Albrechts Privatgalerie | Künstleralphabet
Reinhard Döhl | Die Bilder Günter Sommers sind Inszenierungen

Günther Sommer inszeniert auf Papier und auf Leinwand.
Günther Sommer inszeniert in den unterschiedlichsten Techniken,
in Mischtechnik, mit Kreide, mit Acryl, mit Lack.
Manchmal werden diese Techniken kombiniert
wie Lack/Acryl, Kreide/Acryl, Mischtechnik/Montage,
wobei Figuren komplett aufmontiert werden können
und die Inszenierung in Richtung Relief treiben.

Manchmal bleiben Reste von etwas zurück,
von Papier zum Beispiel auf Leinwand,
wie Spuren und kaum zu entziffern. Dann
beginnen die Materialien miteinander zu sprechen.

Manchmal sind die Spuren auch lesbar,
wenn Schrift ins Spiel kommt, verwischt wird
und wieder verschwindet. Dann sind Günther Sommers
Bilder auch SchriftBilder, Schrift- und BildBilder.
Und die Schrift in den BildBildern ist das Bruchstück
eines RegieTexts für eine BilderBildbühne, die
Günther Sommer auf seinen BühnenbildBildern bespielt.

Allerdings bespielt er sie in einem Spiel mit doppeltem Boden
und Bildgrund, durchsichtig auf andere Inszenierungen
von Velázquez zum Beispiel oder von Ingres, durchsichtig
auf scheinbar vertraute Tableaux' wie Kreuzigung und Torso,
oder offen für überraschende Plazierungen -
der Olympia zum Beispiel auf einer Juke-box.

Mythos und Kultur sind zu deformierbaren und deformierten
Versatzstücken und Spielelementen einer Malerei geworden,
in der sie als der fadenscheinige Kontext einer Zivilisation
erscheinen, als Fundus einer Zivilisation,
deren Selbstinszenierungen zunehmend leerlaufen.

Dabei kann es geschehen, daß die gestische Malweise Günther Sommers
den Zuschauer vor der BilderbildBühne in die BühnenbildBilder
hineinzieht, mit einbezieht in eine absurde Inszenierung,
in ein groteskes ästhetisches Spiel, das dann nicht mehr
das Spiel Günther Sommers allein ist.

[Juni 2002]