Reinhard Döhl | Prosa
Sie dritte Person Plural oder Die einfachste Liebesgeschichte der Welt

Durchquerte die Halle eines Bahnhofs war in Gedanken. Jemand lief entgegen und umarmte ihn. Er sah sie an und erkannte sie. Er erkannte sie wieder und begann die Situation zu übersehen. Gedankenlos berührte er die Haare das Gesicht den Mantel und sagte: Es ist ja schon gut

Die Bahnhofshalle die er durchquert hat wird leerstehen in diesem Augenblick kam und ging niemand kein Zug. Auch er verhielt seinen Atem. Seine Bewegungen fielen von ihm ab. Seine Augen sahen die an die ihm entgegengelaufen war die ihn umarmt hat. Er erinnert er erinnerte sich wieder. Gedankenlos nahm er seine Gedanken wieder auf. Er übersah die Situation nicht mehr. Er erkannte die wieder die ihm entgegenlief die ihn umarmte. Er holte tief Luft und begann zu atmen. Er begann zu atmen und hatte jetzt Gelegenheit etwas zu sagen. Er hatte jetzt noch die Gelegenheit etwas zu sagen aber er schwieg. Er schwieg stundenlang und redete

Er hatte eine weitere Möglichkeit er freute sich. Möglicherweise freute er sich sogar. Ja er freute sich

Sie waren nicht darauf vorbereitet. Obwohl sie seit langem daran gedacht hatten waren sie nicht vorbereitet. Sie waren überrascht. Ihr Entschluß traf sie überraschend und überraschte sie in ihren Entschlüssen Er holte sie ein. Er holte sie einfach ein. Plötzlich holte er sie ein war da. Da gab es nichts zu reden darüber darüber gab es nichts zu reden. Er war da. Sie waren da. Und das machte ihnen zu schaffen. Und machte ihnen Mühe Und sie machten sich die Mühe. Sie mühten sich redlich ab. Sie gaben sich alle erdenkliche Mühe. Und sie dauerten. Sie überdauerten seit diesem Augenblick seit sie wußten daß es da war obwohl sie nicht darauf vorbereitet waren obwohl sie sich nicht darauf vorbereitet hatten obwohl sie seit langem daran gedacht hatten dauerten sie. Ja sie eilten sich

Es hätte schlimmer kommen können: sagten sie. Viel schlimmer. Wir haben es noch gut getroffen. Gut haben wir es getroffen. Gut daß wir es so getroffen haben: sagten sie. Wir haben daran gedacht Nun da es eingetreten ist wollen wir nicht klagen: sagten sie sich. Waren beschäftigt

Alles Mögliche war bereits passiert. Inzwischen war dies und das passiert sogar jenes. Man konnte abwarten. Man sollte es abwarten. Man konnte darauf warten. So etwas konnte schließlich ganz überraschend passieren. So etwas konnte einem ganz plötzlich passieren wenn man nicht aufpaßte wenn man nicht damit rechnete sah niemand es kommen. Niemand sah es kommen. Niemand hatte sich darauf eingerichtet oder rechnete damit oder zählte darauf oder ging jede Wette ein daß passierte worauf er wartete. Aber das Warten würde niemand zu lang werden wenn er wußte, daß es sich gelohnt hatte zu warten wenn dies oder das passierte wenn das passierte hatte es sich gelohnt zu warten und zahlte sich aus auf Heller und Pfennig. Es war nicht langweilig weil immer wieder etwas passierte. Immer wieder passierte etwas Neues das das Warten verkürzte. Es war kurzweilig weil alles Mögliche bereits passiert war. Alles Mögliche war inzwischen passiert worauf niemand wartete würde nicht mehr lange auf sich warten lassen

Sie gingen in den Wartesaal zu überwintern. Sie hatten es sich ausgerechnct und warteten nun ab. Es war kein Sommer

