Le but ultime
du monde c'est le livre.
Und die Erde wird
schön sein: Himmel, Felsen, Meer.
Shizuka, sora to mu.
Ich schreibe meinen
Namen in den Wind; ihm ist
schwer zu widerstehn.
Wie Mimosenstaub treibt er
die Buchstaben vor sich her.
Die Korallenschrift
der Vogelfluglinie,
eine Partitur
für Flugfische und Seepferdchen.
Ich lerne Noten lesen.
A meal in mutton,
mutton, why is lamb cheaper.
Repeat instruction.
Vor blauem Albhimmel ziehn
Lämmer wie Wolken dahin.
Jederzeit ist es
Zeit, ein Gedicht zu machen.
Im Regen blinzeln
die Knospen des Fächerahorns
mir verschwörerisch zu.
Schalen der Waage
und die geschälte Rinde,
blätternde Blätter,
Seiten der Buche, das Buch -
because so little is more.
Seit ich Chlebnikov
unter dem Hundsstern getroffen
habe, spreche ich
die Sternensprache, zas für
uzas, mache ich Fortschritte.
Fische im Wasser
Pflanzen auf der Erde
Vögel in der Luft
Spiele und Geographie
Geographie und Spiele.
Verfangen im all-
täglichen Gestrüpp - schon sind
die Tage gezählt,
die Schlinge meines Lebens
halte ich für Freiheit.
Wenn die Bücher aus-
gelesen, die Saiten verstimmt,
die Bilder verblaßt sind
flüchten die Tauben aus dem Glockenturm
und umkreisen das Dorf.
Rückruf der Liebe
aus versunkener Zeit im Meer,
Strandgut durch Brandung.
Vögel unter dem Himmel.
Lilien auf dem Felde.
[1995]
ich hab mich einem krebs versprochen
und werde es nicht überleben
zu kreuze bin ich noch nie gekrochen
das wird es auch diesmal nicht geben
ich hab dem krebs einen finger gegeben
er griff nach der ganzen hand
wir werden ein weilchen im krebsgang leben
dann verliern sich die spuren im sand
so einfach ist das und so ist es eben
der wind dreht und es wird frisch
seit ich mich einem krebs hingegeben
steht krebssuppe auf dem tisch
in die hab ich hineingegeben
die reste eines gedichts
meine wörterwelt den traum ein leben
einen augenblick alles und nichts
ich habe mich einem krebs hingegeben
und habe nichts zu bereun
die blätter fallen schon doch daneben
wirds blütenblätter schnein
ich hab mich einem krebs versprochen
und werde es nicht überleben
ich habe noch nie ein versprechen gebrochen
das wird es auch diesmal nicht geben.
[1998]
ich sehne mich
aber die vögel wollen nicht ziehen
noch schlägt mein herz
und der gebrochene flügel
wächst langsam zusammen
der krebs hat seinen panzer
die schnecke ihr haus
ich trage die scheidemünze
unter der zunge der kurs
ist nicht günstig
immer will ich dir sagen
wie lieb du mir bist
ins nächtliche geschrei der katzen
fallen die hunde ein kein hahn
kräht danach
deine briefe fledermäuse
in der dämmerung
deine augen eulenaugen
im negev dein gefieder
ein wind der abends einschläft
ungeduldig warte ich
auf besuch
wenn du bei mir wärest
wenn du bei mir bist
wenn du bei mir sein wirst
im kalender tage
an den fingern zähle ich nach
jerusalem ist eine jahreszeit
nichts weiter 800 meter hoch
eine stunde entfernt
lashana haba’a bijrushalajim
lashana haba’a bijrushalajim
alles andere weiss man
aus der zeitung leserzuschriften
flaschenpost in der regenzeit
tausend jahre ein tag
zwölf jahre eine ewigkeit
rauch des dezemberhimmels
von en kerem steigt nebel auf
es gibt kein firmament mehr
und unsere namen
aufgerufen im himmel
sonnenuntergänge zwischen
chromgelb und geraniumrot
ich denke weissblau
die lichtverhältnisse sind
das problem die farbe der steine
die rote katze
auf dem campus und moshe
der auf ein abendessen vorbeimault
im gedächtnis die stimme anitas
wie sie löwenzahn sagt
schon werden die tage länger
mit dem vollen mond
mit dem leeren mond
ein jahr ists jetzt her
etwas mehr als ein jahr
nicht gezählt die nächte
die ich bei dir war
erinnerst du dich
wie wir über die leine sprangen
und über die donau fuhren
gesteinigte landschaft
mauern aus mauern
die mauer
lashana haba’a bijrushalajim
bashana haba’a bijrushalajim
die wasserscheide ist überschritten
schon liegt tsofim hinter
und die wüste vor uns
in den gärten en gedis
verstecke ich mich
wenn wir über den jordan gehen
werde ich dir yam kinneret
übersetzen und yam-ha-melah
sodom wie war das
gedanken auf durchzug
geschichte aus zitaten
rahel am brunnen
shoshanna im bade
die shofaroth von yeriho
mazada ist gefallen
ich habe die sanduhren gestellt
rot grün und braun grau
verrinnt die zeit
in en sheva wird das brot knapp
und in kefar nahu das wasser
das gebrochene auge des schakals
neben der straße
weiß davon nichts
wunder hat es nie gegeben
sie sind lange her
wenn der schneegipel
des hermon aufrötet
über dem blütenmeer
wecke ich dich
unter dem apfelbaum
lashana haba’a bijrushalajim
bashana haba’a bijrushalajim
leshana haba’a bijrushalajim
sprich wörtlich
buchstäblich
taf shin resch kuf zadik
pe ain samech nun mem
lamed kaf jod tet chet
sain wav he chalet
gimel bet alef
wer spricht
sprichst du
spreche ich
sababa
ezeh ba’asah
stehe auf nordwind
und komm südwind
und wehe durch meinen garten
ich schlafe
aber mein herz wacht
shumi shumi
ha shulamit
kehr um kehr um
wir werden gewürzwein
trinken und granatapfelsaft
am ende denke ich
liegt eden vor uns
irgendwo da vorne
nächstes jahr in jerusalem
lashana haba’a bijrushalajim
[1998/99]
< Programm | Und Stuttgart wo ich (Chronologie) | Californian Sonata / Spracherwerb | Co(g)ito ergo sum | Botnang die Welt (1) | Botnang die Welt (2) | GegenWelten | Auf der nämlichen Erde