Igiturs Ahnen
1. Le rouge et le noir I.
Crucifiament (l'amour). 1 Bl. Acryl. 59, 4x42.
- Le rouge et le noir II.
26 B1. in Zweier-, Dreier- oder Fünfergruppen. Acryl. 25x25 bzw. 32x24.
- Le rouge et le noir III.
24 Bl. Acryl. 42x56.
- Le rouge et le noir IV.
52 Bl. Faltungen, ausgehend von 25x25, in Vierergruppen. Acryl. Unterschiedliche
Formate.
2. Les mysteres de Paris.
26 B1. Japantusche, Rohrfeder, Collage. 21x17. (Mit Ausnahme der 13 Textbl.
und einer Postkarte zerstört).
3. Les chimeres / Notre-Dame
de Paris. 36 Bl. Japantusche. 59,4x42 (Mit Ausnahme des 4teiligen 'Cauchemar:
les monstres' zerstört)
Die Kollegen des Meisters
4 Il pleut. 3 Bl. Japantusche,
Rohrfeder. 59,4x42.
5. Chants du Maldoror. 14
Bl. Japantusche, Rohrfeder, Pinsel. 59,4x42.
6. Voyelles I. 5 Bl. Pastellölkreide,
Acryl. 59,4x42.
- Voyelles II. (Un saison
en enfer). 25 Bl. Acryl. 59,4x42.
7. Romances sans paroles.
15 Doppel-Bl. Japantusche, Rohrfeder, Acryl. 29,7x42. (Zerstört).
8. Fleurs du mal. 16 Bl.
Pastellöl, Kreide, Acryl. 56x42.
9. The poetic principle.
13 Doppel-Bl. Acryl, Schablone oder Collage. 42x29,7. (Zerstört).
10. Monsieur Teste, Leonardo
da Vinci et une essay sur Stendhal. (Verschiedene Ansätze. Japantusche.
Zerstört bzw. außerhalb des Projekts weitergeführt).
11. Pensees. Un discours.
13 Bl. Japantusche, Rohrfeder. 59,4x42.
Die eigentliche Lektüre.
La lecture
12. L'apres-midi d'un faune.
120 Bl. Acryl. 62x87,5.
13. Igitur I. (Tempi passati).
26 Bl. Acryl, Japantusche, Collage.
- Igitur II. Fragment. 23
Bl. Acryl, 1 Collage. 25x25.
- Igitur III. 28 Bl. Acryl.
59,4x42. (Zu dieser Werkgruppe existiert eine zusätzliche Serie von
13 Postkarten).
- Igitur IV. 2 Bl. Acryl.
59,4x42. (Nicht abgeschlossen).
14. Prélude pour
le prélude à coup de dés für 12 wechselnde Instrumente
und einen Würfel. 5 Bl. Acryl, Collage. 42x59,4.
15. Prèlude à
coup de dés [...]. 26 Bl. Acryl, Collage. 59,4x42.
16. Cette blancheur rigide.
6 Bl. Dreiergruppen. Acryl, Collage. 42x56 bzw. 56x42.
17. Un coup de dés.
Les dés. 7 Bl. Acryl, Collage. 59,4x42.
18. Plume solitaire éperdue
I. 14 Bl. Acryl, Collage. 56x42.
- Plume solitaire éperdue
II. 26 Bl. Acryl. 59,4x42.
19. L'horizon unanime I.
14 Bl. Acryl. 42x29,7.
- L'horizon unanime II.
14 Bl. Acryl. 42x29,7.
- L'horizon unanime III.
2 études. 25 Doppelbl. Acryl. 34,5x27.
20. Telle obliquité
telle déclivité I,II. 52 Bl. Acryl. 29,7x42.
21. Vom langsamen Verschwinden
Igiturs im Meister. 13 Bl. Aquarellstift, Acryl. 56x42.
22. Lecture I. Ubermalt.
20 Bl. Japantusche, Rohrfeder, Acryl. 42x29,7.
23. Sélection de
texte. Lecture II. 26 Bl. Aquarellstift, Schriftschablone. 56x42.
24. Lecture III. (Handpressendruck
auf Zeitungspapier. In der Cité International des Arts nicht realisierbar).
25. A la mot. Lecture IV.
20 Bl. Acryl, Collage. 56x42. (Zerstört).
26. Rien/neant. 35 Bl. ausgehend
von 42x29,7. Acryl, geknüllt. Unterschiedliche Formate.
