taugenichts
1
ein müller gingen und ein meier
spätabends noch an einem weiher
vorbei und suchten ostereier,
als sich apoll an seiner leier
plötzlich versuchte und ein reiher
der wenig sinn für ostereier
und noch dazu an einem weiher
verspürte, die verstimmte leier
entführte, was besagten weiher
nur wenig rührte, doch den meier
zu einem müller sagen ließ, die eier
sind dieses ostern keinen dreier
nicht einmal einen zweier
geschweige die entführte leier
durch einen reiher wert. so standen meier
und müller lange noch an einem weiher
nachdenkend über ostereier
apoll, die leier und den reiher
penelope und ihre freier.
ein vortrefflich maycarmen | nach alten bawrenregeln aufgesetzet und ausgezieret
1. strophe
ist der may recht kühl und naß
ist das recht kühl naß und may
ist die kühl naß may und recht
ist das naß may recht und kühl
ist der may recht kühl und naß
antistrophe
recht und kühl naß ist der may
kühl und naß may ist das recht
naß und may recht ist die kühl
may und recht kühl ist das naß
recht und kühl naß ist der may
katastrophe
kühl ist naß recht und der may
naß ist recht may und die kühl
recht ist may kühl und das naß
may ist kühl naß und das recht
kühl ist naß recht und der may
moral
ist der may rechts kühl und trocken
trocknen auch von links die socken!
ein vortrefflich maycarmen etc. (2)
ist der mai recht kühl und naß
füllts dem bauern scheun und faß
ist der naß recht mai und kühl
regnets selbst in dinkelsbühl
ist der kühl recht naß und mai
regnets in die klerisei
ist der mai recht naß und kühl
überschwemmts das chorgestühl
ist der kühl recht mai und naß
macht er auch dem bauern spaß
ist der naß recht kühl und mai
hilft nur eins noch: petri hai!
limericks und so
einer dame aus bonlanden
kam die unschuld abhanden
sie trug ihr plumeau
auf's fundbüro
und war außer randen und banden.
ein mann aus schwäbisch gmund
hielt sich im hintergrund
und das so sehr
und täglich mehr
bis völlig er drin verschwund.
kalina aus gerstetten
ging gern mit henri in die betten
da kam was quer
und sie träumten nurmehr
daß sie die möglichkeit hätten.
ein professor aus g. an der leine
dahte bein mit beine
der geist war willig
das fleisch war schwach
jetzt liegt er unter dem steine.
eine chansonette der l'ecluse
sammelte l'heures perdus
bis apres l'orage
der regen kam
jetzt sammelt sie parapluies.
ein vertreter der stuttgarter schule
las ulrike meinhofs bambule.
das war nicht recht
und bekam ihm auch schlecht -
er leert nicht mehr auf seinem stuhle.
eine regisseurin aus prag
die dem regieren oblag
unterlag einem autor
da wuchs kein kraut vor
auch nicht im frühling in prag.
ein jurist sucht beim cannstatter wasen
kultur auf dem stadionrasen
weil kultur nur ist
was die stoppuhr mißt
wissen am neckar die hasen
amerika, du hast es besser!
dann, alter freund, nimm den südwester
und bleibe
selbst wenn er sich dreht
vom winde verweht.
du bist wie anna blume
so hold und schön und reine
ich schau dich an mit wehmut
denkst du an heinrich heine.
mir ists als ob ich die hände
aufs haupt dir legen sollte
bittend daß es dir komme
und auch der witwe bolte.
traf niemand
in dingsda
war fort schon
nach dingsda
nahm gleichfalls
ein dingsda
und eilte
gen dingsda
ging gleich zu
dem dingsda
gestopft voll
das dings da
traf niemand.
vers libre
es war ein vers
der war so frei
und seine wirtin wußte das
in jenem wirtshaus an der lahn
in jenem wirtshaus an der lahn
da wußte seine wirtin schon
das war ein vers
der nahm sich frei
benahm sich frei
das war ein vers
in jenem wirtshaus an der lahn
und seine wirtin wußte das
und seine wirtin wußte, daß
in jenem wirtshaus an der lahn
ein freier vers
sich frei gemacht.
