reinhard döhl | gedichte der 70/80er jahre
einkreisungen [1974-1996]

eine schwalbenhode für hans arp [1986]| für wolfgang ehehalt und ulrich zeh [1974-1979]:längeres leergedicht [...] über oekologie und so | collage salmela | für helmut heißenbüttel: alte bors&flethgeschichte anläßlich des auszugs von helmut heißenbüttels aus stuttgart in jahre 1981 | für ulrich zeh [1977-1992]: steig aus in stuttgart | wasserzeichen | erfundene landschaft hier | so sang pindar sie nicht | landschaft gekreuzigt | inhalte zum beispiel | für pierre garnier [1991]: la mort d'un faun / der tod einer fauns

ut pictura poesis erit quae si propius stes te capiet magis & quaedam si longius abstes
[lessing zum possen, horaz zu ehren]
 
 
eine schwalbenhode für hans jean arp, 1986
ac h die späße sind
sch a l geworden die sand &
sonne n uhren stehn still es
verwech s eln die klempner
jelänger j elieber die ur
mit der  e ndzeit als sei noch
nicht a ller tage abend
oder n inive geschleift die bibliothek
des a ssurbanipal geplündert
ve r scherbt & zer-
s p rengt in der windrose
ac h
& m a n
füllt seine hä n de
noch schneller statt im  s and
mit dem goldenen vliess saß j ason
gebrannt in den n e sseln
floh saturn nach it a lien
hals über kopf später columbus n ach
gone with the wind dem wassermannl a nd
namens der jungfrau des wunde r s
voll nicefull der nep p
ac h & die flüge umsonst
kapc a naveral unterm
azore n hoch rückwärts die brücke geschlagen
übers I s landtief längst begann der
billige j akob das
schrill e count down für hot
dogs h a mburgern während aus den 
wunde n eimerweise das ketchup tropft &
die  a uguren mit den innereien tief-
gef r orner hähnchen auf die zukunft
s p ekulieren
-

längeres leergedicht
für wolfgang ehehalt und ulrich zeh
über oekologie und so
I
landschaft zum beispiel
im strahlendsten weiß
um geben von wohn kult
ur landschaft zum bei
spiel mit bäumen ver
gittert gestutzt zu
rück geschnitten masse
grimasse und heil dir
im sieger kranz fratze
in ihren letzten kreuz
und winkel zügen für
um welt schutz und
natur natürlich
künstliche landschaft
besamt beatmet bedüngt
in gebotenem rahmen
in weißestem weiß
in sattestem grün
in himmlischsten blau
der silber streif
am horizont ein wenig
blaß um die nase das
lachen gefroren aus
dem gesicht gewischt
den gesichtern geschnitten
in gebotenem rahmen
II
landschaft in scheiben
auf raten gestottert
künstlich besamt be
atmet bedüngt eine
landschaft die leer
ist der platz leer
gefegt für den auf
marsch der platz an
der sonne der platz
der erhebung das spiel
feld sauber ab gesteckt
im rahmen gehalten das
magische recht eck
gesichts los die züge
geplant die züge geübt
ins spiel gebracht
ins quadrat gegossen
in freundliches braun
getaucht gehalten das
lachen verstummt die
landschaft aus wohn
kultur an den wänden
aus landschaft künst
lich besamt bedüngt
und beatmet für end
spiel und endsieg
III
landschaft zum beispiel
aus bäumen geschnitten
beschnitten ins spiel
gebracht das spiel
feld aus umwelt und
wort feld aus land
schaft und landschaft
schafft um land land
ab und land auf natür
lichem wege künstlich
versteht sich das
ganze natürlich in
freundliches braun
getaucht in grau ge
halten schwarz auf weiß
ins lot gebracht wieder
ins rechte licht gerückt
der platz für den auf
marsch der platz an der
sonne der end sieg end
lich am ende der silber
streif am horizont il
pleut comme vache qui
pisse aus dem rahmen
gefallen ein vogel
der darauf scheißt.