Die 26 Werkgruppen des Projekts wurden im Sommer 1990 wiederholt mit Pierre Garnier diskutiert. Zusätzlich wurde eine (noch) nicht abgeschlossene Gemeinschaftslektüre (Lecture V) begonnen. 26 Varianten (zu den Werkgruppen 6, 7, 9, 13, 15, 18, 19, 20, 23, 25, 26 des Projekts) befinden sich im Besitz Garniers, eine Lektüre Garniers im Besitz Reinhard Döhls. Varianten der Werkgruppe 26 befinden sich ferner im Besitz von Mikko Paakkola (Turku/Finland) und George Mgalobishvili / Roussico Bandzeladze (Paris). Die in der Projektbeschreibung genannten Postkarten und ein überarbeitetes Mallarmé-Portrait Edouard Manets gehören in die Korrespondenz mit Ulrike Gauss. Das Mallarmé-Projekt wurde am 16. September 1990 in Paris abgebrochen/abgeschlossen, als sein Produzent das Alter erreicht hatte, in dem Mallarmé am 9. September 1898 starb.
Zur Chronologie des Mallarme-Projekts
Am 9.9.1958 kauft sich der Student der Germanistik und Philosophie, R.D., in einem Göttinger Antiquariat (aus einem Grabbelkasten für 50 Pfennig) eine zweisprachige Nachkriegsausgabe "Gedichte" Stephane Mallarmes (München: Piper 1946; Übers. von Remigius Netzer). Da er von diesem Dichter bisher keinerlei Kenntnis hat, befragt er einige Nachschlagewerke und stellt dabei fest, daß er das Buch an M.s Todestag erstanden hat. Die Gedichte, vor allem der "Nachmittag eines Fauns" faszinieren, die Übersetzungen irritieren ihn trotz mangelhafter Französischkenntnisse.
Anfang 1959 findet R.D. beim gleichen Antiquar die ersten Nummern der Zeitschrift "augenblick" (Ed. Max Bense/E.Walther), und in der Nr. 2 Eugen Gomringers Manifest "vom vers zur konstellation", dem als Motto ein verkürztes Mallarmé-Zitat vorangestellt ist: Dien n'aura lieu / excepte / peut-etre / une Konstellation. Auf der Suche nach dem originalen Text entdeckt R.D. in einer Gesamtausgabe "Un Coup de dés" und verzweifelt an dessen Unverständlichkeit, (was er damals ausschließlich seinen mangelhaften Französischkenntnissen anlastet). In der gleichen Ausgabe entdeckt und versucht er zu lesen das "Igitur"-Fragment.
Frühjahr 1959 erste Parisreise. Ein französischer Kommilitone, mit dem R.D. eher zufällig in Kontakt und ins Gespräch kommt, kann ihm seine Fragen zu Mallarmé nicht beantworten, macht ihn aber auf ein Buch des Freiburger Romanisten Hugo Friedrich, "Die Struktur der modernen Lyrik", aufmerksam. Nach der Rückkehr aus Paris kauft sich R.D. dieses Buch und liest dort die großen Kapitel über M., Rimbaud und Baudelaire, beschäftigt sich jetzt auch mit Baudelaire, Rimbaud. Versuch, "Une négresse par le démon secouée" zu übersetzen.
Ende 1959 Umzug nach Stuttgart, wo der von Bense geleitete Arbeitskreis "Geistiges Frankreich" zahlreiche Anregungen bietet, zunächst aber auch von M. ablenkt. Beschäftigung mit Paul Valéry, Paul Verlaine, Lautréamont. R.D. beschäftigt sich mit der 'Ahnentafel' Isidor Isous: Baudelaire: la destruction de l'anecdote pour la forme du POEME / Verlaine: annihilation du poeme pour la forme du VERSE / Rimbaud: la destruction du vers pour le MOT / Mallarmé: l'arrangement du MOT et son perfectionnement / Tzara : destruction du mot pour le RIEN / Isou: l'arrangement du RIEN - LA LETTRE pour la creation de l'anecdote. Ferner beschäftigt R.D. Isous These einer poesie devenue musique.
1960/61 wird der Plan, in einem Hörspiel-Arbeitskreis des Studium generale "Un coup de dés" entsprechend der verwandten Schriften und Schriftgrade mit 9 Sprechern zu realisieren, wegen Unübersetzbarkeit des Textes zu gunsten anderer Pläne aufgegeben. In Abwehr gegen die 'Hochsprache' Versuche mit Umgangssprache und Mundart (= das Undart-Projekt).
1962 ff. Beschäftigung mit konkreter Kunst, Musik und Literatur.
1963 anläßlich einer Lesung Besuch Jean Tradieus und des Club d'Essai. (Etwa gleichzeitig besucht auch Paul Pörtner Tardieu und den Club d'Essai, ohne daß es zu einem Treffen kommt). Bekanntschaft und Freundschaft mit Pierre Garnier (= Spatialismus).
