Abstract: Der zeichnerisch und musikalisch begabte Sohn eines jüdischen Metzgers und Hoteliers, Hermann Fechenbach, wurde gezwungen, den Kaufmannsberuf zu erlernen. Er versuchte danach, sein Talent als Dekorationsmaler zu nutzen. Seine Kriegsverletzung - er verlor ein Bein - erlaubte es ihm, schließlich doch noch Kunst zu studieren, und zwar in Stuttgart und München. Nach einer Studienreise in Italien und nach Wien ließ er sich in Stuttgart nieder, wo er vor allem die GENESIS in Holz schnitt. Zahlreiche jüdische Zeitungen veröffentlichten seine Bibelillustrationen. Er beteiligte sich erfolgreich mit Ölbildern an Stuttgarter Ausstellungen. Im Jahr 1933 wurde seine Karriere jäh unterbrochen, da er nur noch in jüdischen Kulturinstitutionen arbeiten und ausstellen konnte. Der Versuch, in Palästina Fuß zu fassen, schlug fehl, aber er konnte 1939 noch nach Großbritannien emigrieren; wo er nach der Internierung (1940) bis zum Ende der vierziger Jahre einige Erfolge hatte, v.a. mit Portraits. Letztlich konnte er sich jedoch im Londoner Kunstbetrieb der 50er Jahre gegen neue Stilrichtungen nicht durchsetzen. Vielmehr mußte er sich mit kunsthandwerklichen Arbeiten durchschlagen; zudem reparierte er Porzellan, restaurierte Bilder; schließlich betrieb er auch einen Verleih seiner Bilder. Als er sich vom Erwerbsleben zurückziehen konnte, siedelte er sich in Buckinghamshire an und schaffte es, die GENESIS mit 135 Holzschnitten zu veröffentlichen. 1972 setzte er mit dem Buch "Die letzten Mergentheimer Juden" (mit 35 Holzschnitten) seiner Heimatgemeinde ein Denkmal. Trotzdem kam zu seinen Lebzeiten keine Werkschau, weder in Württemberg noch in Großbritannien zustande. Erst seinem l00.Geburtstag wurde in Bad Mergentheim eine Ausstellung mit Bildern aus 50 Jahren und Dokumenten zu seinem Leben gezeigt. Seine Geburtstadt hat für das Jahr 2003 geplant, eine Straße nach Hermann Fechenbach zu benennen.
Der Referent: Geboren 1943 in Uetersen (Schleswig-Holstein).
Ab 1963 Studium der Geschichte und Germanistik in Hamburg, ab 1966 in Tübingen
1. Staatsexamen 1970, Magister und 2. Staatsexamen 1971. Nach der Referendarzeit
in Sindelfingen ab 1971 Lehrer am Deutschordensgymnasium in Bad Mergentheim.
Ab 1980 intensive Beschäftigung mit Themen der lokalen und regionalen
Geschichte (insbesondere Nationalsozialismus, Juden, 1848, Der 25. März
1933). Veröffentlichungen darüber meist in den lokalen Zeitungen.
Initiierung und Konzeption der Ausstellung zum 100. Geburtstag von Hermann
Fechenbach im Deutschordensmuseum April bis Juni 1997.
Veröffentlichungen: Mitarbeit an "Die Juden in Tauberfranken",
hg. v. d. Landeszentrale für politische Bildung B.W., Stuttgart 1984-1993;
Nachdruck von Hermann Fechenbach, Die letzten Mergentheimer Juden (1972)
1997; Behr, Hartwig / Rupp, Horst F., Vom Leben und Sterben. Juden in Creglingen,
Würzburg 1999, 2.A. 2001; Als Herausgeber, Em Karee gsät... Von
und für Willi Habermann, Bad Mergentheim 2002; in Vorbereitung: Behr,
Hartwig / Mühleck, Claus Peter, Nationalsozialismus im Oberamt / (Kreis)
Mergentheim 1924 bis 1949.