Wie soll man einen wie ihn eigentlich nennen? Multitalent klingt dumm. Ein Multitalent ist er einmal gewesen, mittlerweile hat er zuviel erlebt und gearbeitet, als dass nur von Talent die Rede sein könnte.
Wie wär's dann mit Allrounder? Auch das trifft kaum zu auf einen wie ihn, der, Schnupftabak schniefend und weise grinsend, eher den kauzigen Kerlen aus Stifters Novellen gleicht als den glatten Karrieretypen von heute. Bleibt einer seiner Lieblingsbegriffe: Doppelbegabung. Selbst damit kommt man nicht weit, wenn jemand viel mehr tut als nur dichten und malen oder komponieren.
Reinhard Döhl - Lyriker, Schriftsteller, Hörspielautor, Literaturprofessor, Künstler, Kritiker, Ausstellungsmacher - passt in keine Schublade, irgendwo hängt immer ein Stück Stoff heraus, womöglich der Zipfel seines riesigen Taschentuchs, das er bei jeder Gelegenheit aus der Hosentasche zaubert, als wäre es ein Endlosband. Sicher wird er sich auch morgen, an seinem fünfundsechzigsten Geburtstag, eine Prise Tabak genehmigen, einmal kräftig schneuzen und tief durchatmen. Wir freuen uns mit ihm auf ruhigere Jahre, auch wenn es nachdenklich stimmt, dass sogar einer wie er älter werden kann.
Seine Koffer im zweiten Stock des Stuttgarter Unigebäudes in der Keplerstrasse hat er bereits gepackt: Ein paar Prüflinge wird er noch betreuen, Vorlesungen hält er zunächst keine mehr. Ein Jammer für all die Studenten, die nicht mehr erfahren werden, was es mit Kurt Schwitters' Gedicht an "Anna Blume" auf sich hat oder welchen Weg Gottfried Kellers "Grüner Heinrich" über die Schweizer Berge gegangen ist oder warum Max Bense so wichtig für die Literaturszene war. Wegen Bense ist Döhl, der gebürtige Wattenscheider, nach Stuttgart gekommen. Das war 1959. Damals, erzählt Döhl gerne, habe man mit Gedichten noch provozieren können. Mittlerweile sei das vorbei. Auch Döhl ist stiller geworden. Er hat sich zurückgezogen, die Künste wurden für ihn immer mehr zu "Energien gegen die Kälte der Welt". Wer seine Collagen, Zeichnungen und Schriftbilder sehen oder seine konkreten Gedichte hören will, muß sich gedulden. Nur selten zeigt Döhl seine Arbeiten in der Öffentlichkeit. Er ist vorsichtig geworden, sensibel. In dieser Stadt hat er sich nie zu Hause gefühlt, er ist ein Sonderling geblieben, hat neue Wege erprobt.
Und so überrascht es auch kaum, dass er auch einer der ersten Stuttgarter Dichter war, die das Internet als Medium entdeckten. Dort kann man ihm nun auch gratulieren: die Internetcollage "Uhutopia", die Freunde zu Döhls Geburtstag zusammengestellt haben, enthält auch ein virtuelles Glückwunschbuch. Unter der Adresse: http://www.rusmann.de/fr/handwerk/uhutopia/ kann jeder einen Gruß hinterlassen. Wir machen's auf diesem traditionellen Weg und wünschen ganz unpoetisch: alles Gute!
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