1963 ff. intensive Auseinandersetzung mit dem Werk Hans Jean Arps (Diss. 1965), dabei auch Ubersetzung seiner französischen Texte. Die Beschäftigung mit Arps "Konstellationen" bringt erneut den "Coup de dés" in Erinnerung und bestätigt, daß Gomringers Motto unzulässig kurzschließt, was ganz anders zu verstehen ist.
1965 ein erneuter Versuch, sich durch Mallarmés Gesamtwerk hindurchzulesen, wobei jetzt vor allem die "Variations sur un Sujet" (bzw. die "Divagations") wichtig, wenn auch nur mühsam verstanden werden, speziell "Catholicisme" (auch in Erinnerung an die eigene "missa profana"), "Bucolique" und "Le livre". Nachdem schon vorher Gedichte auch als Reflex auf die immer wieder ansetzende Mallarmé-Lektüre verstanden werden können (z.B. in den "fingerübungen", ferner die "7 hermetischen Texte"), und dies oft im Versuch, eine Gegenposition zu besetzen, nimmt R.D. seit 1965 in Essays immer wieder Bezug vor allem auf M.s "Un Coup de dés" (= Diss., Poesie zum Ansehen, Bilder zum Lesen; Konkrete Literatur).
1966 durch Erscheinen einer zweisprachigen Ausgabe des "Coup de des" (Olten und Freiburg: Walter; Übers. u. erläutert von Marie Louise Erlenmeyer) Hinweis auf Kompositionen Pierre Boulez' (Deux improvisations sur Mallarmé, 1958!), Pli selon pli (Portrait de Mallarmé, 1960) und den Essay "Penser la musique aujourd'hui", 1963. Durch den Bruder Friedhelm Döhl erfährt R.D., daß auch andere zeitgenössische Komponisten durch M. angeregt wurden und werden. Der Gedanke der Partitur (vgl. auch M.s "Preface") wird bei der sporadischen Beschäftigung mit M. immer zentraler.
1969 liest und hört R.D. die auf einer "Coup de dés"-Lektüre fußende Hörspieladaption "Alea" von Paul Pörtner.
Seit Mitte der 70er Jahre wiederholt Versuche M. nachzudichten, wobei es vor allem um die Verbindung von "Igitur", dem Sonett "Ses purs ongles" (Früh- und Spätfassung) und dem "Coup de des" geht, die alle scheitern. In Opposition zu der in der Literatur über M. aufgestellten Behauptung, M.s Werk habe zur Realität (insbesondere auch seiner Frau, der Geburt der Tochter) keine Beziehung gefunden, entsteht ein kleiner Essay: "Depuis que Maria m'a quitte [...]", der unveröffentlicht bleibt. Zunehmende Skepsis gegenüber der Literatur über M., insbesondere auch einiger Thesen Hugo Friedrichs. Intensive Lektüre des literarischen Umfelds (Baudelaire, Lautréamont, Rimbaud, Verlaine, Valéry, Poe).
1978 persönliche Bekanntschaft mit Pörtner, gemeinsame Rundfunkarbeit, Februar 1981 ein bisher ungesendetes längeres Gespräch mit Paul Pörtner im Westdeutschen Rundfunk u.a. über die Frage, ob M. letztlich nur 'szenisch' und mit den Mitteln des Mediums Rundfunk zur realisieren und zu übersetzen sei (vgl. auch den R.D.s Essay über Pörtner, "Von der Klangdichtung zum Schallspiel", in dem aus diesem Gespräch auszugsweise zitiert wird. Sendung 1981, Druck 1983).
1985, nach dem Tode Paul Pörtners, Abbruch aller Ubersetzungs- und Ersetzungsversuche.
Sommer 1989, in einer Krisensituation, erneute M.-Lektüre und spontaner Versuch, "L'Apres-midi d'un faune" mit dem Pinsel zu übersetzen. Es entstehen 120 großformatige Acryl-Zeichnungen, die komplett zur Finissage der Wendlinger Werk-Retrospektive, am 25.2.1990 gezeigt werden, zur Musik Claude Debussys und einer Lesung der Ekloge durch R.D.
Sommer 1990 in der Cité Internationale des Arts in Paris endgültige Auseinandersetzung mit den Werk M.s und seines Umfeldes. Einziger Gesprächspartner ist Pierre Garnier, mit dem auch eine Gemeinschaftslektüre begonnen wird. Alle Versuche, Pierre Boulez über das IRCAM zu kontaktieren, scheitern. Abbruch und Abschluß des Mallarmé-Projekts im September, als R.D. das Alter erreicht, in dem M. am 9.9.1898 starb.
