Reinhard Döhl | Die Stuttgarter Spiele
Dialoge oder Das Stuttgarter Kleine Kartenspiel

Während auf den Fildern ein Mann, der aussieht wie Deyle, mit Eyle alles auf eine Karte setzt, kommt Bleyle in der Korrespondenz eines Mannes, der aussieht wie Wolfgang Ehehalt, nurmehr als Unterwäsche vor.

Du hast vergessen, den Veyle anzusetzen,sagt er zu einem Mann, der aussieht wie Reinhard Döhl.

Du meinst, die Feile anzusetzen, verbessert der Mann, der aussieht wie Reinhard Döhl, während seine Gedanken ein wenig ins Filderkraut schießen.

Aber der Mann, der aussieht wie Wolfgang Ehehalt besteht auf dem Veyle.

Was hat das mit Kunst zu tun? fragt der Mann, dessen Gedanken jetzt stärker ins Filderkraut schießen.

Kompost, sagt der Mann, der auf dem Veyle besteht, Kunst & Kompost.

Aber, lieber Wolfgang, sagt der Mann, der aussieht wie Reinhard Döhl, wenn du mich fragst, so zwischen Neckar und Nesenbach...

Lieber Reinhard, unterbricht der Mann, der aussieht wie Wolfgang Ehehalt, ich frage dich aber nicht, auch zwischen Wald und Reben...

Zwischen Mülldeponie und Kompostprinzip, wirft ein Mann ein, der aussieht wie Detlev Claussen, und bringt den Kehrichthaufen der Geschichte in Anschlag.

Doch da ist der Mann, der aussieht wie Wolfgang Ehehalt, bereits dem Wildhüter in der Bergeinsamkeit des Monte Scherbelino begegnet, sind dem Mann, der aussieht wie Reinhard Döhl, die Gedanken vollends in Filderkraut geschossen, sind in einem Stadtteil, der aussieht wie Möhringen, die Karten längst auf den Tisch gelegt.

Man muß die Kartenhäuser feiern wie sie fallen, sagt ein Mann, der aussieht wie der sprichwörtliche Ballhorn ausgesehen haben soll.

Und während in der Weltstadt des Musicalhowls die großen und die kleinen Kartenhäuser einstürzen, Einstürzende Neubauten, meldet sich die Stimme von Südfunk Drei aus dem Off zu Wort, während in der Weltstadt der Musicalhalls die großen und die kleinen Kartenhäuser einstürzen, zeigt der Mann, der aussieht, wie der sprichwörtliche Ballhorn ausgesehen haben soll, den Kartenabreißern der heimlichen Weltstadt des Sports die gelbe und die rote Karte.

Das muß man sich ausmalen, sagt ein Mann, der von ferne an den Erfinder des Dächles erinnert, gelbrot und die anderen Grundfarben, sagt er.

Aber auf diesem Auge waren Nesenbachmayer und der Vorstopper der hiesigen Finanzen immer schon farbenblind.

Das ist ein zu weites Feld, und überhaupt, sagen sie, Daimlerstadion hin, Dinkelacker her und überhaupt,
sagen sie, sticht diese Karte nicht.

Man sollte niemals alles auf eine Karte setzen, wiederholt der Mann, der aussieht, wie der sprichwörtliche Ballhorn ausgesehen haben soll, und beginnt aufzuzählen

das Kartenbild
des Kartenblatts
dem Kartenblock
den Kartenbrief
die Kartengitter
der Kartengrüße
den Kartenkünstlern
die Kartenhäuser
der Kartenleger
des Kartenlesers
dem Kartenlocher
das Kartennetz
die Kartenposten
der Kartenräume
den Kartenschlägern
die Kartenskizzen
das Kartenspiel
des Kartenständers
dem Kartentisch
das Kartenwerk
die Kartenzimmer
der Kartenzimmer
den Kartenzimmern
die Kartenzimmer.
Da capo al fine, verlangt ein Mann, der aussieht wie Johannes Zagrosek, und entlockt seinem Cello einen unreinen Ton.

