Heinz Hirscher
 
Morgens wenn ich im Bad bin,
treffe ich mich mit der Könin von Saba.
Das ist, wie schon der Name sagt,
eine Rasierklinge.
Salomonischer Weisheit voll
schabt sie mein Kinn.
 
Wir hören jetzt überall
solch gekürztes Wissen der Neuzeit,
und es gibt einen
Gustav Schwab,
der über die klassischen Sagen
der Wirtschaft verfügt.
 
Wissen sie, ich bin aus dem Lande
der Dichter und Denker,
Schwabe, da muß ich ja wissen,
wie sich verwandtschaftlich alles verflicht.
Vielleicht bin ich eines
Mörike einer Hölderlin Vetter.
Wer weiß, wo der Genius
Im Blut mir erstarb...
 
Aber lassen wir das,
die Saba führt eine scharfe Klinge.
Das Handtuch um die Schultern
stehe ich, ein Delphischer Apoll.
Zwar ums Kinn ein wenig Seife,
der gepuderte Leibniz.
Schürz' ich die Lippen
Lächelt im Spiegel spöttisch
König Fritz.
 
Morgendliche Stunden der Erbauung.
Mein Gesicht wird erbaut
mit Kosmetik und Bürste.
Kleine Kulturen
in lächelnden Falten vereint.
Die Lachstraßen des Knaben,
furchen der Lust
- die Königin damals,
nackt, ein Geruch von Seife, -
dann kam der Mann,
diese Wurzelfalten, verzichten,
Krähenfüße, Geierfältchen,
Aasfresser alle der Fantasie,
die kleinlichen Rationen
verteilt beim Rasieren.
 




Stuttgarter Poetscorner'le