Ausstellungen des Mallamé-Projekts [Auswahl]. Stuttgart: Institut Francais 8.5. - 6.6.1991. [Retour de Paris].
Sommer 1991 mit "la mort dùn faune / der tod eines fauns", einer Edition der Apfelpresse (Amiens und Stuttgart, September 1991) wird das Mallarmé-Projekt definitiv abgeschlossen. Die Publikation versteht sich als Coda zum "après-lude pour l'apres-midi d'un faun". Danach ist das Mallarmé-Projekt nicht mehr zugänglich.
1992 Von Stéphane Mallarmés "Coup de dés" zu Paul Pörtners "Alea". Text als Partitur. WDR 5.5.1992
Materialien zum Mallarmé-Projekt
Das Mallarmé-Projekt geht von Literatur aus, ist aber weder Illustration von Literatur noch literarische Malerei. Allenfalls ließe sich von Übersetzen (im doppelten Sinne dieses Wortes) mit und zu den Bedingungen von Malerei sprechen. Wichtig ist, daß alle Gruppen und Arbeiten in Beziehung zueinander stehen. So entspricht dem Kreuz ("Crucifiament") des 1. Blattes der Werkgruppen "Le rouge et le noir" die "Rien/neant"-Serie des Schlusses, wiederholt sich die Figuration der "Fleurs du Mal" in der Figuration der Werkgruppe "Vom langsamen Verschwinden Igiturs im Meister" (die vom Titel her die Ersetzung des 'Helden' Igitur durch den Maitre im "Coup de des" anspielt). Eine ähnliche 'Beziehung' besteht zwischen "Igitur III" und "Voyelles II". Diese 'Beziehungen' kann (muß nicht) der Betrachter sehen. Im Sinne des Projekts bestehen sie im ersten Fall z.B. in der modernen Ersetzung religiöser Fragestellung durch Fragen der Ästhetik, im zweiten Fall im Diktum Mallarmés, dort angesetzt zu haben, wo Baudelaire aufgehört habe, im dritten Fall wäre es der größere Komplex Alchimie du verbe / Sprachmagie / hermétisme. Natürlich sind die Beziehungen komplexer, als diese Hinweise andeuten. Die im Anschluß mitgeteilten Materialien sollen dazu einige Hinweise geben, wobei die Auswahl besonders wichtige Textpassagen herausgreift, die aber immer zu verstehen sind vom dem Hintergrund des Textganzen (des "Igitur" zum Beispiel, der wiederum nicht ohne den "Coup de dés" genommen werden darf.) Natürlich sind die Beziehungen komplexer, als diese Hinweise andeuten. Die von R.D. hergestellten Beziehungen zu Pascal, dessen "Pensées" R.D., wie der "Discours" belegt, nicht in der von den Editoren festgelegten Abfolge liest, sind für das Projekt interpretatorisch von besonderer Bedeutung; partiell auch die ästhetische Ausdeutung des Starenfluges durch Lautréamont, der seinen Namen einem Roman Sues entnimmt, dessen "Mystères" einleitend ebenso Gegenstand des Projekt sind wie "Le rouge et le noir", auf dessen Verf. sich Valéry bezieht. Von Valérys Anmerkungen zu Leonardo da Vinci hatte R.D. während der Arbeit am Projekt eine Brücke geschlagen zu dem Leonardo da Vinci-Essay Freuds. Monsieur Teste wurde zu einer Art Selbstportrait, infolge dessen die Werkgruppe zerstört bzw. außerhalb in den Blättern "L'artiste dans [...]" fortgeführt wurde. R.D. betrachtet das Projekt und mit ihm ein Stück innerer Biographie als abgeschlossen, trotz seines (vielleicht notwendig) fragmentarischen Charakters. R.D. würde sich wünschen, daß es weitgehend zusammengehalten werden kann. Ergänzungen oder Fortsetzungen wird es in keiner Form geben. Sollte es einmal möglich sein, das Projekt im Ganzen vorzustellen, wäre auch auf den Partiturcharakter einiger Werkgruppen zu achten, ein Versuch akustischer Realisation des "Prelude" zum Beispiel wünschenswert. Gleiches gilt für "L'horizon unanime III". Im Falle des "Après-midi d'un Faune" gehören eine akustische Realisation des Textes und das Prélude Debussys zur Präsentation dazu, allerdings in einer noch zu erarbeitenden Mischung / Partitur, zu der die den Versen entsprechenden Blätter auch als eine Dia-Folge gezeigt werden können.
Texte zum Mallarmé-Projekt
[werden nachgestellt]