reinhard döhl | gedichte | aus den botnanger sudelheften /1
januar | 1. woche

 
wie gehabt
seine guten vorsätze
sind immer nur schlechte sätze geworden
sprich wörtlich
wo licht ist ist auch schatten
ist wo schatten ist aber auch licht
handwerker
schlechte zeit für lyrik
zeit für schlechte gedichte
zweizeiler
einfall
zweifel
fragen eines lesenden arbeiters
die antworten lese ich hier
wer stellt die fragen
aesthetica in nuce
die welträtselnuß war es noch nicht
sagte der nußknacker aber immerhin es wird 
                                                     / weitergeknackt
dialektik
zeit genossen
genossen auf zeit
raum für notizen

januar | 2. woche
 
geboren wattenscheid westfalen
entwickelte sich seit 1934
klucke und er
nach dem ersten frost grünkohl
heringstipp pannhas pannschieben pickert rievkooche
stielmus salve luculle
bei uns zu lande
auf dem lande
das sich stadt nennt
mit pumpernickel nach schloß bullbergen
mit münchhausen auf den oberhof
mit annette unter die judenbuche
als kind
stellte er sich geflügelte Worte wie zugvögel vor
ließ sie fliegen
die einfuhren daniel
peter leberecht kumpel anton
in die klärgruben ihrer zeit
manchmal
dachte er auch an engel
engelworte mit flügeln
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januar | 3. woche
 
fast vergessen max und moritz lies und lene
das verhör der catharina elisabeth erdmann
und die hinrichtung christoph beinhorns
im stundenbuch
die minuten verlesend
aschenputtel
sonntags spaziergänge
das sohnreyhaus in jühnde lippoldsberg
wunderbare reisen zu wasser und zu lande
sprichwörterzeit
mit kanalisation 
und müllabfuhr 
ballade des äußeren lebens
er wußte wo der barthel den most holt
andere wußten es auch
wanderdünen
windspielregeln
worte an den rand geschrieben
als seine landkarten und stadtpläne 
ins wasser gefallen waren 
ging er baden 
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januar | 4. woche
 
in erwartung onnen vissers
nach schule und wasserturm
leihbücherei in der veringstraße
vierzehn arten den regen zu beschreiben
telemann satie
eine markuspassion
u bahn
st pauli landungsbrücken elbtunnel
niels klims unterirdische reise
versuche mit schlagzeug und baß
der getreue music-meister
in der adventszeit nach lübeck zu fuß
entwürfe eines morgens mit runge
eines abends mit runge
einer nacht mit ihr
soweit er zurückdenken konnte
sind seine lehrjahre
immer wanderjahre gewesen
immer gibt es eine marie sophie schmidt
weine nicht cidli
märchen meines lebens
raum für notizen

                                                                                                                                                                                                       februar >