem ersten Göttinger Semester daraufhin die Reimersche Ausgabe der "Sämtlichen Werke" von 1840/42 vom Mensa-Essen abgespart, bin darüber zum Jean-Paul-Leser geworden, habe nach Abschluß meines Studiums zu Jean Paul veröffentlicht und - vor allem über seine humoristischen Romane - Lehrveranstaltungen angeboten. Seit den 60er Jahren hat mich Jean Paul aber auch für meine literarische und künstlerische Produktion interessiert, im Druck nachweisbar etwa in den "botnanger sudelheften" [1982], die für den Zeitraum der Hofer Literaturtage [1966-1970], auf denen ich u.a. die "Rede des toten Christus [...]" von der Kanzel der Joditzer Kirche verlas, festhalten: nach hof auf den spuren jean pauls
fuhren wir eigentlich über würzburg oder pegnitz
warum bin ich nicht der rasen

während einer flut
doppelt belichtetes seestück mit pocohantas
haidthöhe bootshaus

fabrikkunst im kaufhof
die alte anna im rathaus
und andere endspiele

neue tage
frühe maulwürfe
das gras wies wächst

oberhalb der saale
novellenlandschaft
wahlverwandtschaften

träumereien an kaminen
irrgarten mit rosenkavalier
filmrisse

noch während der rede des toten christus
abschied von joditz
der ferne fall von lauwinen

In der "Kleinen Stuttgart Versschule" [1985] von Wolfgang Ehehalts und mir ist Jean Paul der Clerihew gewidmet: Jean Paul Friedrich Richter
zagt im Regen nie als Dichter
und wäre das glücklichste Wesen der Welt
wär er Krautpflanze gwä oder Gerstenfeld,
ein Unsinnsvers, der in mundartlicher Einfärbung aus einem Stuttgarter Brief Jean Pauls an seine Frau zitiert: "Seit gestern und heute (und fast immer) genießen wir liebliches Regenwetter, und ich wäre das glücklichste Wesen von der Welt, wenn ich eine Krautpflanze wär' oder ein Gerstenfeld."

Natürlich hat sich Jean Paul auch ins "Gästebuch" des von Johannes Auer und mir herausgegebenen virtuellen Stuttgarter "Poet's corner'le", den "Stuttgarter Poetenwinkel" eingetragen.

1988 entsteht im Umfeld und als sehr subjektives Ergebnis eines Jean-Paul-Seminars ein inzwischen bekannteres Selbstportrait "Mülltonne aus Botnang" und

seit 1990 schließlich arbeitete ich an dem Jean Paul gewidmeten "Wörterspiel" der "Streck Verse und lange[n] Gesichter", zu dessen gemeinschaftlicher Buchrealisation sich

seit Ende des letzten Jahres Armin Elhardt hinzugefunden hat, einem Projekt, dessen Genese und Realisation wir abschließend vorstellen möchten. Wobei zu zeigen sein wird, wie weit und in welchem Maße Jean Paul wie schon bei den Hofer Literaturtagen auch hier Pate gestanden ist und die Regeln mitbestimmt.

Zum Beispiel Streckverse / streckversen

Von der Forschung bisher wenig beachtet, hat Jean Paul in seinem Werk die denkwürdigsten Gattungen erfunden, den "Springbrief" z.B. oder den "Streckvers", der, in den "Flegeljahren" [1804 f.] als Substantiv (Streckvers) und Verb (streckversen) 'geboren', wiederholt im Werk Jean Pauls dann auch als Gattung begegnet. Ich gebe ein paar Belege, die zugleich etwas über seine Poetik aussagen:

"Ah ça! wandt' er sich zu Walten (mehr Französisch konnt' er nicht) Ihre Polymeter!" - "Was sind's?" fragte Knol trinkend. "Herr Graf (sagte Shomaker und ließ die Pfalz weg), in der That eine neue Erfindung des jungen Kandidaten, meines Schülers, er machet Gedichte nach einem freien Metrum, so nur einen einzigen, aber reimfreien Vers haben, den er nach Belieben verlängert, seiten-, bogenlang; was er den Streckvers nennt, ich einen Polymeter."