[1974]


 


collage salmela 61° 28' nördliche breite 28° 08' östliche länge eine landschaft am achten tage der schöpfung
[für wolfgang ehehalt und ulrich zeh]

7
herr puntila und sein knecht matti besteigen den hattelmaberg die sieben brüder verlassen den jukulahof der allgemein bekannte fliegenpilz ist von august bis november besonders häufig in birken- und nadelwald anzutreffen als die sonne vom himmel fiel die erste der sieben schwestern
6
dann frag ich dich sagt her puntila zu seinem knecht matti wo gibts so einen himmel als über tavastland die sieben brüder verlassen den jukulahof und gehn in die wälder der orange bis scharlachrote hut eines fliegenpilzes besitzt voll ausgebreitet einen durchmesser bis etwa siebzehn zentimeter als die sonne vom himmel fiel grün die zweite der sieben schwestern
5
aber die wolken gehn feiner hier sagt herr puntila zu seinem knecht matti die finnischen winde sind behutsamer und ich mag kein andres blau und wenn ich es haben könnt die sieben brüder gehn in die wälder weil sie nicht lesen lernen wollen und schreiben der rand des hutes eines fliegenpilzes ist gefurcht auf der oberseite verbleiben eine anzahl weißlicher schuppen als reste des velums grün rot versank die insel die dritte der sieben schwestern
4
und sagt herr puntila zu seinem knecht matti wenn die wilden schwän aus den moorseen auffliegen daß es rauscht zehn jahre ziehn die sieben brüder in den wäldern umher der weiße stiel eines fliegenpilzes verjüngt sich nach oben grün rot und schön starb die stadt die vierte der sieben schwestern
3
denk dir die wälder weg meinetwegen sagt herr puntila zu seinem knecht matti da drüben sind meine den an der landzung laß ich schlagen zehn jahre ziehn die sieben brüder in den wäldern umher und werden allmählich zu menschen ein fliegenpilz kann über zwanzig zentimeter lang werden und trägt dicht unter dem hut einen großen weißen ring unter dem rauchpilz unter dem strahlenschirm die fünfte der sieben schwestern
2
nimm nur die seen sagt er puntila zu seinem knecht matti nimm nur den anblick von den seen am morgen und es ist genug daß du nicht wegwillst sogar lesen und schreiben lernen die sieben brüder als sie schließlich zurückkehren auf den hof den sie verpachtet haben die überbleibsel der volva umgeben das untere verdeckte stielende eines fliegenpilzes als konzentrische häutige leisten schön wie der himmel über los alamos hiroshima nagasaki eniwetok elubaleb bikini die sechste der sieben schwestern
1
überhaupt die gerüche die wir haben in tavastland sagt herr puntila zu seinem knecht matti die beeren zum beispiel nach'm regen und die birkenblätter wenn du vom dampfbad kommst und dich hast peitschen lassen die meisten der sieben brüder werden ehrbare familienväter und achtbare glieder der menschlichen gesellschaft der fliegenpilz gilt als giftig wirkt aber tödlich nur wenn er in größeren mengen gegessen wird wie ein blitz aus heiterem himmel die siebte der sieben schwestern

[1979]


anna scheufele von kaltental | alte bors&flethgeschichte
anläßlich des auszugs von helmut heißenbüttels aus stuttgart in jahre 1981

hinz hanz hander hinder der perg
bargsten pinsen tem tümpel
tißt tammi woast egeh mänig
hatti dasch grazi grindgrandel assu ass
hatti dasch wirikli gratl gronz grunter
abbu chunt chunne chum chrinzli
büsch büschtli unnere hemmet hamscht grunst
hinternscht fahr fürtere gretli sans hemmet

