Remittenden | Nächtliche Wände | Leere Welt | Leere Tage | Deine Nacht ist draußen | Invention | Wir | Arbeiter, morgens | November spiegelt im Asphalt | Weihnacht | Schlaflied
Ich liebe diese alten Gassen,
wo müde sich ein Haus
ans andre lehnt,
als wolle es sich tragen
lassen,
wo silbrig das vergilbte
Fenster gähnt.
Ich bin sie oft entlang gegangen,
ich hab die Häuser
angefaßt,
und alle meine Schritte
klangen
nur zögernd dort und
ohne Hast.
Nun habe ich sie lang nicht
mehr gesehen
und sehne mich nach ihrer
Heimlichkeit,
ich möchte gerne durch
die alten Gassen gehen -
und ruhig werden mit der
Zeit.
Mir ist es manchmal so, als
ob die Wände weinen,
dann klagt es leise durch
das Haus,
das letzte Licht ist lang
schon aus,
und auch der Mond will nicht
mehr scheinen.
Und selbst die Mäuse
lassen dann ihr zages Nagen,
es ist ein langer weher
Ton,
erst später geht er
schwer davon
und läßt sich
von den Dächern tragen.
Es ist, als ob die Wände
eine Seele hätten,
als ob sie das gehörte
Leid
nicht greifen könnten
durch die Zeit,
und einen Gott um Gnade
bäten.
Mir ist es manchmal so, als
ob die Wände weinen,
dann klagt es leise durch
das Haus,
das letzte Licht ist lang
schon aus,
und auch der Mond will nicht
mehr scheinen.
Ich weiß nicht, es
ist, als ob's Abend wär,
ich bin allein in der Nacht,
eine Sehnsucht ruft, doch
die Welt ist leer,
weil niemand daran gedacht.
Eine Klage wächst, ich
weiß nicht woher,
und wartet, daß es
tagt,
ich bin allein, und das
Herz ist schwer,
und meine Seele klagt.
Leise zittert die Weide,
und ein Stern ist erwacht,
ahnt sie von meinem Leide
in der atmenden Nacht?
Leise zittert die Klage,
und der Nachthauch geht
schwer,
und wir rufen die Tage,
aber die Tage sind leer.
Kalt geht die Luft,
aber drinnen,
dort bei den Menschen
ist's warm.
Rauhreif fällt die Nacht,
hoch über dir
flackern Sterne
immer weiter,
glänzen matt auf weißem
reifverhangnem Dächerfeld.
Eine Kirchturmuhr
schlägt heiser und
hart.
Es ist die Nacht
wie damals,
jene Nacht, - und wieder
irrt es durch die Welt.
Aber du fühlst es nicht,
bist glücklich,
wenn dir Kinderaugen
selig strahlen.
Draußen irrt das Leid.
Du lebst dahin und läßt
dich treiben
Und bist doch nur ein Teil
von dir,
du möchtest gerne stehen
bleiben,
und dennoch bleibst du niemals
hier.
Laß doch dein Zögern,
weil die Nächte
so dunkel sind und ohne
Licht,
und hoffe nicht auf andre
Mächte,
sie stehen da und helfen
nicht.
Erschrecke nicht und suche
nur
nach dir, auch wenn du dich
nicht siehst,
und laß das bange
Klagen,
in dunkler Nacht starrt eine
Spur,
sie hält dich nicht,
wenn du sie fliehst,
du mußt im Dunkel
wagen.
Wir wissen nicht, daß
wir leben,
und ahnen nur etwas davon
und möchten viel dafür
geben
und wissen nicht, daß
wir leben,
und suchen nach ewigem Lohn.
Wir kennen alle das Sterben
und möchten am liebsten
weg,
wir sehen uns alle verderben
und kennen alle das Sterben
und suchen ein gutes Versteck.
Wir haben nichts mehr zu
suchen
und fürchten uns vor
dem Gericht,
wir möchten am liebsten
fluchen
und haben nichts mehr zu
suchen
und suchen ein liebes Gesicht.
Wenn der Morgen langsam seine
Läden aufschiebt,
wenn die Bäume noch
die kalten Blätter hängen lassen,
so, als ob sie ihre Pflicht
vergaßen,
wenn in jedem Winkel es
noch schwarze Nacht gibt -
stehen sie mit hochgeschlagnem
Kragen
an den alten kalten Ecken,
und sie spielen mit sich
selbst Verstecken,
während sie verkratzte
Mappen tragen,
in den Taschen ballen sie
die Hände,
und sie warten auf die Straßenbahn,
und der Tag fängt sehr
früh an,
und sie warten auf sein
Ende.
Wie ein Lampion
hängt der Mond
zwischen zerfetzten Wolkenstreifen
wie zwischen Gardinen.
Ab und an
flimmert hoch
droben auch
schon ein Stern.
Schwarz glänzt noch,
schwer von Regen,
Straßenpflaster
im Laternenlicht.
Durch eisig-starre Nacht
schwingt
von der Stadt
ein Glockenton, -
streift über Tannen,
streift herab
zerstiebend
eine Last von Schnee,
klingt in den Lüften.
Schließe still die
Augen zu
schlafe sachte ein,
über allem waltet Ruh,
über allem Sein.
Wenn der Abend schlafen geht,
schaut der Mond herein,
wenn die Nacht am Himmel
steht,
schlafe ruhig ein.
Über deinem Schlafe
schwebt
stiller Träume Wacht,
bis der goldne Morgen webt,
bis es wieder tagt.
Über allem geht die
Ruh,
Gottes Flügel schlägt,
schattet alles schlummernd
zu,
hebt, was müde trägt.
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