Mit der Wiederentdeokung eines "reinen Toren" der Architektur, beginnt ein neues Kapitel der Baukunst der Gegenwart. Hermann Finsterlin, ein Nietzsche unter den Baumeistern unserer Zeit, trägt jenen apollinischen Funken in die Architektur, der sie vor dem Erstarren im Materialdenken bewahrt und ihr zugleich Wege der Überwindung ihrer frühen Grenzen weist.
Von den Nüchternen als hemmungsloser Phantast abgetan, hat Hermann Finsterlin - seit den berühmten und berüchtigten 20er Jahren - Impulse des Schöpferischen in die Bauwelt getragen, die wie das Feuer des Prometheus Wirkung in die Ferne zeitigten. Nur zu Recht erhält Finsterlin in Ulrich Conrads dokumentarischem Werk "Phantastische Architektur" eine echte Würdigung und einen verdienten Ehrenplatz.
Die Erinnerung unserer Tage an einen schon totgeglaubten Idealisten der Architektur im weitesten Sinne, beweist auch die glückliche und zugleich natürliche Reaktion gesunder Instinkte auf Gefahren in uns selbst.
Der Stagnation entgegen ist Hermann Finsterlin auch heute noch das Symbol eines geistig-dithyrambischen Fortschritts. Fortschritt ist nicht ohne Besinnung denkbar und Architektur von morgen nicht ohne die großen Pioniere von gestern. In diesem Sinne gehört Finsterlin mit seinem phänomenalen Wirken auch zu unserer Stunde in die vorderste Reihe der wesentlichen Ideenträger eines Jahrhunderts unkonventioneller Kompositionen.