stenogramm
(vorgänge)
malen malt daß
malt darüber darüber
daß malt das malen
farben anstelle farben an
farben die legt hand an und geht mit um wie zum beispiel
legt hand an und stellt
etwas an vertuscht dies und das macht etwas aus wie randschmutz der schmutzrand
die schmutzspur macht was er macht damit und damit
durchschaut was gemacht
wird hinterläßt jeder zeit macht sich gedanken macht sich gedanken
darüber daß. macht sich gedanken wie auch von etwas
wählt aus sucht zusammen
setzt zusammen die macht einen plan läßt es läßt
sich gehn geht hinterläßt
eine welt die es sonst auf
der welt nicht mehr gibt die es nirgendwo auf der welt mehr sonst gibt
und ständig zerstört wird
hat keinen goldenen boden
bricht ab wos abbricht der abbruch der randbruch wos ausfranzt brüchig
wird abbricht ganz von selber wos abbricht der randschmutz die schmutzspur
die schmutzige schönheit zeigt daß das zeigen
(stenogrammi della geometrica
elementare wenn ich es ihm sagte ein vollständiges portrait von picasso
und das protrait g c kirchberger von helmut heißenbüttels 13
sätze für einen maler)
läßt hinterläßt
läßt aus überläßt läßt zu läßt
aus
eine stelle die leer ist
in die ich eintrete was sichtbat ist und sichtbar gemacht ist und sichtbar
gemacht wird
polygonzüge raster
random die störung
hat keinen grund ist grundlos
grundlos malt grundlos malt
das
[1962. Druck in: Da Sägeblatt.
Ein Rundbrief, 8/62]
(vorgänge) 2
(schreiben) schreibt daß.
schreibt darüber (darüber daß) schreibt wie. schreibt daß
das schreiben (wörter anstelle wörter an wörter die). legt
hand an und geht mit um wie zum beispiel (stellt etwas an an stelle vertuscht
dies und macht etwas aus). macht was er macht damit und damit. durchschaut
was gemacht wird (macht sich gut oder schlecht und es sich). macht sich
gedanken macht sich gedanken darüber zum beispiel daß. macht
sich gedanken wie (auch von etwas) (darüber mehr mehr davon). wählt
aus sucht zusammen (setzt zusammen die) macht einen plan läßt
es (läßt sich gehn geht). hat keinen goldenen boden bricht ab
(wos abbricht). der abbruch der randbruch der randschmutz die schmutzspur.
hat keinen grund ist grundlos. grundlos schreibt grundlos malt das
[1962]
2
Ansichtskarten sind Ansichtssache
und leicht überschaubar. Man schätzt ihren Umgang. Sie sind genügsam.
Man kann sie sich an den Hut und hinter den Spiegel stecken. Man kann sie
unbesehen zerreißen verbrennen verlegen. Man kann sie jederzeit vorholen
und oberflächlich betrachten. Man kann sie ganz genau betrachten.
An ihren Ansichtskarten kann man sie erkennen. Ansichtskarten sind nicht
jedermanns Sache.
3
Es gibt schwarzweiße
Ansichtskarten, die von den Schwarzweißsehern verschickt werden.
Immer noch verteilen die Schwarzweißseher ihre gebildete Ansicht.
Die schwarzweißen Bilder der Welt sind billig zu haben. An allen
Kiosken der Welt wird eine um die andere Ansicht für bare Münze
gehalten Sie ist wiederholbar für jeden erschwinglich. Täglich
sichten die Schwarzweißseher den Bestand der verteilbaren Welt und
lassen ihn umgehen.
4
Ansichtskarten sind keine
kleinen Mädchen die bunt angemalt sind. Die buntangemalten Ansichtskarten
ändern ihre Meinung nicht von heute auf morgen. Sie hängen ihr
Mäntelchen nicht nach dem Wind Man kann sie erinnern. Ein Kreuz mit
Tinte bezeichnet die Stelle der Wohnungnahme. Viele Leute machen ein Kreuz
und möchten sich hinter verstecken. Ansichtskarten sind keine Regenbögen
die bunt angestrichen sind.
5
Von allen bekannten Blumen
sind Ansichtskarten die schönsten Sie blühen nicht im Verborgenen
Sie sprechen von sich aus. Sie sagen nicht: laßt Blumen sprechen.
Und sprechen nicht durch die Blume oder in Rätseln. Sie sprechen in
Bildern. Sie haben sich eine Ansicht gebildet. Sie haben sich eine genaue
Ansicht gebildet. Sie besagen nichts weiter.
6
Die Ansichtskarten Günther
C Kirchbergers haben eine Ansicht die sonst niemandes Ansicht ist. Man
kann sie keinem Menschen vorlesen. Man kann sie in keine Sprache übersetzen.
Man kann sie nicht vom Blatt singen. Sie bezeichnen eine Welt die es sonst
auf der Welt nicht gibt. Die es nirgendwo auf der Welt mehr gibt. Und die
gezeigte Welt ist jedesmal eine andere.
7
Die Ansichtskarten sind
jetzt alle verteilt, Man hat sich seine Ansicht gebildet hiervon und davon.
Man weiß was auf den Ansichtskarten drauf ist. Man hat säuberlich
die Häuser von den Bäumen und den Himmel von der Erde geschieden.
Man spricht darüber und läßt es Tag und Nacht werden. Man
spricht immer noch darüber. So ward aus Abend und Morgen ein anderer
Tag.
[1963. Druck in: Prosa zum Beispiel, 1965]