leberreim für seine tochter an ihrem ersten geburtstag
die leber ist vom hecht und nicht von einem fellchen
die gräten heb ich auf und bau dir draus ein ställchen.
leberreim, warum im fortgeschrittenen fortschrittlichen
20. jahrhundert keine leberreime mehr gedichtet werden
die leber ist vom hecht und nicht von einem rind
kannst beide sie nicht essen, weil sie vergiftet sind.
leberreim über leibeigenschaft
die leber ist vom knecht und nicht vom einem biber
wenn's einer knechtin leber wär, wär es der herrschaft lieber
schüttelreim rüttelschleim
mitoberhalb der beine steißt
selbst wer vor wut in steine beißt.
vergebliche hoffnung
gar mancher hofft auf gutes starten
als hengst in diesem stutengarten
und steigt nicht auf, das läßt vermuten
im garten gibt es keine stuten.
schwuppdiwupp
tags stand sie sehr auf henna moden
am abend mehr auf männerhoden
vergriff sich gern als drüsendieb
an otto, der die düse trieb
doch hinderte die gicht den satten
nach tages mühen sich zu gatten
kurz: morgens wenn die vögel pöbeln
wollt' er nicht wie der pöbel vögeln
drum schickte otto in vergängnis
die anna, ging selbst ins gefängnis
und ward nach diesem aderlaß
ein großes hinterladerass.
aus der kleinen stuttgarter versschule und anderer unsinn | 80er jahre
blablablab
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carenta
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rent a car rentner
aus der kleinen stuttgarter versschule und anderer unsinn | 90er jahre
gelegenheit macht verse
gelegenheit macht diebe
gelegenheit macht triebe
gelegenheit, sagt lerse
gelegenheit macht liebe
gelegenheit macht siebe
gelegenheit, sagt lerse
gelegenheit macht liebe
gelegenheit macht hiebe
gelegenheit, sagt lerse
gelegenheit macht liebe
gelegenheit macht ferse
und geld und gold, sagt lerse
nur nicht für diese verse.
wenn im herbscht
du nicht sterbscht
muß der hintern
überwintern.
1
Aufwachen Eintauchen
in den Halbschlaf der Blüten
schon kehrt der Maulwurf
das Unterste zuoberst
eine Sprichwörterzeit
für Gehen Kommen
und wieder verebben
und wieder der erste Blick
innen außen
das Blau in Bewegung
Schäfchen zählen
et in Arcadia ego
ein Weltende mit Else
ein Stelldichein mit Sulamith
Hälfte des Lebens
Einssein mit Allem
das Laub kehrt die Gärten
dem Horizont zu
der Schatten naht
indem er untergeht
gestern war morgen
war Sonntag jetzt gleich
Bilder Spiegel
Spiegel Bilder
ein Vogel steht im Weiß
ein Komma im Schweigen
Sonnenuntergänge
hinter dem Ofen zu singen
mit den Schwalben
kehren die Toten zurück
wir sind
wo Kreise sich schneiden.
2
Eine Handvoll Erde
ein Blick im Vorübergehen
Namen
getrennt vom Gesicht
und weiter durch Geflimmer
dreht sich der Weg
während ich stehe
fällt mein Schatten hin
Wegwarte Cekanka
rot wie Blut
rot wie Supernova
vierhändig zu spielen
dort Schritte hier
das Echo der Schritte
die Farbe wechseln
Farbe bekennen
und wenn sie nicht
Fortsetzung folgt
manchmal von vorn an
Trip to Elsewhere
und jetzt nach jetzt
auf einem Endlosband
Schnee Regen
Regen Schnee
Gegenwart
und so war es
im Flüchten der Sterne
Suite für Sekunden
weiße Leinwand
leeres Blatt
so könnte es anfange
und so fängt es an.
3
Wolken weiß
Wolken schwarz
Yün
ch'ü-lai
schon
fliegen wir
auf Pappelschatten
ins Erlengerede
Abschiedzeilen
am wirklichen Himmel
Fäden ziehen
Altweibergewäsch
rufst du mich
wenn ich dir antworte
ein Dreiklang bin ich
und die Umkehrungen
je dunkler je heller
an Zeichen entlang
wo sich die Straße
bieget, und
am Sankt Nimmerleins Tag
im Niemandsland
Klang Farben
Farben Klang
dein Grün mein Grün
dazwischen wachen Felder auf
gelbsüchtig
blauäugig
Gegenwart ist
eine Erinnerung von gestern
das Ferne nah
das Nahe fern
4
Alkmene!
