reinhard döhl | gedichte der 90er jahre

verstreutes

vorschnell wie frühe
schneeflocken gefallen: zwi-
schen brennender lie-
be und tränenden herzen
die jasminblüten heute

gewitter haben
den hundstagen den garaus
gemacht. vom hagel
getroffen, richtet der zweig
der rose langsam sich auf.

aus dem grün deiner
augen in den lidschatten
treten für einen
wimpernschlag geborgen sein
ohne grund - ani za mák.

zum jahresende
sind die stunden gezählt die
minuten und dann
die sekunden der holzwurm
hat sich darauf eingestellt.

friedrich und else
nicht hans und grete wie die
dorfgeschichte schreibt
else und friedrich und das
tal der wupper das wär's.

manchmal bekomme
ich jetzt besuch von einer
blauen eule. sie
setzt sich auf das fensterbrett
und schaut mir unverwandt zu.

das ziel ist der weg
jetzt bist du angekommen
der weg ist das ziel
jetzt bist du fortgegangen
hakuun onozukara kyorai su

die fährte des weißen wolfs
hast du gequert
dem zug der wildgänse
bist du gefolgt -
ein wimpernschlag noch.

:

das meer hinter dem
weiß der birken - noch läßt der
schnee auf sich warten.

ein sperling reinigt
sein verstaubtes gefieder
in einer frischen pfütze.

nach den hundsposttagen
ist es zeit
die drachen steigen zu lassen.

in den frühnebel
hat sich reif gemischt, zeit
den teekessel abzustauben.

gedichte aus der eisenzeit, theater
aus der steinzeit, das leben
ein roman, der das leben schrieb.

[siehe auch unter haiwaka und renshi/renku]


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