quirrl quietschler bagsie krisch

sunndagge mohrigen upstahrs
bringsandi urgaar gschait waiter mär
rais bargsten pinsen tem tümpel
hinterscht fahr fürterre käs
mintich un dienstich vergung nu
dasch wirikli gratl grit unnere hemmet
usse un hanz hinz wurscht wirscht zam zamme
innere umschucht sans schahm

quirrl quietschler bagsie krisch

selleda mit wochendunschtig min haha
wuntwandi wulf inne lämmers gefuhrt fridansdag
hinterscht fahr fürterre käs
wurscht hanz hinz wirschtig so kumma
klöterich oberst gsälz mang di lemmer
bringsandi urgaar heschait waiter nich
wirikli gartl grit unnerre hemmet
bargsten pinsen tem tümpel

quirrl quietschler bagsie krisch

sunn wande ander gunge fur sunndag
min haha mintich un dienstich scho var
quiekert van ferkeli lüschtig dei lunschpaut
bisserre hanz hinz wurscht wirscht zamme
abbu chunt chumme chint chrinzli
tepper in pinsen tem tümpel
klöterich oberst gsälz mang die lemmer
aussi von hemmet bagsie krisch quietschler

quirrl quietschler bagsie krisch

gratl wurscht hanz innerst schwenztich
schwenztich wirscht hinz innerst gratl
büsch büschtli unnere hemmet
pargsten pinsen tem tümpel
pargsten pinsen tem tümpel
büsch büschtli unnere hemmet
schwenztich wirscht hinz innerst gartl
gratl wurscht hanz innerst schwenztich

quirrl quietschler bagsie krisch
 

steig aus in stuttgart
I
die schrift an der wand
an die wand gepißt ge
löscht im dunst kreis
die stadt im lieblichen
tale ins nebel raster
getürmt die silos und
aus den wiesen steigen
trabantenstädte im staufer
dunst im bundes garten
schau mief stuttgart im
lieblichen tale der
weiße nebel wunder
bar die hand nicht
vor augen die rechts
was die linke tut wunder
was nebel phrasen ins
ohr watte und nebel
tropfen die an das
fenster klopfen fallen
der nebel und nebel
regen über der stadt
was die linke tut be
wegungen aus den wiesen
steiget schönes wetter
zu machen pflegen aus
den wiesen und steiget
II
steig aus in stutt-
gart zwischen der wald
steht schwarz und reben
je dicker der nebel und
schweiget desto leichter
sinkt er senkt sich landes
weit das dunkel der
staufer dunst der bundes
garten schau mief zwischen
berg und tiefem tiefem
tal über gerechte grüne
witwen schwarze und un
gerechte saßen einst
zwei hasen fünfundzwanzig
jahre nebel muster
ländle zwischen bibel und
whyl ist die beste zeit
und säen und aus steig aus
im november den wiesen
steiget jenseits des
tales kein schöner
land in dieser suppe
über dem nesenbach
kein fährmann hol über
zu rufen wiesen und wasen
verloren die schrift
III
die schrift an der wand
an die wand gepißt
die stange im nebel
steht schwarz und
stochert der wald
weiße nebel phrasen
tropfen verhangen
der himmel die schrift
und schweiget und aus
auf der heslacher wand
kaum zu entziffern
gelöscht vertuscht
getürmt die silos
bis in den schöner
wohnen himmel über
der stadt nebel zwi
schen der wald steht
schwarz und regen
bringt segen der alte
vom berge und tiefem
tiefem tal saßen einst
zwei stuttgart im lieb
lichen neckar vor
ort und aus und
den wiesen steiget der
weiße nebel wunderbar.
[1977]
 