Endlich [...] machte er [Walt] drei Streckverse, einen über den Tod, einen über einen Kinderball und einen über eine Sonnenblume und Nachtviole.

In der Einsamkeit setzte er ein kleines Inserat für den Haslauer Kriegs- und Friedenboten auf, [...], ferner einen kurzen, anonymen Streckvers für den Poeten-Winkel des Blattes - Poets corner - überschrieben.

Der Fremde
v---vvvv-vv-, -v-v-v-,
---v--vv-, -v-v-v-v-v-v-vv-,
---,v-vv,-v-v-v-v-.

Gemein und dunkel wird oft die Seele verhüllt, die so rein offen ist; so deckt graue Rinde das Eis, das zerschlagen innen licht, und hell und blau wie Äther erscheint. Bleib' euch stets die Hülle fremd, bleib' es nur der Verhüllte nicht.

Zum Beispiel Rezeption

Diese Streckverse und die Vaterschaft Jean Pauls wurden in der Literaturszene alsbald wahrgenommen und rezipiert, wie folgende Beispiele - in Auswahl - belegen sollen. Zugleich deutet ihre Auswahl aber auch an, daß ab etwa Mitte des 19. Jahrhunderts ein Wandel der Einschätzung einsetzt.

1821 widmet Platen seine Ghaselen Jean Paul mit dem Vierzeiler: "Vielleicht, daß dich dies Buch berührt, / Man schelt' und tadl' es noch so häufig; / Denn wer den Streckvers eingeführt, / Dem sind Ghaselen auch geläufig."

Als Buchtitel begegnen "Deutsche Streckverse" 1823 bei Wolfgang Menzel und werden von Heinrich Heines Kritik an Menzel ausdrücklich ausgenommen: "Die Späße des Herrn Menzel mißfielen mir nicht; er war damals witzig, und ohne just einen Hauptgedanken zu haben, eine Synthese, konnte er seine Einfälle sehr pfiffig kombinieren und gruppieren, daß es manchmal aussah, als habe er keine losen Streckverse, sondern ein Buch geschrieben."

Weitere Belege finden sich in Karl Ferdinand Gutzkows "Die Ritter vom Geiste" [1850 f.]: "Indem trat [...] Ernst mit dem Theeservice [ein] [. ..] Stromer hörte das Klappern von Tassen schon seit Jahren außerordentlich gern; es wurde ihm dann immer so behaglich, daß er sogleich anfing, Streckverse über das Sieden eines Theetopfes, über das Singen eines gebundenen Wassergeistes und den angenehmen Zusammenhang zwischen einem kalten Septemberabend und einer Tasse braunen Peccothees zu jeanpaulisiren".

Oder bei Willibald Alexis in "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht" [1852], wo von einem Auftritt Jean Pauls - "Er sprach so wunderschön, in lauter gewählten, ich möchte sagen selbst in Streckversen" - und seiner Wirkung erzählt wird: "Denken Sie, selbst die Eitelbach, wie berauscht von seiner Nähe, ward witzig; sie sprach etwas, was im Hesperus stehen könnte [...], ich ließ ihm durch Adelheid ein Bouquet überreichen". "Gewiß mit Worten, die im Titan ihren Ehrenplatz fänden". "Es war, meine ich, keine üble Phrase, eine Phantasie, die mir am Morgen eingefallen war; sie [= Adelheid] hatte sie auch ganz gut auswendig gelernt, eine Art Streckvers."

Im gleichen Jahr spricht Bogumil Goltz in "Ein Jugendleben" von den "Streckverse[n], [...] die ich in einer Laune auf ein Papierschnitzel hingeworfen hatte", bieten 1864 Hans Unwirsch in Wilhelm Raabes "Der Hungerpastor" die "grauen Wände [der Studentenbude], welche der Antecessor in heiteren und melancholischen Stimmungen mit Fratzen und lasziven, satirischen und philosophischen Streckversen beschmiert hatte, ein [reiches] Feld sinniger Betrachtungen."

