Fand später
Deine Lippen deine Scham
Hier auf dieser Zeile
Berühre sie wirklich
Der Atem geht schneller
Öffnet die obere Welt
Öffnet mich selbst
Um ein Haar:
Als ginge ich über
Die engste Brücke der Welt
Den vergessenen Abgrund
Die schöne Schlange der Sixtina
/ Rom
Ich seh sie wieder vor mir: das bist du
sie reizt und brennt; so kamst du mir
in meinen Traum:
Sie lag ja neben mir, als wärs ihr
heißer Leib
aus krudem Apfelfleisch/ verfließend
in unendlich vielen Farben
weich hart zugleich ein Schwellen langsam
gleiten
hinab hinab Frau Erde tief hinein
die Farben brennen/ wenn sie sich entfalten
Die Mitte aber fest und fleischig
schwarz ist dein dunkles Dreieck
es brennt in jedem Wunsch
Sie kommt herab in meinen Blick und atmet
schwer
ich kann hier nur das Eine denken ich
weiß
das Auge ist von euch verhext liegt quer
seit jenem Fall
und dreht sich um die heiße V im
Kreis!
2
Das Brennen nach der Tat färbt jeden
Engel rot
und die Verführung ist der Vorschein/
nackte Körper
und gelb der Apfelbiß im Hirn. Dein
roter Engel unten aber
der unwahrscheinlich brennt: Lachsrosa
eine ganze Skala
es ging bis Rotorange und Violett
so sah ich tief hinein in deine V
Und doch wars Violett aus jenem Gottesmantel
vom Anfang hör ich: ists ein jauchzend
JA
vereinigt alles
ist in eins geschmolzen
so such ich in dir du in mir schön
gleitend:
und macht die Szene aus dem Himmel ganz
und die Vertreibung ungereimt
und wahr!
Es blieb das Licht, das beide trennt,
ich weiß: es strahlt aus jenem andern
Raum
ist Grenze und das gleiche rot und fahl
stark dissonant schien es am Berg hier
rotlichtschnelles Oszillieren der scharfe
Schnitt
doch wie zwei Ufer untrennbar
wie Mann und Frau die schöne Scham
der Riß / die Lippe!
[Aus: Lippe Lust. Poesia Erotica, Buch & Media 2000, ISBN 978-3935284257]
[Bilder: Peter
Schlack]