Reinhard Döhl | Poetische Korrespondenzen / Renshi/Renku-Projekte
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mit  bohumila grögerová / josef hiršal, sibyll beth / william jackdaw, ilse garnier / pierre garnier, reinhard döhl / carmen kotarski, hiroo kamimura / syun suzuki, wjatscheslaw kuprijanow / alexandr nitzberg, helmut pfisterer / peter schlack und aras ören / yüksel pazarkaya

[der leichteren verständlichkeit wegen werden nur die englischen und schwäbischen beiträge in der originalsprache, die französischen, tschechischen, russischen und türkischen beiträge dagegen in deutscher übersetzung wiedergegeben]

geschäftig suchen die spatzen
in aller frühe nach halmen und stroh
bald füllen hungrige schreie
das bunte durcheinander des nests
i/p

sky filled with swallows
fiddles will be tuned
o apothecary
thy drugs are quick
s/w

die sonne strahlt, der schatten wird kurz,
die warme luft flimmert.
sogar die heiligen setzen sich zu tisch,
ernte - erfüllung (sinn, ziel) des lebens.
b/j

ein weltende mit else
ein stelldichein mit sulamith
hälfte des lebens
einssein mit allem
c/r

da neigt sich die stunde,und
auch früchte erkennen die zeit zum reifsein.
aber die wettervorhersage für heute abend berichtet den nächsten taifun
im verzeichnis alter schulfreunde sehe ich einige namen, deren adressen blank sind.
h/s

auf dem tisch tickt die uhr unentwegt
jäh ist ihr tick-tack unhörbar
kein zähler eiget sich für träume
jeder augenblick zählt eine endlose welt
a/y

das leben und die liebe, wie seltsam der lebensabend
mit der feder in der hand traurige bilanz zieht!
auf das weiß des schnees kennt die tinte keine antwort,
die verse sind blasser als die schneebedeckten wege.
a/w

s isch oefach älles
alles.......oefach
au wenn ällas nooh so
seine zwoe seida hod
 h/p

*

it was the lark
and not the nightingale
to be or let us be
two fools of fortune
s/w

was war, ist nicht mehr,
das ich ausgeflattert.
aufgelöst? nicht zugrunde gegangen?
auf dem weg ewigen verwandelns?
b/j

eine sprichwörterzeit
für gehen kommen
und wieder verebben
und wieder der erste blick
c/r

mit einer kleinen lampe steige ich die zeittreppe hinauf.
wozu?
um eingeschnittene namen zu suchen,
wie ludwig-isa, emil-berta etc...
h/s

das grün altert auch wenn sich die sonne neigt
in alle töne des roten taucht betrübnis
erdrückt das gemüt im leib zerbricht des weines glas
derlei bilder bleiben im winde des alten gedichts
a/y

er ist mit einem spinnennetz bedeckt, aber er enthält noch
einen tau- oder regentropfen: ich weine ja nicht allein...
es ist ein tropfen der menschlichen vernunft! so eine kleinigkeit,
aber sie ist der tränen gedichte rezitierender männer wert.
a/w

d stonda strecka
farb sammla fir d nacht
meeh aalanga
wie gucka könna
h/p

konto des lebens
soll und haben sauber gereiht
wer hält die bank?
wer begleicht die schulden?
i/p

*

die vögel erwachen in den ästen,
hellgrün schimmern die wiesen,
die nacht geht, der tag kommt,
ein anderer tag als früher (vorher).
b/j

aufwachen eintauchen
in den halbschlaf der blüten
schon kehrt der maulwurf
das unterste zuoberst
c/r

die sonne steht oben im zenit und
unten singen ununterbrochen tausend zikaden weiter.
am bassin eines wasserfalls haben wir gemeinsam
picknick gemacht.
h/s

es ist ein altes wort im galopp
unsichtbar sein reiter unfaßlich
und fliegt wie pegasus alle tore
sind ihm sperrangelweit offen
a/y

damit bin ich nicht fertig geworden, weil auch hierher der herbst kam,
was kann ich jetzt im gefallenen laub finden?
ich finde vogelfedern, eine verrostete heugabel
und, ja, meinen verlorenen atemzug:
a/w

nòhgucka zuahorcha nòhlanga mitschwätza
d gosch samt de fenger vrbrenna
sich selber fenda
on sich selber vrgessa
h/p

landschaft als negativ
weiß die erde, schwarz der himmel
schwarz auf weiß eine tuschzeichnung
haiku des spärlich gewordenen lebens
i/p

that's the humour of it
that's the humour of it
it was the nightingale
and not the lark
s/w

*

innen außen
das blau in bewegung
schäfchen zählen
et in arcadia ego
c/r

im rummelplatz in ost-berlin, in dem niemand da ist,
sieht man ein schief stehendes karussell.
ein pferdeauge starrt auf einen punkt am himmel
und erkennt das schicksal einer umwendung.
h/s

den kopf im schatten des vorderen
reihen sich die schafe in der steppe reglos
dort ist ein solches sein nun
fragt man wer schatten ist er ähnelt niemand
a/y

was geschieht denn mit mir, wirklich?
vielleicht bin ich verliebt? aber in wen denn?
o dieses süße gefühl des frühlingsrufes!
zwischen kamillen suche ich das geliebte geschöpf.
a/w

an dag wia vrgilbts blatt
bass uff.......beim blättra
weil dr s joahr nomal
soo viel uffzähld
h/p

zuviel vergleiche
... wie ein strom der dahinfließt
... wie ein sperberflug (so einstmals beda)
words words ... doch welches sagt den duft der lilien
i/p

then time stays still
keeps quiet - what's left
nothing but a curtain-lecture
in the blue-stocking club
s/w

stein, lehm, luft und wasser,
erde, meer, herzschlag und atem.
freude, wut, tränen und verrat.
sehnsucht, qual, lachen und pech.
b/j