wasserzeichen

I
in die binsen gehen
zu wasser werden

binsen weisheiten
binsenwahrheiten
binsenglatt

gebrochen
abgebrochen
in wasser

einbildungen von bildern
bilder spiele
wort spiele

binsenartig
binsenartiger
am binsenartigsten

von oben nach unten
gespiegelt von links
nach rechts

binsen
wasser
inseln

die wirklichkeit
reflexe
die vorstellung

II
wasser wörter
binsen wörter
wazzer binez

er malte auf wasser
seine weisheit
war eine binse

sprich wörter
binsen zitate
wasser zitate

spuren
spuren
für für

zeichen zeichen
für
für

gekräuselt
geriffelt
erstarrt

binsen spuren
wasser spuren
licht spuren

das war eine fläche
eine große wasserfläche
am abend

III
asser zeichen
binsen zeichen
als ob

spuren
leicht drüber hin
gelöscht

wasser bilder
binsen bilder
nur nur

wiedergegebene wiedergaben
widergespiegelte spiegelungen
eingebildete bilder

wind spiel
schatten spiele
licht spiele

binsen schatten
wasser spiele
schatten

flüchtiges berühren
flüchtiges berühren
im nu

wasser
binsen
zeichen

undsoweiter

[1984]
 

erfundene landschaft hier
I
erfundene landschaft hier
kommen farben noch vor
zählen märchen nocht nicht
in griffiger münze rot
wie blut weiß wie
schnee wirft das schwarz
muntere schatten über
bord und kiel längs treiben
fischer boote urlauber strand
gut im kanarenhoch
im lofotentief eine
ebenholz schwarze wand
im schimmer des monds
skylla chararybdis
quer über verquer
eine rinne quer übers
härtsfeld gezogen im strudel
des malstroms im strom
der gedanken reißt die
bilder flut ab und auf
in der brandung bricht sich
die dünung flach drüber hin
und längs eine tiefe untief
wie von ungefährt charabdis
und skylla im schimmer
das querholz des monds
II
im kreisrunden loch
des strudels zwischen
moskoe und lanzarote zwischen
härtsfeld und kornwestheim
kommen farben noch vor
wirft grün seinen schleier
dunstet weiß gischtet schwarz
ununterbrochen flutet und ebbt
landschaft in landschaft fallen
farben ein schwarz auf ich weiß
erfundene schönheit in spuren
aus schmutz im schneegrind wirft
die schorfige lava buntere schatten
wenn das feld verschwimmt und
der stadtpark eben noch grün
die farbe wechselt schmutzfleck
im weiß farbfleck im schwarz
wenn der helseggen aufrötet
über der lava über die laven
hin im brackigen spiegel
gekräuselt gekraust breiten
gefurchte gedanken sich aus
in erfundener landschaft fahren
flüchtig berührt wie fahrig
darüber hin und hin weg
erfundene wahrheit ebenholz
III
schwarz im kreis rund über
der tiefe kiel längs kiel oben
biegt der vollmond einen regen
bogen aus nebel und gischt hier
kommen farben noch vor wenn
unter asche und schlacke
der himmel sich aufklart
der wind sich legt das mondlicht
leuchtender über das schneefeld
fließt wenn im trichter betaut
der weinstock grünt im
kanarenhoch im lofotentief
gekentert rieselt der sand
schwarzt durch die finger legt
sich der schnee andere farben zu
fallen den landschaften andere
landschaften ein hier kommen
farben noch vor wirft das schwarz
jetzt buntere schatten über
die untiefen hin kommen
ebbe und flut wie insel
und meer wie stadtpark
und landschaft wie schmutzfleck
im weiß wie farbfleck im sand
schönheit ist eine erfindung
der farben erfundene landschaft.

[1985]
 

