Albrechts Privatgalerie | Künstleralphabet | Burkhardt
Reinhard Döhl | Donnerts im Jenner...

... das bedeut dasselbe Jahr große Winde / Frucht genug und Krieg in den Landen.
Donnerts im Hornung / so bedeuts Neid / Haß / Wollust / mancher Leut Tod / und sonderlich der Reichen.
Donnerts im März / so bedeut es große Winde Frucht genug und Streit unter den Leuten.
Donnerts im April / das bedeut ein inniglich angenehm fruchtbar Jahr / darneben aber auch reicher Leute Tod.,
Donnerts im May / so bedeuts Mangel der Frucht und ein hungrig Jahr.
Im Brachmonat bedeut der Donner viel und gute Frucht / darneben aber auch sehr müheselige Krankheiten.
Im Heumond ist der Donner ein Zeichen guter Frucht und Verderbung junges Viehes.
Donnerts im Augustmonat / das bedeut Gebrechen an der Frucht / Fraßwütigkeit und hündischen Hunger / dem römischen Reich Anstöße auch viel schwere Krankheiten unter schlechten Leuten.
Donnerts im Herbstmonat / so bedeuts Frucht genug / aber den gewaltigen Leuten schlechte Annehmlichkeiten.
Im Weinmonat bedeut der Donner starke Winde / Mangel an Frucht und Obst.
Donnerts im Wintermonat / das bedeut Frucht genug und ein annehmllich fast lieblich Jahr.
Im Christmonat bedeut der Donner Speise genug / auch sonst Fried und Einigkeit unter den Menschen.
                                                                                                                                                         Alte Bauernregel

Gefällt das Jahr - sagt der ewig währende Calender - auf den Sambstag, so wird ein trüber Winter kein guter Lenz / ein nützlicher Sommer / wohl gewittert und truckner Herbst; Korn und Honig wird teuer; der dritte Reiter in der Offenbarung S. Johannis reiset gewaltig / junge und alte Leute sterben sehr.

Darum geht es in diesem Calender auch rund und bunt zu. Das liegt am Samstag, am Wetter, an der Jahreszeit. Und da auch das kommende Jahr trotz einschneidender Sparmaßnahmen (Rettich und Kompost soll man nicht überflüssig brauchen) 12 Monate, 52 Wochen und 365 Tage hat und kein Schaltjahr ist, hat jeder Monat seine Sternstunde. Die ist am Anfang und hinterher ist Matthäi am letzten. Überhaupt wird es im kommenden Jahr kunterbunt zugehen.

Im Januar schneit es Graphit auf das Ziegenfell im Februar zeigt sich der Strauß aus kreideweißem Licht und weißen Sternen im März balzt der Würgeengel und die Ziegel und die Falter Ende April schickt der April sich selbst in den Mai wenn der September die Zugvögel um die Ecke gebracht hat mitten im Ohr explodiert der lautlose Gong Oktober spätestens im November galoppieren Könige in die Berge und predigen das Dezemberhorn. Überhaupt: das nächste Frühjahr kommt bestimmt nicht so sicher, April und Mai und Junius sind ferne, aber Juli/August machen die meisten Leute Ferien oder gehen baden. Wenn der Topf aber ein Loch hat, wenns im August donnert (siehe oben), wenns die Petersilie verhagelt, wenns frisch fromm fröhlich frei in die Binsen geht, singt man wohl hinter dem Ofen:

Je weniger die Haseln gerahten
Drum magstu dir wol Zwifeln braten.
Oder magst Rüben dafür essen...
Der nächste Steckrübenwinter kommt bestimmt. Das liegt am Wetter, an der Jahreszeit und der politischen Lage. Die liegt auf der rechten Seite. Die ist hoffnungslos aber nicht ernst. Denn wie spricht der Volksmund:
Du must nun in die Heffen duncken
weil du den Moscht hast ausgetruncken.
Für diesmal und in diesem Sinne
                                                                     Die drei Calendermacher.