In Peter Roseggers "Schriften" [1895] scheint der Streckvers dann seine Schuldigkeit getan zu haben: "Dichter: meine Herren, wie stellen Sie sich so ein Festgedicht vor? Soll ich das zweifüßige Beinkleid in fünffüßigen Jamben besingen? Oder dünkt es Ihnen, besonders bei der im Waschen eingehenden Wolle der Jägerhosen, vortheilhafter, den Streckvers anzuwenden?"

Zum Beispiel Lexikographische Artikel

Ein etwas längeres Leben war dem Streckvers in den Nachschlagewerken beschieden, wo er erstmals 1813 unter dem Stichwort "Polymeter" in Joachim Heinrich Campes "Wörterbuch zur Erklärung und Verdeutschung der unserer Sprache aufgedrungenen fremden Ausdrücke" begegnet: "Polymeter, eine nach Hexameter und Pentameter von J. P. Richter gebildete scherzhafte Benennung einer angeblichen Versart, die keine Versart ist; der "Vielfuß", oder wie er selbst sie genannt hat, der Streckvers."

Noch 1934 verzeichnet "Der große Brockhaus": "Streckvers, m., Polymeter, von Jean Paul herrührende Bezeichnung für eine stark rhythmisierte, gegliederte Prosa indes ohne eigentlichen Verscharakter, da ein gleichbleibendes Metrum fehlt."

Heutige Nachschlagewerke, z.B. "Meyers Enzyklopädisches" oder "Metzlers Literaturlexikon" kennen den Streckvers allerdings nicht mehr, Wilperts schon etwas älteres "Sachwörterbuch der Literatur" [EA 1955] nurmehr den Polymeter.

Zum Beispiel Pariser Spiele

Das alles war mir nach einigen Jean-Paul-Seminaren ungefähr geläufig, als ich mich 1990 in der Cité International des Arts in Paris daran machte, die Trilogie der "Pariser Spiele" mit einem dritten, einer Art 'Satyrspiel' abzuschließen, und aus diesem Grunde versuchte, zwei frühere Textsorten aus den 60er Jahren, die "Quadrat-" und die "Alphabettexte", spielerisch in "Streckverse" umzuformen, hatte ich doch aus der "Hesperus"-Lektüre noch in Erinnerung: "Du sollst [...] streckversen den ganzen Tag, weil du doch ein Narr darauf bist [...]".

Meine Pariser "Streck Verse" bestanden, entsprechend den 26 Buchstaben des Alphabets, aus jeweils 26 Ein-Wort- bzw. Ein-Silben-Zeilen und waren alphabetisch nach ihren Anfangsbuchstaben geordnet. Da sich für die 26 "Streck Verse" in ihrer ersten Form kein Verleger fand, habe ich sie zunächst erweitert, wobei ä, ö, ü, au, äu, eu, ei, sch und st als eigene Buchstaben hinzu kamen, noch einmal überarbeitet und zu Wortstelen angeordnet

Zum Beispiel zu:

eulen
&
zähne
klappern
gehört
zum
hand
werk
wie
goldener
boden
schwarze
scheu
klappen
ein
mahlendes
mund
werk
voll
gift
&
galle
knirschenden
zähnen
&
eulen

Für diese zweite Version der "Streck Verse" war an eine choreographische Realisation gedacht und für den Fall ihrer Inszenierung vorgesehen, daß die Flöte des Fauns, ein monoton getrichenes Cello f und 26 verschieden eingestellte Metronome Sprecher als Wörtermarionetten in Gang setzen und sie in wechselnden Tempi mit und gegeneinander in ein variables Wörterspiel: ein Wörtermobile und -ballett bringen, das nach einer Weile so schlagartig erstarrt, daß die folgende Stille hörbar wird.