so sang pindar sie nicht
I
so sang pindar sie nicht
als strophe und gegen strophe
spannen kurs sich und bahn
weisen die wärter den platz
zwischen maßband und ziel
schlagen geschosse ein
so sang pindar sie nicht
am wassergraben des isthmos
rollt das olympische gold
in immer kleinerer münze
mit dem glasfiberstab
eine stoppuhr zur hand
in lauteren silben maßen
von hinten das feld auf
über die hürde kommt
nur wer die hürde nimmt
bis der wechsel platzt
pfeift vom dach es der star
legt ihn klopstock auf eis
senkt ins ziel sich der speer
eingeläutet die letzte runde
weit schnellt der hammer hinaus
jach und jählings gestoppt
vor sich leerenden rängen
der anfang vom ende
vom tage die schau
II
wenn die arena sich füllt
im eifer des gefechts
schnellt von der sehne der pfeil
trifft ins schwarze der speer
senkt sich die scheibe
auf den gefurchten rasen
in reinen silben maßen
strophe um gegen strophe
zahlt der verlierer ein
was der sieger verschenkt
über die latte steigt
in die sandgrube fährt
springt klopstock den salchow
wirft pindar das handtuch
was in den löchern hockt
und den balken trifft
wenn das staffelholz fällt
in freiem silben maß
durch strophe um gegen strophe
jubeln die ränge hoch
aufschwillt gesang noch einmal
auf biegen und brechen
mit leeren händen
räumen die wärter den platz
papiere bilanzen
tor schluß panik
III
mit ihren silben maßen
führt sie klopstock aufs eis
prallt vom schläger der puck
legt es der kämpfer drauf an
den sieg schon in der tasche
zwischen asche und tartan
führt sie klopstock aufs eis
über den lingbyer see
auf heller und pfennig
wenn der silberne mond
in das flutlicht sich senkt
teilt der diskus die luft
vor der bande und rollt
über strophe und gegen strophe
fordern die ränge zurück
wenn er den käfig verläßt
stößt der habicht zu
bis die schuhe voll blut
so sang pindar sie nicht
greift zur pistole der starter
wechselt die führung
am wassergraben stürzt
der nach dem lorbeer greift
aus gehen die lichter
uneinheitlich die börse
und der sportteil der zeitung.

[1986]
 

landschaft gekreuzigt
I
landschaft gekreuzigt
die felder abgegrast
laß es gut sein
hier fallen schatten nur ein
wie schattige flecken
flecken fallen wie schatten
ein und vorbei
pestbeulige farben
blatternarbig zum horizont hin
verliert sich ein sommer
im handumdrehen und
hastdunichtgesehen
am wegkreuz am kreuzweg
wo der stoppelwind
die farbe wechselt
versanden die herbste
verquer im geviert
klappert das jahr ab
klappern scheuchen
scheuchen die krähen
im flugsturz im sturzflug
wie schatten quer
durchs geäst
ist die farbe gerädert
pupurn die untergänge
von sonne und mond
II
quer durchs geviert
stoppelwind
ans feldkreuz geschlagen
eine landschaft
blatternarbig
pestbeulig
ins abgegraste geviert
versiebt und vorbei
spiel nur
der schatten
abgegrast die felder
im farbenrausch
wenn die farben auslaufen
horizonthin
in der windrose
kopfüber
zwischen kreuzweg und feldkreuz
fallen krähen bei
wie wind durch stoppeln
dreh dich nicht um
am drehkreuz
im helbstlicht im herbstwind
verläuft sich die farbe
rinnselig gegenlichtig
vom horizont her
verquert und geviert
III
ein haberfeldtreiben
am kreuzweg am wegkrreuz
wo sich die farben verlaufen
dreh dich nicht um
laß es gut sein
ans drehkreuz geschlagen
schüttelt der wind
einen krähenschwarm
aus dem knochengeäst
aus der stoppelfeldspur
läuft farbe aus
wie schatten
schrundig gegen dedn wind
wegspuren kreuzend
verrinnt und zerblaßt
ein windschattenspiel
fleckt dr horizont aus
pestbeulig blatternarbig
fallen gesichter ein
den gesichtern im schatten
drehen die winde bei
treidedln kreuze
windrosenhin
scheuchen farben farben
im gegenlicht
gekreuzigte landschaft.