Es war die einfachste Sache von der Welt. Es war schwierig. Das machte es einfach für sie Es war eine schöne Geschichte auf die sie sich da eingelassen hatten die sie angezettelt hatten. Sie hatten etwas in Gang gebracht und sahen nun weiter. Sie hatten eine Geschichte in die Welt gesetzt und verwickelten sich darin Hals über Kopf. Sie konnten sich nicht mehr heraushalten. Sie wußten keinen Ausweg mehr. Sie liefen herum. Sie sagten: Wir haben es so gewollt. Wir haben es nicht anders haben wollen. Wir haben es von Anfang an haben wollen Was wollt ihr also. Redet uns nicht darein. Das ist unsere Angelegenheit und geht euch nichts an. Und sie blieben eifersüchtig dabei und verteidigten durch alle Instanzen wofür man sie verantwortlich machen was man als warnendes Beispiel erzählen konnte für die solche Geschichten nicht lieben. Wovon man viel Aufhebens machen konnte was man nicht auf sich beruhen lassen wollte gegen das man eine Menge unternehmen sollte oder es wenigstens versuchen. Schließlich durfte niemand seine Finger von etwas lassen das sich nicht so einfach aus der Welt schaffen ließ solange sie dabei blieben weil ihre einzige Hoffnung darin bestand daß nicht aufhörte was sie leichtsinnig angezettelt hatten weil sie dachten: Bleiben wir dabei. Wir werden ja sehen. Und dachten: das nimmt uns doch niemand ab

Und wußten nicht wie ihnen geschah. Und sahen zu wie es fortfuhr. Und konnten nicht ablassen ihr Leben lang

Manchmal fragten sie sich: Wie geht das weiter. Sie ließen sich Zeit und keine Gelegenheit aus zu fragen und fragten in einem fort. Sie wollten es wissen. Sie wollten es jetzt genau wissen Punkt für Punkt von Anfang bis Ende gingen sie alle Fragen durch die sie stellen konnten die ihnen einfielen. Von allen möglichen Fragen wählten sie die wahrscheinlichsten ans und verwarfen sie wieder. Eine Frage blieb offen die sie um ihr Leben gern beantwortet hätten. An einer Frage lag ihnen die alle möglichen Fragen in sich einschloß. An ihr hing alles alles würde von ihr abhängen. Auch die zweite dritte vierte die letzte Frage die sie stellen würden falls sie ihnen rechtzeitig genug einfiel. Sie ließen keine Gelegenheit aus zu fragen und fragten in einem fort. Und jedesmal wenn sie fragten verwarfen sie die Fragen eine um die andere und wollten auf die vierte dritte zweite erste Frage zurückkommen und kamen nicht darauf und stellten Fragen für Fragen und fanden keine Antwort und fuhren fort zu fragen

Manchmal fragten sie sich schließlich fragten sie sich ob sie sich fragten daß sie sich fragten wie das weitergehen würde mit ihnen. Wurden sprachlos

Aber am Ende als ihnen die Sprache verschlug hatten sie alle Hände voll zu tun sich Briefe zu schreiben sprachlos geworden passende Worte zu suchen sich mit zu bergen. Und verbargen sieh ihr Gesicht hinter Worten zwischen den Zeilen hatten ihre Sprache und ihr Gesicht verloren suchten nach Worten hatten ihre verbindliche Sprache verloren und

sprachlos geworden suchten sie Worte für Worte sich mit zu decken. Verbargen sich zwischen den Zeilen bargen sie Wort Schutt Trümmer und Strandgut. Die Ankunft Leanders war ihrer Sprache entgangen. Hero warf ihren verbrauchten Namen ins Meer. So ihrer Sprache entfallen aber so namenlos geworden hatten sie noch Zeit sich zuzufallen mit eigenen Worten so sprachlos geworden sich einzufallen in der abgegriffenen Sprache der leeren Hände so wortlos zu sein

hatten endlich alle Hände voll zu tun sich Briefe zu schreiben sprachlos ohne Ende

ã by the author