Aber auch das ließ sich damals als Spiel nicht realisieren. Ich habe in der Folgezeit dann verschiedene Präsentationsformen versucht

1. in Form von Lesungen 1994 z.B. im Rahmen einer Gemeinschaftausstellung mit Dieter Göltenboth in Stuttgart oder im Rahmen einer Gemeinschaftslesung mit Franz Mon [der ja auch bei den Hofer Literaturtagen mit von der Partie war] in der Alten Schmiede in Wien [1998], wobei die Texte wiederholt geändert wurden. Da die Streckverse als Wortstelen gedacht sind, deren jede mit einem anderen Buchstaben des erweiterten Alphabets beginnt, kann man sie

2. aber auch zu Texten aus Texten strecken bzw. mit Hilfe solcher gestreckten Wortstelen Namen buchstabieren. Das brachte mich auf die Idee, die Streckverse für Akrosticha zu verwenden. Danach würde sich z.B. Jean Paul wie folgt buchstabieren:

jetzt / wirds / noch / schlimmer / werden / schlimmer / noch / jetzt / wirds / kommen / gekommen / sein / sein / kommen / wird / kommen / & / nicht / etwa / gehn / nur / das / nicht / jetzt / wirds / bald

enten / grütze / & / schwanen / see / gang / das / breitet / sich / jetzt / aus / wie / maul / wurf / & / klauen / seuche / rot / lauf / grün / span / streck / verse / & / lange / gesichter

an / fang / kommt / ohne / ende / nicht / vor / selbst / vor / der / hand / kommen / anfang / & / ende / vor / während / unter / der / hand / das / dicke / ende / stets / nach / kommt

noch / ist / das / ende / der / fahnen / stange / nicht / erreicht / da / wird / schon / halb / mast / geflaggt / & / das / mäntelchen / nach / dem / wind / gehenkt / im / lande / der / dichter

puste / blumen / & / kuchen / & / andere / erinnerungen / wie / war / das / noch / damals / die / fenster / zu / der / laden / dicht / gemacht / & / alles / verrammelt / war / es / die / zukunft

auch / da / von / wäre / zu / reden / während / kreischend / im / kreis / sich / der / auto / mob / windet / & / dreht / mobil / bis / ins / mark / im / rück / halte / becken / gestaut

land / läufiger / schweine / mut / & / andres / gelichter / wenn / man / hört / wie / man / sagt / daß / die / spatzen / es / längst / von / den / sprich / wörtlich / ab / gedeckten / dächern / pfeifen

Realisiert habe ich eine solche Akrostichonversion zusammen mit Johannes Auer erstmals 1996 in der Internet-"Fastschrift" zu Ehren Helmut Heißenbüttels [der ja ebenfalls Gast der Hofer Literaturtage war], undzwar auf zweifache Weise.

- Zunächst, indem man über Anklicken eines Buchstabens seines Namens den entsprechenden Streckvers abrufen kann. Klickt man z.B. auf den Buchstaben H [bei Helmut oder Heißenbüttel] erscheint die Wortstele

hals / über / knopf / sich / das / vor / stellen / vor / sichtig / vor / sich / hin / & / in /den / raum / stellen / da / hin / gestellt / sein / lassen / auf / spitz / & / knopf - Zusätzlich haben wir in einem "Manirierte Heringe" überschriebenen Beitrag dieser "Fastschrift" Helmut Heißenbüttel mit den entsprechenden Wortstelen als Akrotichon portraitiert.

Da mich der Gedanke einer choreographischen Realisierung nicht los ließ, habe ich 1997 im Rahmen einer Jazz Session auch eine akustische Realisation versucht, von der sich Tondokumente erhalten haben, die Armin Elhardt z.T. weiter bearbeitet hat, wie Sie abschließend hören werden.