*

stirb oder werde!so wiederholt sich ein tag,
und so auch ein jahr.
sogar meine langjährigen anstrengenden zen-übungen
sind nur ein tröpfchen, das von der spitze eines blattes verschwunden ist.
h/s

wenn das märchen endet bleibt zurück
der lila kaftan des märchenprinzen
die wüste ist unendliche oase unendlich
wüste die oase für den prinzen auf dem weißen kamel
a/y

es wird zeit für mich, am sommertag zu baden,
soll ich ins schwarze oder weiße meer tauchen?
vielleicht löst sich dann im blut auf, was heute das gehirn quält;
so wie im wasser sich quecksilber auflöst.
a/w

wenn ausam häusle kommsch
on nemme zrigg kaasch
wenn da a plätzle fendasch
wo da nemma raus willsch
h/p

seltener die rosen doch immer noch schön
und im letzten glanz erstrahlen
das sind so die worte
wenn die gläser sich leeren und der tag sich neigt
i/p

words you said strewn all over the room
who anticipates my wishes
who decodes the game crossings
and spells out that once upon
s/w

in der dunkelheit hinter dem fenster
wirbeln still die schneeflocken.
im schein der lampe schreibt die hand.
ein gedicht aus eis lockt (reizt) die augen
b/j

mit den schwalben
kehren die toten zurück
wir sind
wo kreise sich schneiden.
c/r

*

persephone! der flieder aus istanbul in deutscher erde
nicht tag weißes istanbul bricht an meinem fenster an
bis die farben der traumstunden welken
wird dieser trost unentwegt wiederholt
a/y

manchmal schwebt etwas auf meine bettdecke herab,
das silberbleiche pollen fallen läßt...
es sind die schuppen vom schädel des todes! oh, unausweichlichkeit!
es wird zeit, ihr den kahlen schädel zu waschen.
a/w

an boom voller bläddla -
älle ihre gschichdla zuahöra
vom grea - vom gelb - vom rot
vom braun - vom komposcht
h/p

kann ein gedicht noch so enden
und wenn sie nicht gestorben sind
schreiben von ewiger treue
und anderen märchen?
i/p

for rain
it raineth every day
thus with a kiss -
words words
s/w

sichtbar von nah und fern,
es prägt und deutet an.
es vergeht, steht auf, stirbt und quillt wieder,
die zeit bringt es in bewegung.
b/j

ein vogel steht im weiß
ein komma im schweigen
sonnenuntergänge
hinter dem ofen zu singen
c/r

das leben ist ein kampf
oder ein traum?
es ist ein einziges mitspiel
von licht und schatten.
h/s

*

morgens trauere ich über die ankunft des frühling, denn - ich hatte es geahnt,
auf der südlichen halbkugel, wie schade, fällt das laub...
so dringen ewig die jahre ins leben ein,
das ohne sie wohl nicht enden würde.
a/w

oogschdorba dood sei dirfa
on da driebernei vor freid läbich werda
tiaf luft hola schnaufa
on de mit amma schreiner òfreinda
h/p

eine sonnenuhr
das mädchen am strand
der schatten sammelt sich zu seinen füßen
wo es steht steht die sonne am höchsten
i/p

thus with a kiss
and all the world's a stage
alas poor yorick
ring the bell
s/w

wolken jagen am himmel dahin,
wind weht laub auseinander.
die zweige der apfelbäume klirren,
ein zug vögel verschwindet in der ferne.
b/j

gestern war morgen
war sonntag jetzt gleich
bilder spiegel
spiegel bilder
c/r

nach dem sonnenuntergang ist heute auch am himmel der unveränderliche polarstern.
auf erden ist hie und da eine veränderung: bären haben schon einen langen schlaf angefangen.
auf dem tief verschneiten gipfel des paramount
heult noch im dunkel ein alter löwe.
h/s

persephone! laß uns ans licht treten
der phantasien schein genügt nicht mehr
siehe farben wie istanbul
brechen am horizont an.
a/y

*

an dr amsel uffwacha
weil se mir onders hemmad sengd
oder mit amma mädle
dui wo dr onter d'haut ghòt
h/p

dunkler das licht: es ist nicht nötig
die lider zu schließen
die uhren anzuhalten
die spiegel zu verhängen
i/p

time to forget
time to forget the shadow
of appletrees
and grasp the nettle
s/w

ich küsse die stirn, streiche übers haar,
die seidne hand voll zärtlichkeit.
wieviel glück ist uns beschieden,
bevor uns beiden die zeit verwelkt.
 b/j

das laub kehrt die gärten
dem horizont zu
der schatten naht
indem er untergeht
c/r

könnte ich eine einzige schrift schreiben, würde ich damit zufrieden sein,
um einer frau zu antworten.
der west- und nordwind, den die erde zu sich einlädt,
oder etwas, was im nebel latent ist?
 h/s

schwarz und weiß sind nicht zu scheiden
dort ist einsamkeit die einzige herrschaft
eines tages vielleicht wenn der flieder wieder blüht
fällt dein trübes gesicht flüchtig in den sinn
a/y

vielleicht sollte ich einschlafen, wie es die bären unter dem schnee tun,
aber der schnee schmilzt, wenn man im schlaf schnarcht.
ich gehe jetzt, um mich dem großen bären als nachbar aufzudrängen,
ich, des weißen landes letzter weißer bär.
a/w

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