[1991]
 

inhalte zum beispiel
I
inhalte zum beispiel
unter der hand vor
der hand geht
das gerücht eines
krieges um
mit der zeit
wirds schon werden
antworten liegen
nur so herum
und fragen werden
nicht mehr gestellt
das erübrigt die fußnoten
keine konjunktur
für konjunktive und
indirekte rede
mit widerstand
ist nicht zu rechnen
wenn die zahlen
für den ausverkauf
erst auf dem tisch liegen
geht die rechnung schon auf
unberechenbar bleiben
nur schwamm
spinner hagel und nacht
fröste sind eine an
gelegenheit für gärtner
II
die uhren
heißt es
seien schon zurück
gestellt zurück
gelegt sei die münze
mit der man uns heimzahle
das zu begleichende
handwerkerrechnungen
reisespesen und
was so anfalle
mit nachtfrösten
sei im Moment
nicht zu rechnen
verzählen
könne sich jeder mal
mit der zeit
käme das schon
in ordnung
nur die schwamm
spinner ließen noch
störungen fürchten
und der hagel
staus auf den
autobahnen
aber auch das
gehe vorüber
III
nicht zu verachten
sind fahrpläne
wenn es mit den anschlüssen
nicht klappt
behalten wenigstens sie
den überblick
seit die gerüchte
mit den ausverkäufen
wieder zunehmen
ist nehmen seliger
denn schweigen
beliebt sind
verabredungen
matthäi am letzten
der kaffeesatz
der kursbücher
die herbstzeitlosen und
der schnee von gestern.
auch die schwammspinner
hagel und nachtfröste
kriegen wir für die
zukunft in griff
und mit den inhalten
hat es sich dann
wie von selbst
erledigt.

[1992]
 

der tod eines fauns / la mort d'un faune
[zusammen mit pierre garnier]

der wein geleert
die sonne färbt sich / der horizont
fährt schwarz über das echo
ohne mond griffeln die wolkenränder
durch grau getöntes halali
ausgefranst schlierig freund hein
für krähen und die schläuche

die sonne geleert
der horizont färbt sich / das echo
fährt schwarz über den mond
ohne wolkenränder griffelt ein halali
durch grau getönten freund hein
ausgefranst schlierig die krähen
für schläuche und den wein

der horizont geleert
das echo färbt sich / der mond
fährt schwarz über die wolkenränder
ohne halali griffelt freund hain
durch grau getönte krähen
ausgefranst schlierig die schläuche
für wein und die sonne

das echo geleert
der mond färbt sich / die wolkenränder
fahren schwarz über ein halali
ohne freund hein griffeln die krähen
durch grau getönte schläuche
ausgefranst schlierig der wein
für sonne und den horizont

der mond geleert
die wolkenränder färben sich / ein halali
fährt schwarz über freund hein
ohne krähen griffeln die schläuche
durch grau getönten wein
ausgefranst schlierig die sonne
für horizont und das echo

die wolkenränder geleert
ein hahali färbt sich / freund hein
fährt schwarz über die krähen
ohne schläuche griffelt der wein
durch grau getönte sonne
ausgefranst schlierig der horizont
für echo und den mond

ein hahali geleert
freund hein färbt sich / die krähen
fahren schwarz über die schläuche
ohne wein griffelt die sonne
durch grau getönten horizont
ausgefanst schlierig das echo
für mond und die wolkenränder

freund hein geleert
die krähen färben sich / die schläuche
fahren schwarz über den wein
ohne sonne griffelt der horizont
durch grau getöntes echo
ausgefranst schlierig der mond
für wolkenränder und ein hahali

die krähen geleert
die schläuche färben sich / der wein
fährt schwarz über die sonne
ohne horizont griffelt das echo
durch grau getönten mond
ausgefranst schlierig die wolkenränder
für hahali und freund hein

die schläuche geleert
der wein färbt sich / die sonne
fährt schwarz über den horizont
ohne echo griffelt der mond
durch grau getönte wolkenränder
ausgefranst schlierig ein hahali
für freund hein und die krähen

[1991, hypertext-version 1997]


< zurück