Darmseite ist Darmseite, entschuldigt er sich und verlangt endlich eine Partitur nach der neuen Rechtschreibung.

Karte ist Karte, bietet ein Dienstleistungsunternehmen an, dessen Dienstleistungen und Preise so aussehen, daß sie der Deutschen Post ähnlich sehen, und läßt Karte für Karte durch die Frankiermaschinen schlüpfen.

Miss Saigon, drucken die Frankiermaschinen links neben die Briefmarke und über die Adresse.

Aber so sehe ich doch gar nicht aus, entsetzt sich eine Frau, die aussieht, wie Bohumila Grögerová ausgesehen hat, als sie den Josef Hiršal kennen lernte.

Überhaupt war das früher ganz anders, fügt der Mann hinzu, der aussieht wie der Mann, den die Frau, die aussieht wie Bohumila Grögerová, als Josef Hiršal kennen lernte.

Da saß zum Beispiel, sagt der Mann der aussieht wie der Mann, der undsoweiter, da saß zum Beispiel neben einem Kartenleger ein Kartenschläger in einem Kartenzimmer an einem Kartentisch und schlug einen Kartenstempel auf die Kartenpost.

Auf die Postkarten, verbessert die Frau, die aussieht wie die Frau, die undsoweiter.

Hagaki o gomai kudasai, verlangt ein Mann, der aussieht wie Hiroo Kamimura, Tomodachi ni hagakio dashimashita.

Ich habe keine Wohnung, bloß ein Postfach, antwortet der Freund, der aussah, wie Günter Eich ausgesehen
hat, Besuch mich da.

Kono hen de wa, ichi-nichi ni nikai yûbin ga haitatsu saremasu, schreibt der Mann der aussieht wie Hiroo Kamimura.

Hornissen sind selten, antwortet der Freund, der aussah, wie Günter Eich ausgesehen hat, aber in meinem Postfach nisten sie. Sie sind pflaumengroß und gutmütig und rascheln in alten Briefen.

Alles ist relativ, erklärt ein Mann, der aussieht wie Hans Brög, wobei er das Mittelalter in Mitte und Alter halbiert.

Einstein niest nie, schüttelt sich ein Mann, der aussieht wie Pierre Garnier, während eine Frau, die aussieht wie Ilse Garnier, dazu Stuttgarter Zwiebeln reicht, die wie Erdbeeren aussehen.

Pomme, pompier, Pompidou, spielt sie, aux petits oignons, einen Zwischenfall vor dem Beaubourg an.

Damals muß auch der große Stuttgarter Apfel- und Birnenkrieg begonnen haben, vermutet ein Mann, der aussieht wie Johannes Auer, und verschwindet wieder im Internet.

Birne ragt gen Ozean, schlägt der Mann vor, der aussieht wie Reinhard Döhl.

Birnen sind eine Sache des Aberglaubens, entgegnet eine Frau, die aussieht wie Barbara Wichelhaus, während Äpfel mehr im Mythos vorkommen.

Ein Apfel kommt selten allein, widerspricht der Mann, der aussieht wie Reinhard Döhl.

Aber du bist im Alphabet nur bis Wurm gekommen, rechnet ein Löffelholz nach, das aussieht wie Franz Mon, oder ist es umgekehrt.

A loose cannon cannot cant a can of worms, souffliert ein Mann, der aussah wie der berühmte Tim Finnigan aus der Walker Street, No way coming out.

Ätsch Ätsch, entlacht sich ein Chlebnikist -

Ora smetis, korrigiert lächelnd die Frau, die immer noch aussieht wie Bohumila Grögerová, aber der Chlebnikist, der aussieht wie Wil Frenken, besteht auf seinem großen HaHa,

Was im Japanischen bekanntlich meine Mutter heißt, merkt der Mann an, der immer noch aussieht wie Hiroo Kamimura.