Ach!
wer warst du
wer bist du jetzt
das Hin und Her
in einem Trickfilm
leere Nester
gefüllte Körbe
jede Ähnlichkeit
ist Zufall
und fällt dir zu
wem sonst
die Antwort ist: nichts
und was fragst du
schreib mir
ich warte
all the world's a stage
much ado about nothing
fin de partie
ja da war i scho amol
nicht mehr dort
noch nicht hier
Zeit
die Sonnenuhren zu stellen
chaque instant de la vie
wie man so sagt
sagt man so wie
quando sag mir quando
wie Wald wie Rostflecken
in allen Wipfeln balde
der Kuckuck läßt
nichts mehr von sich hören
5
die Öchsle
da hocketse
vorm Scheunentor
vorm Berge
Bilderbücher
sind voll davon
Sternbilder
Kinder auf der Wiese
Schnee
zwischen den Zeilen
Schnee
auf den Lidern
war da nicht etwas?
wie war das nur?
mots survants
de la vie
früh wenn die hähne
leuchtet sogar der Lärm
jenseits des Eisbruchs
holt die Sonne uns ein
im Schweigen
zu Hause
niemand im Spiegel
restlose Gegenwart
noch ein Sofortbild
noch ein Sofortland
Schatten
Risse
und wenn sie nicht
und wenn sie nicht
altes Lied
für Geigen und Robinien
6
tritt nur herein!
greif nur hinein!
ein Sprung ins Leere
nächsten level bitte
Spielfeld See
die Reiher stellen sich auf
Flügelschlag der Schnee-Eule
am Rand der Dämmerung
unter dem Strich
was zählt
was nicht zählt
unter dem Himmel spielen
irgendwie verzofft
irgendwie versifft
es fiel ein Reif
fiel ein Reif
trocken Brot
Morgenrot
und vor dem dritten Reim
der umgestürzte Hafen
über die Roßbreiten
über Ewigkeiten
ein Zeigersprung
ein Zeilensprung
Wunsch Traum atemlos
sich fallen lassen
(laß den Fallschirm zu
du Schuft!)
nach den Arterientagen
Venus der Venen
Berberitzen
Fliederbeeren
7
zur halben Nacht
im doppelten Mantel
im halben Mantel
I'm gonna wait
Kaffeesatz
Rauchzeichen
Horizontlinien
im Buch der Unruhe
noch einmal
Anfang spielen
von Anfang an
spielen
Wegkreuze
Kreuzwege
Steinkreise
Wendekreise
Gegend
überlichtet
Seelandschaft
mit Pocahontas
vieil océan
aux vagues de cristal
Wasser viel zu tief
Ufer fern genug
Rundblick mit Petrarca
bergabwärts allein
jetzt käme ein Wind
käme dein Schatten ans Fenster
dis-le-moi
dis-le-moi, océan
im Wirbel
am Rand
8
du kehrst die Scherben raus
ich lege dich aufs Papier
P.S. das Schiffchen ist fertig
kommt der Fluß zurück
war alles tot
alle sind schon da
Grautöne
Rottöne
der Himmel ist weiß
ein schwarzer Fleck
der Himmel ist kalt
eine kleine Kurskorrektur
nochmal die Miesmuscheln
durchkolorieren
bevor wir vom m
zum n wechseln
hinter dem Spiegel versteckt
die Schrift
Narzissenglück
nichts davon zu wissen
Phantasiestück
für zwei leere Hände
aimai-je un rêve?
tant pis!
Poesie der Zwischenräume
Fußnotenprosa
Versuche über Versuche
am Rand des Papierkorbs
das letzte Kreuzworträtsel
bleibt ungelöst
dunkle Figuren lösen sich
in dunklen Straßen auf
< Programm
| Und Stuttgart wo ich (Chronologie)
| Californian Sonata
/ Spracherwerb | Co(g)ito ergo sum | Botnang
die Welt (1) | Botnang die Welt (2) | GegenWelten
| Auf der nämlichen Erde >