Zwei Qualitäten vor allem charakterisieren die Werkentwicklung Kirchbergers, ihre Konsequenz von Anfang an und eine Anzahl thematischer Konstanten. So wird das augenblicklich bevorzugte Thema Doppelfigur schon recht früh angeschlagen und bereits in Arbeiten der Jahre 1954, 1965, 1966 durchgespielt. Ein derart wiederholtes Aufgreifen thematischer Konstanten belegt die Konsequenz des Kirchbergerschen Werkes ebenso wie die Tatsache, daß dieses Werk in einem wörtlichen Sinne work in progress ist. Das Wiederaufgreifen des Themas Doppelfigur ist nicht wie bei manchem malenden Zeitgenossen Rückkehr zu einer bzw. Rückfall in eine Pseudogegenständlichkeit, in gegenständliche Malerei, es zeigt vielmehr, wie sehr sich die Inhalte der Kirchbergerschen Malerei der malerischen Thematik einordnen. War diese Thematik in den Arbeiten vor 1970 wesentlich das Wechselverhältnis von Farbe und Form, so ist sie heute in einer weiteren Dimension das Wechselverhältnis von Fläche und Raum, wobei Kirchberger in jedem Fall auf Lösungen aus war und ist, die diese Wechselverhältnisse jeweils aufheben. Innerhalb einer derartigen Malerei Demonstrationsobjekte, meinen die Fenster, Doppelfiguren keinesfalls konkrete Gegenstände, sind sie konkret nur insofern, als sie in der malerischen Diskussion von Grundelementen wie Farbe, Form, Fläche, Raum und ihren wechselseitigen Bedingtheiten als weiteres Grundelement die Figur, den Gegenstand in seiner reduziertesten Form einbringen. Daß dabei eine in einem striktesten Sinne dialektische Malerei an Komplexität gewinnt, ist ebenso wenig überraschend wie die Tatsache, daß diesem Gewinn an Komplexität eine technische Vielfalt entspricht, wenn zum Beispiel seit spätestens den Fensterbildern (seit 1771) zum Ölbild die Zeichnung, zum Maler der Zeichner tritt. selbst dort, wo er nur die Vorlage für den Siebdruck liefert, und daß dieser Zeichner die Techniken den Malers beeinflußt.
[November 1976]
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