Eines Tages | Ansichtskarten | Märchen
erstreckt sich eine Straße aus einem Fenster werden Autos getrieben mit einer Handbewegung verhält sich ein Hund umkreist ein Fahrrad lehnt an einer Hauswand bezeichnen Narren Hände hier wie dort
bewegt sich eine Spinne über eine Wand. Ein Fenster ist nach außen geöffnet. Eine Zeitansage wird getroffen. Ein Mann bewegt sich über das Gesicht einer Frau das er betrachtet. Eine Frau schläft auf dem Rücken unter den Blicken eines Mannes die sie betrachten. Sie bewegt die Lippen über ihr Gesicht. Ein Mann erhebt sich vor ein Bett. Ein Fenster ist nach außen geöffnet Ein Mann bewegt sich über einen Teppich zur Tür die er öffnet. Eine Spinne bewegt sich über eine Tapete zum Fenster das auf ist. Eine Frau bewegt sich auf den Rücken. Ein Mann verläßt sie durch die Tür. Eine Spinne befindet sich vor einem Fenster und verharrt. Ein Wetterbericht erfolgt. Ein Mann singt unter der Brause heute morgen jederzeit
sehen Autos auf und vorbei im Fenster verwischen Männer mit Besen die Straße verdunkelt die Sonne verdunkelt ihre langen Schatten verdunkeln ihre kurzen Schatten die sie bewegen Besen schultern Männer bleiben im Schatten auch Frauen gegenüber sehen auf und vorbei
verwischen Autos die Straße von da nah da ohne Ende im Fenster unterläuft einem Auto ein Mann. Andere Autos werfen einen Blick darauf. Ein Metermaß verweist die Bremsspur zurück. Andere Autos sind ungeduldig und machen einen Bogen. Der Asphalt ist fehlerlos den ein Mann zwischen den Armen hält. Ein Auto nahm seine Unschuld denn er blutet. Scherben liegen herum. Ein Kind schreit. Eine Frau nimmt es mit sich fort. Eine Straße zögert und zieht sich hin. Andere Autos schlagen ihre Augen auf und fahren fort. Eine Bogenlampe sieht einem Mann in die Augen ohne Bewegung liegt ein Mann unter einer Bogenlampe unter anderen mit offenen Augen
werden Autos in ein Fenster getrieben mit einer Fußbewegung verhält sich ein Hund umkreist ein Fahrrad lehnt an einer Hauswand ergibt sich eine Reklame mit bunter Schrift beschmieren Narren Hände die Zeit
besprechen Stimmen im Radio. Eine Frau liegt auf einem Bett und bewegt sich. Sie dreht den Stimmen den Hals um mit einer Handbewegung. Eine Frau verfolgt mit Blicken eine Spinne zum Fenster das auf ist. Sie bewegt ihre Hände von dort nach dort über ein Bett auf dem sie liegt. Über eine Wand bewegt sieh eine Spinne über eine Tapete auf die die Frau starrt zum Fenster das auf ist. Ein Mann geht von irgendeiner fort. Eine Frau erinnert sich mit geschlossenen Augen ihres Liebhabers. Sie liegt so da mit geschlossenen Augen um sieh zu erinnern bewegt sie die Hände vor ihr Gesicht und hält sich vor Augen. In einem Radio besprechen sich Stimmen die Zeit und das Wetter ohne Ende
erstreckt sich eine Straße in ein Fenster das auf ist ergehen Geräusche an das Ohr der Beischläfer verhält sich die Nacht betrifft ein Fahrrad ohne Licht verbirgt sich eine Reklame an einer Hauswand verbleiben Schatten Schultern Frauen immer wieder verhalten sich Hände hier wie dort
Man schickt von einer Reise Ansichtskarten, um den Daheimgebliebenen zu sagen, daß man sie nicht vergessen hat. Man unterläßt es, einem Freund, der in bescheidenen Verhältnissen lebt innerhalb eines Sommers Karten aus Ragusa, Capri und Nizza zu schicken. Auch wäre es taktlos, einem Bürokollegen eine Karte zu schicken und einen anderen zu übersehen. Dem Chef und hochgestellten Persönlichkeiten schickt man nur dann Ansichtskarten, wenn man mit ihnen privat befreundet ist Man läßt auch nicht zufällige Urlaubsbekanntschaften ihre Namen auf Karten kritzeln, da diese Leute für die zu Hause Gebliebenen keinerlei Bedeutung haben. [Gutes Benehmen Dein Erfolg]1
2
Ansichtskarten sind Ansichtssache
und leicht überschaubar. Man schätzt ihren Umgang. Sie sind genügsam.
Man kann sie sich an den Hut und hinter den Spiegel stecken. Man kann sie
unbesehen zerreißen verbrennen verlegen. Man kann sie jederzeit vorholen
und oberflächlich betrachten. Man kann sie ganz genau betrachten.
An ihren Ansichtskarten kann man sie erkennen. Ansichtskarten sind nicht
jedermanns Sache.
3
Es gibt schwarzweiße
Ansichtskarten, die von den Schwarzweißsehern verschickt werden.
Immer noch verteilen die Schwarzweißseher ihre gebildete Ansicht.
