Zwei Dinge zeichnen das bisherige Werk Uwe Ernsts aus: 1. die Beschränkung auf die schwarze Kreidezeichnung, die Uwe Ernst in einer eigenen Art handhabt, indem er die traditionelle Technik der Zeichnung (Kreidestift) mit der Technik des Aquarellierens (Kreidestaub, Pinsel)verbindet; 2 ein Nebeneinander von realistischer und freier Zeichnung oft hoben Abstraktionsgrades, die er auch kombiniert was seinen Zeichnungen nicht nur einen eigentümlichen Reiz gibt sondern auch interpretatorisch von einiger Bedeutung ist: stehen sich doch so abgebildete Wirklichkeit und Eigenwirklichkeit des Kunstwerks in wechselseitiger Spannung und Erhellung gegenüber. Offensichtlich sieht Uwe Ernst In diesem Wechselspiel eine Möglichkeit, den Menschen (Portrait) und seine Weit (Figurenkonstellation) psychologisch zu durchdringen, der Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit auf die Spur zu kommen. Das erklärt auch, warum es bei ihm neben den einem Fotorealismus nahen Portraits in der Regel weitere Versuche oft recht freier Lösungen bis an die Grenze des Psychogramms gibt. Geht es in ihnen immer noch um einen gelegentlich kaum mehr identifizierbaren Einzelmenschen, zielen die anderen Arbeiten auf den Menschen allgemein. Immer deutlicher lassen sich dabei die Zeichnungen zu Szenenfolgen eines grotesken Welttheaters ordnen, auf dem der Teufel offensichtlich seinen festen Part hat, wenn er auch in den unterschiedlichsten Rollen sein Spiel treibt. Das Stück, das auf diesem Theater gespielt wird, ist das Leben. Und die Rolle des Menschen in ihm kläglich. Doch wird Uwe Ernst mit seiner Kritik nie plakativ; in seiner Bosheit nie direkt. Sorgfältig hat er sie in eine sehr eigenwillige, äußerst anspielungsreiche Ikonographie verpackt, ästhetisch ins Spiel gebracht nach Regeln, die genau studiert sein wollen. Denn auch bei Ihnen steckt - wie im Alltag - der Teufel im Detail.
[fußnote zur Ausstellung Uwe Ernst, Kreidezeichnungen. Kornwestheim, Galerie Geiger, 1986]