Essays | Autoren | Helmut Heißenbüttel
Reinhard Döhl | Kritiken/Rezensionen

reduktion | Textbuch | Textbuch 2 | Über Literatur

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reduktion. In: forum academicum, Jg 12, Nr 7, Dezember 1961, S. 28

Textbuch. In: abschnitte, Jg 1, H. 2. Dezember 1961, S. 9 und

Textbuch 2. In: Streit-Zeit-Schrift, H. V/1, Juli 1964, S. 78

Germanistik. Internationales Referatenorgan mit bibliographischen Hinweisen. Jg 9, H. 3, Juli 1968, S. 543.
2481 Heißenbüttel, Helmut: Über Literatur. - Olten, Freiburg/Br.: Walter (1966). 247 S. Br. DM 14.-; Lw. DM 20.-

H. hat "nach ihrem demonstrativen und grundsätzlichen Charakter" Aufsätze und Vorträge zusammengefaßt, die der "praktischen Arbeit der Literaturkritik" seit 1955 entstammen, mit der Begründung, daß er als "Verfasser von Literatur [sich] zugleich in den Bereich ihrer Rede einbezogen" fühle. Seine Auswahl gliedert sich in die Teile "Autoren und Gattungen", "Theorie" und "Pro domo", wobei die hier erstmals veröffentlichten "Frankfurter Vorlesungen über Poetik 1963" fraglos den Mittelpunkt bilden. Bisher unveröffentlicht sind ferner "13 Hypothesen über Literatur und Wissenschaft als vergleichbare Tätigkeiten" (1965). - H. geht von der Frage aus, "ob und wie weit die Literatur des 20. Jahrhunderts besonderer Kategorien und Kriterien bedarf, und wie weit diese Literatur als etwas Besonderes und neu zu Beurteilendes anzusehen ist". H bejaht dies und versteht seine Überlegungen dabei auch als "Vorschläge für eine mögliche theoretische Durchdringung der Literatur im 20. Jahrhundert". Er ist überzeugt, daß die Literatur dieses Jh. in ihren exemplarischen Beispielen Formen und Methoden entwickelt hat, die mit einer traditionellen Poetik nicht mehr erfaßt und beschrieben werden können. Er schlägt vor, "eine neue literarische Typologie zu bilden", die "Ihr erstes Kriterium nicht in seiner allgemeingültigen Zeitlosigkeit, sondern in einer historischen Bedingtheit" habe. Da die "vorgebildeten Sonderformen der poetischen Grammatik" (z.B. Strophen, Verse, Metren u.a.) "ihre Geltung verloren" hätten und "die Redeweise der Literatur sich [inzwischen] der sprachlichen Mittel selbst" bediene,. müsse sich diese Typologie vor allem "mit dem befassen, woraus Literatur besteht, mit der Sprache". Entsprechend schlägt H. als Kriterien, zunächst der Beschreibung, Begriffe wie "Sprachspiel", "Sprachmuster", "antigrammatisches Sprechen" u.ä. vor. An die Stelle einer auf das Innere eines subjektiven Selbstbewußtseins bezogenen symbolischen Redeweise (seit der Romantik) sei eine nichtsymbolische "sprachliche Reproduktion" von Welt getreten, eine "antigrammatische Rekapitulation" von Fakten, "die mit Namen und Sätzen angesprochen und
festgehalten werden". H. hält es bei seinen auch sprachwissenschaftlich sehr differenzierten Überlegungen, auf deren Vielschichtigkeit (etwa Beziehungen zu Wittgenstein und Whorf) hier nur hingewiesen werden kann, für "vorstellbar, daß [diese] neuen Typen der Literatur notwendiger sein werden, als es heute schon absehbar ist".

Reinhard Döhl, Stuttgart