biographie | drei arien für die missa profana [mache dein gesicht weiß | es begab sich aber | wenn der vorhang sich öffnet] | banaler abend | gebrauchsanweisung | moritat | meditationen 1-4 | die noch vollen aschenbecher auf dem tisch | gegenstrophen
wir brechen unsere träume
wie wir die worte brachen.
fremde vögel fliegen
nachts
und zeichnen schatten
in die koordinaten
kreuze der fenster.
aber dies alles so wissen
wir
wird gehen und nie mehr
zurückkehren
an den morgen die kommen
mit den
künstlich gefärbten
horizonten.
drei arien für die missa profana
1 mache
dein gesicht weiß
daß niemand weiß
wer du bist
mache dich frei
von deinem gesicht
das dich verrät
bedenke die wunde
wenn sie verheilt
verheilt langsam.
2 es
begab sich aber
daß das fleisch
aas ward
und die maden
waren weiß
in dem aas.
da erging ein gebot
zu waschen die hände
in unschuld.
3 wenn
der vorhang sich öffnet
steht einer da der sagt
rühme den herrn.
wenn es abend wird
spricht einer dich an
bedenke.
doch wenn es nacht ist
ist keiner der sagt
und du vergißt einen
namen.
er wußte nicht, daß
er von toten sprach
als er abend sagte
und nicht
daß die opferkerzen
verlöscht waren.
er warf sein jojo
mit einer schnellen bewegung
den passanten an die köpfe
dann schloß er die
gardinen
um fünf minuten gymnastik
zu treiben.
für alles andere
blieb ihm keine zeit
seine stunden waren
völlig ausgefüllt.
brenne ein streichholz an
und halte es an die zeit.
benutze es auch für
deine pfeife
du weißt was du tust.
wirf es zu den andern
in die schale deines abfalls.
es vergeht viel zeit
daß die sonne im westen
aufgeht
ist ein gerücht
und die zeit vergeht.
wozu du neigst von natur
gib dir nur mühe zu
tun
es bleibt dir wenig zu tun
jetzt.
1 löse
dein gesicht aus der schale
löse dich ein für
die nacht.
2 aber du sagtest
mir pergamentworte
ich werde die rollen vertauschen
und aus der akademie austreten.
3 sage ich dir
daß du liebst
fledermausgrau fliege doch
falter
sage ich dir daß du
weinst
sage ich dir daß du
stirbst.
4 ich schicke
kassiber durch die muschel des telephons
ich poche meinen knöchel
blutig an der wand des zimmers
aber am ende der welt im
zimmer nebenan
schmeckt niemand mein blut
auf der zunge
nur sand.
die
noch vollen aschenbecher auf dem tisch
rote pfützen in drei
gläsern
etwas achtlos zerstreute
asche auf dem boden
die geleerte rotweinflasche
auf dem fensterbrett
und das zufällig angestellte
radio
du hörst kaum hin und
bedenkst noch
die worte mit denen sich
verabschiedeten
die da gingen
einzeln nach ihrer wohnung
jeder in seine richtung.
oder du singst ein lied:
gestern fiel ein kind hin
und schrie
über ihm fast verdeckt
im faulbaum
sang eine amsel hinter der
wand
eine vase drei weiße
nelken
auf das polierte holz
tropft das zeitzeichen
du siehst auf den zeiger
der zu weit steht
du stehst am fenster
das auf ist
du bist zu weit für
dein kind
für den vogel ihn zu
scheuchen
oder du singst ein lied.
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