Friedrich Theodor Vischer
An Ph. B.
[April 1884 nach der Aufführung von Nicht I,a*) auf einem Liebhabertheater]
 
Mei Macherei, die wär für nex,
D' Komödie hätt falliert,
Hätt net e gueter feiner Goist
Die Leute dirigiert.
 
's ghört halt e Feuerle derzue,
Daß Lebe kommt ins Bluet,
Gäbs lein Theaterbrand als den,
Dernâ ständ alles guet.
 
Was unser Einer ogschickt ist!
Bringt mir en prächtige Strauß
Der lieblich Goist in d'Stub - und i,
I Esel bi net z'Haus.



*) Ein zu Unrecht vergessenes "Schwäbisches Lustspiel in 3 Aufzügen" F. T. Vischers, wie der folgende Monolog belegt. [Die Herausgeber]
 
Franzosenhannes: Koi Goist ist in dene Deutsche, sag' e! Koi Schneid' hent se. Nach Paris sott mer s' schicke, äll! Selt hent se Feuer im Leib, da lautet's anderscht. Liberté und Egalité hoißts da, dene is älles egal. I dank's mei'm Vetter no heut, daß er mi nach Paris hat nei komme lau im Jahr 1830 als Beckebuebe. I hau's mitag'sehe, bi mitg'sprunge. D' Scheibe eig'schmisse, d' Laterne eig'schmisse, d'Waffeläde 'plendert. Nieder mit de Minister! Barrikade 'baut! d' Dächer adeckt! Piff paff! Bum, bum!
's Stadthaus g'stürmt, de König zum Teufel! D' Tulleriee plendert - Zeux rausg'schleppt! I sag' no, descht e staatsmäßiges Saulebe g'wä! Wenn se no keine so Viecher g'wä wäret und hättet de schäbige Geizkrage Lui Philipp zum König eig'setzt! Jetzt ist der au ausg'fegt. Viktoria! Jetzt mueß's anders hergeh! Desmal bleibt mer in Deutschland net dehinta, se kommet rüber und mir sind parat, mer hilft enander. 30000 Mann beim Beiliche sind's. Vivat, jetzt mueß's Volk regiere! Älle König, kleine und große Fürste - müeßet naus! D' g'moine Leut kommet dra! Freiheit und Brod vor älle! Was Brod! Guet fresse und saufe wellet mer! De Reiche sollet sich net mäste und uns hungere lau! Älles mueß gleich vertoilt werde, so sag i! Vif la Replik!

Vgl. auch Sebastian Blau: Das Honoratiorenschwäbisch





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