Da capo, ruft der Mann, der immer noch aussieht wie Johannes Zagrosek, und läßt seinem Cello einen unreinen Ton entfahren.

Deine Partitur, fügt er für den Mann, der noch immer aussieht wie Reinhard Döhl, hinzu: Deine Partitur.

Doch der Mann, der noch immer aussieht wie Reinhard Döhl, ist längst nach Prag geflüchtet.

sníst, teilt er einer Freundin, die aussieht wie Ewa Szenfeld, mit,

sníst
snít
sníst
snít
sníst
snít
snídat s ní
s ní si dát.
Das verstehe ich zwar nicht,  erklärt die Freundin, die wie Ewa Szenfeld aussieht, aber ich habe schon immer gesagt, daß ich mit Dir erst ausreiße, wenn Du viel Geld hast.

Ich brauche dringend ein Atelier, kartet eine ehemalige Studentin, die aussieht wie Isa Dahl, aus Florenz nach,

was die Hunde eines ehemaligen Studenten, der aussieht wie Daniel Wagenblast, verdreifacht,

worauf eine Frau, die aussieht wie Ulrike Müller-Herancourt, in großer Sorge um ihre belämmerten Ziegen, nach einem Ziegenpeter ruft

und der Fernsehturm von einem Mann, der aussieht wie Diter Rot, mit roter Tarnfarbe angestrichen wird.

Es gibt nur rote Geheimnisse in der Welt, zitiert ein Mann der aussah wie der große Max.

Gott raucht nicht, er braucht Pudding, versichert ein Mann, der aussah wie Werner Schreib, obwohl er seine Karten auch mit Adolph Strauch, Adolf von Menzel oder Errnes Wichbar unterschrieb.

Man sollte, meldet sich noch einmal der Mann, der aussieht, wie der große Ballhorn ausgesehen haben soll, zu Wort, man sollte wirklich nicht alles auf Deyles Karten setzen.

Warum läßt Du Dir nicht in die Karten schauen, fragt ein Freund, der aussieht wie Siegfried Cremer auf dem Jakobsweg. Und er meint nicht den Mann, der aussieht, wie der große Ballhorn ausgesehen haben soll.

Er hat seine Karten doch alle auf den Tisch gelegt, sagt ein Frau, die aussieht wie Ulrike Rickele Gauss. Und auch sie spricht nicht von dem Mann, der aussieht, wie der große Ballhorn ausgesehen haben soll.

Er hat doch, wiederholt sie, das ganze Kartenspiel mit seinen Freunden aufgedeckt.

Der Ursprung der Spielkarten, schreibt das deutsche Wörterbuch des Aberglaubens, ist gänzlich unbekannt und bedarf noch sehr der Aufhellung. Angeblich stammen sie aus China.

So ist es, sagt ein Mann, der aussieht wie Chong Li Bai, schließlich haben wir auch den Siebdruck erfunden.

Wobei ihm eine Frau, die aussieht wie LiLi und eigentlich Li Wen Bai heißt, freundlich zunickt.

Wann kommst Du endlich, schreibt sie dem Mann, der auch jetzt noch aussieht wie Reinhard Döhl,
wann kommst Du endlich als Postkarte nach Beijing. Wir werden bestimmt großen Spaß miteinander, wir werden auch eine kleine Ausstellung zusammen haben.

Und während auf den Fildern alles auf eine Karte gesetzt wird, während zwischen Wald und Reben die alten Kartenhäuser des Partners der Welt in sich zusammenfallen, werden im Wilhelmspalais aus Landkarten Postkarten, wird aus Postkarten ein Kartenspiel, werden Bücherwürmer und Internetsurfer zu Kartenlesern, wird eine Frau, die aussieht wie Frau Ott-Osterwold, zur Kartenschlägerin und eine Madame, die aussieht wie Madame Jouly, zur Kartenlegerin, wird aus dem Wilhelmspalais ein futuristischer Lesesalon und ein neues Kartenhaus.

[Hannelore Jouly zum 4.9.1996]