reinhard döhl | gedichte | schwarz auf ich weiß | 7 X 7 gedichte
interieur

ich lebe von der hand voll reis
in den mund. das ist
meine einzige beziehung zur natur
wenn sie mich fragen
sage ich: ein blatt ist blau
aber ich würde es nicht vor den mund nehmen
um mich allmählich zu schämen.
es könnte auch weiß sein oder unbeschrieben.

tagsüber schlafe ich unruhig
wegen des sogenannten gewissens
nachts mache ich sätze und schweigen
was mir nicht zusagt. meine gedanken
sind meine lektüre und die spätnachrichten
mein stuhlgang ist regelmäßig
nur die wettervoraussage nennt die dinge
veränderlich und ich gott eine dumme idee.

ich schreibe darüber zum beispiel
einen satz und hebe wort für wort auf
für die gedanken nicht lesen
aber mit blödem blick
getrennt nach geschlechtern
der hexenjagd frönen. ich bin unverschämt
gebe mich und mein geld aus an frauen und
ein gedicht aus sätzen und zeichen für bilder.


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