reinhard döhl | düdeldü oder aus der kleinen stuttgarter versschule und anderer unsinn (5)
reinhard döhl | der fröhliche landmann und anderre klassiker

60er und frühe 70er jahre (5)

der fröhliche landmann | alptraum einer ostpreußischen witwe, als sie auf der fahrt von königsberg nach weimar im schlafwagen zu heftig geschüttelt wurde | was die deutschen lasen während ihre klassiker schrieben | neues göttergespräch zwischen dem kammerherrn marinelli, der gräfin orsina und gotthold ephraim lessing anläßlich einer probe der emilia galotti im theater am gänsemarkt | auf der couch zu lesen | der neueste werther | ein gleiches | gedicht über hoffnung | klassische ko-produktion | lahme xenien und votivschwafeln | nachwort über rezeption | 13 gedingte dinggedichte | beim schnüren des schuhs | trübe schiffe

der fröhliche landmann

vertrieben wurde wekhrlin
weil gar nicht fand er lecker wien

es waldhornt joseph eichendorff
es schlagwerkt hinter deichen orff

wer fröhlich sich mit saaten plagt
liest abends nicht, was platen sagt'.

es muß der mensch trotz schwitters' witzen
meist kurz vor dem gewitter schwitzen.

alptraum einer ostpreußischen witwe, als sie auf der fahrt von königsberg nach weimar im schlafwagen zu heftig geschüttelt wurde

sie träfe dorten joethen klagend
in den aborten klöten jagend.

was die deutschen lasen
während ihre klassiker schrieben

was die klassiker schrieben
während ihre deutschen lasen

was die klassiker lasen
während ihre deutschen schrieben

was die deutschen schrieben
während ihre klassiker lasen.

was die deutschen lasen
während ihre klassiker schwiegen

neues göttergespräch zwischen dem kammerherrn marinelli, der gräfin orsina und gotthold ephraim lessing anläßlich einer probe der emilia galotti im theater am gänsemarkt
marinelli: ein sonderbarer zufall!
orsina: zufall?
marinelli: -
orsina: nun, worüber lach ich gleich, marinelli?
marinelli: -
orsina: ach, jawohl! über den zufall!
lessing (eintretend): wenn das kein zufall ist!

auf der couch zu lesen
es schlug mein herz geschwind
schon stand
ein aufgetürmter riese da
aus dem gesträuche
doch ach
welcher schmerz
ich ging
mit nassem
glück

der neueste werther
wir traten ans fenster, es donnerte abseitwärts und der herrliche regen säuselte auf das land, und der erquickendste wohlgeruch stieg in aller fülle einer warmen luft zu uns auf. sie stand auf ihrem ellenbogen gestützt und ihr blick durchdrang die gegend, sie sah gen himmel und auf mich, ich sah ihr auge thränenvoll, sie legte ihre hand auf die meinige und sagte
lotte: klopse!
werther (stockt))
lotte: klopse!!
werther (((stockt))))
lotte: klopse!!!
werther (((((stockt völlig bekloppt!!!!)))))))

ein gleiches
all
die
weil
im al
di ver liert sich
die spur
weil
war te nur
wal
di ver lierst du dich
auch

gedicht über hoffnung
unfrei nach schiller

reden und träumen
von besseren künftigen tagen
die welt wird alt

die hoffnung im grabe
pflanzt die hoffnung auf
das täuscht.

klassische ko-produktion

fausthandschuh.

lahme xenien und votivschwafeln

buchhändler anzeige
menschheit
um zwölf wird sie verkauft.

unterschied der stände
auch in der sinnlichen welt
zahlen.

erwartung und erfüllung
in den ocean schifft der jüngling
in den hafen der greis.

sprache
ach! schon nicht mehr.

das höchste
das ist's.

güte und größe
auch gut.

politische lehre
freund, alles was recht ist.

nachwort über rezeption

thomas schrieb über
lotte in weimar
den doktor faustus
klaus den mephisto
golo wurde der schillerpreis zuerkannt
die klassik wird mannbar

heinrich! mir graut's vor dir

13 gedingte dinggedichte

wenn ich ein vöglein
bins aber nicht
sein blick ist vom vorübergehn
vorübergehn vorübergehn

herr: es ist zeit
befiehl und jage

mit einem dach und seinem schatten
den bestand

die blätter fallen
wie von weit als ob

zwei becken, eins das andre
in der hohlen hand

wie hab ich das gefühlt, was
hinhält und zerreißt

schon kehrt der saft aus jener allgemeinheit
zurück ans licht

das war der seelen wunderliches bergwerk
sonst war nichts rotes

nun sollen frost und harsch bereiten
die spannung künftiger empfänglichkeiten

man hat ihn einmal ... welcher epilog
mit nichts, als eigner kraft

vielleicht ein pflaumenbaum
und wann und dann:

ausgesetzt auf den bergen
die letzte ortschaft der worte.

beim schnüren des schuh's
dachte er an toulouse
an die belagerung der stadt während der kreuzzüge gegen die katharer
den fall montségurs
den bischof von pamier und er dachte
beim schnüren des schuh's
nie mehr an toulouse

trübe schiffe
schifferkacke
etwas schwein
mit schweinebacke
ulmer schneider
für die katz
hungerleider
käsespatz
blick aufs ganze
hans im glück
mit dem schwanze
rück zu rück
wer vergißt
der ist vergessen
wer nicht frißt
der wird gefressen
deshalb wird beim wasserholen
das verpissen anempfohlen.

[unsinnige texte sind auch enthalten in das buch gertrud. ein unvollständiges portrait gertrude stein. s.d.]