Armin Elhardt hat jetzt als Setzer, Drucker und Herausgeber in seiner Edition WUZ den "Streck Versen" ihre endgültige Leseform gegeben. Wobei die "Streck Verse" um 19 Collagen und ein "Noten-Souterrain" erweitert wurden, das aus dem Wörter- und Hör-Spiel schließlich ein Bilder- und Lese-Spiel, ein Spiel für Leser macht. Das spielt natürlich, und wen würde es wundern, mit Jean Paul, der "die auffallende, mit einem Noten-Souterrain durchbrochene Gestalt" seiner Prosa "Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Flätz" in einer "Vorrede" ausführlich entschuldigt und ausführt:

Diese "mit einem Noten-Souterrain durchbrochene Gestalt" gefalle ihm "selber nicht. Aber folgender Zufall zog diese durch das ganze Buch streichende Trennungslinie: ich hatte meine eigenen Gedanken (oder Digressionen), womit ich die des Feldpredigers nicht stören durfte und die bloß als Noten hinter der Linie fechten konnten, aus Bequemlichkeit in ein besonderes Neben-Manuskript zusammen geschrieben und jede Note ordentlich [...] mit ihrer Nummer versehen, die sich bloß auf die Seitenzahl des fremden Haupt-Manuskripts bezog: ich hatte aber beim Kopieren des letzteren vergessen, in den Text selber die entsprechenden einzuschreiben. Daher werfe niemand, so wenig als ich, einen Stein auf den guten Setzer, daß dieser - vielleicht in der Meinung, es gehöre vielleicht zu meiner Manier, worin ich etwas suchte - die Noten gerade so, wie sie ohne Rangordnung der Zahlen untereinander standen, unter den Text hinsetzte, jedoch durch ein sehr lobenswürdiges künstliches Ausrechnen wenigstens dafür sorgte, daß unter jede Text-Seite etwas von solchem glänzenden Noten-Niederschlag käme." Nimmt man Armin Elhardt als den Jean Paulschen "Setzer" an und bringt in Anschlag, daß fast alle Fußnoten, also das "Neben-Manuskript" der "Streck Verse", nicht vom Verfasser des "Wörterspiels" sondern vom Erfinder der "Streckverse", von Jean Paul und anderen vom Verfasser hoch geschätzten Autoren sind, wird deutlich, wie hier das Spiel gespielt wird.

Entsprechend wird zu dem Botnanger Notat: "nach hof auf den spuren jean pauls / fuhren wir eigentlich über würzburg oder pegnitz?" in einer Fußnote die Gegenfrage: "Ist nicht die ganze jetzige Welt zum Feldprediger Schmelzle auf der Reise nach Flätz geworden?" -

Entsprechend wird die Gegenfrage nicht vom Autor des "Schmelzle" sondern von Wilhelm Raabe gestellt. Wie überhaupt im "Noten-Souterrain" ein zusätzliches Spiel mit dem Jean-Paul-Leser und -Kenner Raabe und mit Günter Eich gespielt wird, der 1966 in Hof erstmals seinen Kulka-"Maulwurf" vorlas und dessen späte Unsinnspoesie der "Maulwürfe" sich trefflich diesem Spiel einfügt, wenn z.B. das "Noten-Souterrain" aus seinen "Fußnoten zum Brehm" zitiert:

"Mit Eselsohren weiß man, was in der Welt vor sich geht. Ich trage eine wollene Mütze darüber".
Im Gegensatz zu den Siebtexten Claus Hennebergs, den Dünnschliffen Max Benses spielt also in den "Streck Versen" Texterweiterung eine entscheidende Rolle, nicht nur im Sinne des Streckverses als Gedicht in freiem Metrum, "so nur einen einzigen, aber reimfreien Vers" hat, der "nach Belieben [seiten-, bogenlang] verlängert" werden kann, sondern in der freien Kombination der Wortstelen untereinander und ihrer Ausweitung in andere Kontexte im "Noten-Souterrain".

Da dieses Wörterspiel und -mobile aber nur jeder für sich und mit dem Buch spielen kann, verabschieden Verleger, Herausgeber, Setzer und Autor sich mit 2 Titeln aus der akustischen Realisation von 1997, deren Tondokument von Armin Elhardt für diesen Zweck überarbeitet und aufbereitet wurde, einem kurzen Dialog zwischen Autor und Sängerin [Petra Straue] und dem abschließenden Tutti.

Titel 3

Titel 1