reinhard döhl | gedichte | wandtexte
weiter wird nichts sein

ein lied für carmen

sonnenuntergänge
hinter dem ofen zu singen
ein weltende mit else
ein stelldichein mit sulamith
alkmene

ach
eine sprichwörterzeit
für gehen kommen
mit den schwalben
kehren die toten zurück

schon kehrt der maulwurf
das unterste zuoberst
während ich stehe
fällt mein schatten hin
eine handvoll erde

ein flüchtiger blick
all the world's a stage
much ado about nothing
schäfchen zählen
et in arcadia nego

der schatten naht
indem er untergeht
gestern war morgen
war sonntag
gegenwart

ist eine erinnerung von heute
und wenn sie nicht
fortsetzung folgt
à suivre
à suivre

so könnte es anfangen
und so fängt es an
0nce upon a time

im niemandsland
leere nester

gefüllte körbe
wegwarte cekanka
rot wie blut
die farbe wechseln
farbe bekennen

schnee regen
regen schnee
yün
ch'ü-lai
schon

fliegen wir
auf ein system
in der milchstraße zu
der himmel ist weiß
ein schwarzer fleck

fäden ziehen
altweibergewäsch
vorm scheunentor
bilderbücher
sind voll davon

trocken brot
wangen rot
füße warm
doktor arm
morgenstunde

tritt nur herein!
greif nur hinein!
es fiel ein reif
zur halben nacht
im doppelten mantel

i'm gonna wait
wunschtraumatemlos
sich fallen lassen
rufst du mich
wenn ich dir antworte

schreib mir
ich warte
seelandschaft
mit pocahontas
vieil océan

aux vagues de cristal
dis-le-moi
dis-le-moi, océan
jenseits des eisbruchs
holt die sonne uns ein

flügelschlag einer schnee-eule
am rand der dämmerung
wo sich die straße
bieget
jede ähnlichkeit

ist zufall
horizontlinien
im buch der unruhe
war da nicht etwas
wie war das nur

im schweigen
zuhaus
schnee
auf den lidern
schatten risse

chaque instant de la vie
chaque instant de la vie
so wie man sagt
wie man so sagt
und wenn sie nicht

ein zeigersprung
ein zeilensprung
hinter dem spiegel versteckt
die schrift
aimai-je un rêve

tant pis
poesie der zwischenräume
fußnotenprosa
unter dem strich
was zählt

wegkreuze
kreuzwege
kaffeesatz
rauchzeichen
noch bevor du

vom m zum n wechselst
wirft der häher dir
seine feder zu treibt
der wind sie
davon

noch bevor ich
vom n zum m wechsle
wirft der häher mir
seine feder zu treibt
der wind sie

davon und so weiter
so weiter weiter
wird nichts sein
alkmene!
ach!

[1997]


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