Die schwarzweißen Bilder der Welt sind billig zu haben. An allen
Kiosken der Welt wird eine um die andere Ansicht für bare Münze
gehalten Sie ist wiederholbar für jeden erschwinglich. Täglich
sichten die Schwarzweißseher den Bestand der verteilbaren Welt und
lassen ihn umgehen.
4
Ansichtskarten sind keine
kleinen Mädchen die bunt angemalt sind. Die buntangemalten Ansichtskarten
ändern ihre Meinung nicht von heute auf morgen. Sie hängen ihr
Mäntelchen nicht nach dem Wind Man kann sie erinnern. Ein Kreuz mit
Tinte bezeichnet die Stelle der Wohnungnahme. Viele Leute machen ein Kreuz
und möchten sich hinter verstecken. Ansichtskarten sind keine Regenbögen
die bunt angestrichen sind.
5
Von allen bekannten Blumen
sind Ansichtskarten die schönsten Sie blühen nicht im Verborgenen
Sie sprechen von sich aus. Sie sagen nicht: laßt Blumen sprechen.
Und sprechen nicht durch die Blume oder in Rätseln. Sie sprechen in
Bildern. Sie haben sich eine Ansicht gebildet. Sie haben sich eine genaue
Ansicht gebildet. Sie besagen nichts weiter.
6
Meine Ansichtskarten zeigen
eine Ansicht die sonst niemandes Ansicht ist. Man kann sie keinem Menschen
vorlesen. Man kann sie in keine Sprache übersetzen. Man kann sie nicht
vom Blatt singen. Sie bezeichnen eine Welt die es sonst auf der Welt nicht
gibt. Die es nirgendwo auf der Welt mehr gibt. Und die gezeigte Welt ist
jedesmal eine andere.
7
Die Ansichtskarten sind
jetzt alle verteilt, Man hat sich seine Ansicht gebildet hiervon und davon.
Man weiß was auf den Ansichtskarten drauf ist. Man hat säuberlich
die Häuser von den Bäumen und den Himmel von der Erde geschieden.
Man spricht darüber und läßt es Tag und Nacht werden. Man
spricht immer noch darüber. So ward aus Abend und Morgen ein anderer
Tag.
[1963]
... kürzere volksläufig unterhaltende Prosaerzählung von phantastisch-wunderbaren Begebenheiten und Zuständen aus freier Erfindung ohne zeitlich räumliche Festlegung. [Sachwörterbuch der Literatur]1
2
Für alle Tage haben
alle Kinder haben alle Kinder für alle Tage langes Fädchen faules
Mädchen haben alle Kinder alle lieben und fleißigen Kinder fleißiges
Lieschen die Männer treu die Männer satt haben alle Ritter alle
Straßen Spesen und Raub Ritter Sporn Feinsliebchen mein Feinslieschen
treu den Mann im Ohr zum Schlößli auf kam Rittersporn zu Männertreu
zur tiefen Nacht im Wunderland wuchs Rosenstock die Wacht am Rhein kam
Hinkelmann schlug alles krumm köpfte die Sonne und schlug mit einem
krummen Säbel mit einem krummen Türkensäbel den Mond kaputt
den Graf entzwei den Rittersporn unds Tausendschön pfui Spinne schrie
Feinsliebchen mein schlief tausend Jahre Tag für Tag und spann ein
Garn drei Parzen rechts zwei Warzen links ein langes Garn ein Seemann gar
sah flugs herein ein Fädchen gar fürs Spinnennetz den Drahtverhau
fing Vögel mit fing Vögel mit fing vögel drin sing Nachtigall
fürs liebe Kind fürs Ritterkind fürs Vaterland Trutznachtigall
und wie es zur Sonn kam wars ein verwelkt Sonnenblum und der Mond ein Stück
faul Holz und drehte sich ums Spinnenbein und alle Kinder haben alle Kinder
langes Fädchen faules Mädchen fürs Spinnennetz fleißiges
Lieschen fürs Lügennetz haben alle Kinder den lieben langen Tag
lang haben alle Kinder alle Tage für alle Tage kurze Beine.
3
Etwas das wie ein Märchen
klingt oder etwas das wie im Märchen ist was ein Märchen ist
wenn einmal etwas war und so anfängt von wo es war und nur im Märchen
vorkommt und darin geschieht weil ich nicht an Märchen glaube daran
glaube ich nicht daß es vorkommt daß einmal etwas war und Großmutter
erzählt die ganze Geschichte von Anfang bis Ende warum hast du ein
so großes Maul und jemand zuhört der zuhören kann weil
er nicht dabei gewesen ist und jemand immer wieder davon erzählt oder
es zu hören kriegt aber nicht hören will aber hinhören muß
weil er zufällig da ist der nicht dabei war als etwas passiert ist
das jemand gerade erzählt und sagt daß es so ist und nicht anders
und es immer wieder vergißt wenn er nicht daran denkt denkt er denkst
du daß es aufhört wenn niemand zuhört wenn sie nicht gestorben
sind die zuhören und zuhören weil sie nicht gestorben sind und
immer noch leben damit etwas erzählt wird was nicht wahr ist das einmal
war und davon lebt daß etwas einmal nicht wahr war und einem gesagt
wird daß es wahr ist was wie ein Märchen klingt und keines ist
was darin vorkommt und immer wieder passiert was wie im Märchen klingt
aber wahr ist geht es hier weiter.
ã by the author