Alter Mann im Regen | Eine kleine Blume | Landstreicher singt für seinen Sohn | Wenn ich mir den Mond betrachte | In die Krone der Bäume gesprochen | Wiegenlied für mich selbst
Kein Mensch wird um mich
weinen,
keine Blumen wird man mir
geben,
wenn ich aus diesem Leben
ausgeschieden bin.
Selbst im Kleinen
habe ich alles bestaunt,
und es hat in den Gräsern
geraunt.
Hörst du, wie der Regen
rinnt?
Und die Nacht geht kalt.
Durch dunklen Wald
weint ein Kind
still vor sich hin.
Eine kleine Blume
neigt im Regen weinend ihr
Haupt,
über den gelben Wegen
sind die Blüten verstaubt.
Nur ein Käfer sucht
unter einem Blütenblatt
Schutz vor den großen
Gewalten,
während kleine Kinder
ihre Hände falten
und beten,
daß Gott sie lieb
hat.
Landstreicher singt für seinen Sohn
Schlaf ein, mein Sohn,
die Welt ist groß,
zu groß für dich,
zu groß für mich,
ein Brett ist an der Scheune
los,
es heult der Wind, was hat
er bloß?
Armer Landstreichersohn.
Schlaf, mein Sohn,
der Mond ist blaß,
so blaß wie ich,
so blaß wie du,
er spiegelt sich im Regenfaß,
die Nacht macht alle Gräser
naß.
Armer Landstreichersohn.
Schlaf, mein Sohn,
aus dunklem Wald
ruft deine Fee,
ruft meine Fee,
der Wald ist tausend Jahre
alt,
und immer ist die Nacht
so kalt.
Armer Landstreichersohn.
Wenn ich mir den Mond betrachte
Wenn ich mir den Mond betrachte
und die Sterne, muß
ich lachen,
weil er mich einmal auslachte,
als ich völlig
betrunken
auf einer Bank lag, -
ich hatte den halben Tag
Nun ich hatte Geld gefunden
und alles in ein paar Stunden
in Wein umgesetzt.
Zwar hat der Mond nur gelacht
und mich nicht verpetzt,
und zur Strafe habe ich
in der Nacht
ihm einen Bart malen gewollt,
bis ich fand, daß
ihm das gar nicht paßt, -
da hab ich ihn um seinen
schönen runden
und nicht gerade kleinen
Bauch gefaßt,
ein Lied gesungen,
und bin mit ihm die Wiese
rauf und runter,
immer wieder rauf und runter
rauf und runter
gesprungen.
In die Krone der Bäume gesprochen
Immer sage ich den Bäumen
meine Gedichte,
langsam, damit sie mich
auch verstehen können,
oder eine von den schönen
oder weniger schönen
Geschichten.
Oder ich lache sie aus, wenn
sie sagen,
daß sie mich gewiß
verständen
und manches gut fänden,
oder wenn sie mit den Händen
mich fragen.
Aber ich habe auch schon
geweint,
an einem Baum gestanden
und geweint,
wenn sie fanden,
daß die Sonne, trotz
aller Girlanden,
weiterscheint.
Wohin lege ich meine müden
Füße?
Ins regenfrische Moos.
Wo ruhe ich aus?
In deinem Schoß.
Zwischen Birken und Heide
spiele ich auf der Flöte
ein Lied für uns beide.
Mit der Abendröte
ziehen die Wolken davon.
Das Kind schläft schon.
Der Wind spielt in seinem
Haar.
Die Kartoffeln sind gar.
Und morgen sehen wir weiter.